Vor 90 Jahren: Trostrunde führte die SpVgg zum Meistertitel

7.7.2019, 21:00 Uhr
Vor 90 Jahren: Trostrunde führte die SpVgg zum Meistertitel

© Foto: Archiv der SpVgg Greuther Fürth

Wieder einmal hat der DFB den Modus der Deutschen Meisterschaft geändert. Während die Ersten der Bezirksmeisterschaften direkt für die Süddeutsche Meisterschaft qualifiziert sind und dort die Teilnehmer der DM ausspielen, dürfen die Zweiten und Dritten der Bezirke in zwei getrennten "Trost-Ligen" jeweils einen Staffelsieger ausspielen.

Diese ermitteln in einem Entscheidungsspiel einen Teilnehmer an der Deutschen Endrunde. Die Fürther rettet das: Denn in der Bezirksliga Bayern Nord sind sie punktgleich mit dem 1. FC Nürnberg, nun muss man in einem Entscheidungsspiel den Bezirksmeister küren. Im Nürnberger Stadion setzt sich der FCN knapp mit 4:3 durch.

Was in früheren Jahren das Aus bedeutet hätte, bietet durch die "Trostrunde" noch die Möglichkeit, zur DM zu kommen. Dort marschiert Fürth von Sieg zu Sieg. Eine 1:2-Niederlage bei den Stuttgarter Kickers bleibt die Ausnahme und ohne Folgen, bei Kantersiegen wie dem 4:1 gegen den VfB Stuttgart, dem 8:0 gegen Phönix Karlsruhe oder dem 6:1 gegen den Freiburger FC sind die Ronhofer ungefährdet.

Während die Konkurrenz in harten Spielen um die Süddeutsche Meisterschaft kämpft, können sich die Fürther locker einspielen – ein Vorteil, den die zeitgenössische Fachpresse heraushebt.

Am Ende der Trostrunde am 26. Mai bekommt 1860 München in Fürth eine 7:2-Packung. Mit 71:18 Toren und 26 Punkten aus 14 Spielen (2-Punkte-Regel) gehen die Fürther als Favoriten ins Frankfurter Waldstadion zum "Trostrunden-Finale" gegen den FSV Frankfurt. Durch Treffer von Georg Kießling und Georg "Allan" Frank holt sich die SpVgg einen 2:0-Sieg und die Startberechtigung für die DM-Endrunde.

Treffen mit dem Angstgegner

Im Achtelfinale misst sich das Kleeblatt mit Fortuna Düsseldorf – und das im Nürnberger "Zabo". Im längst überbauten Rund des Erzrivalen tut sich das Kleeblatt in der ersten Hälfte schwer. Zur Pause steht es 1:1, dann müssen die Düsseldorfer der Überlegenheit der Fürther Tribut zollen, die SpVgg gewinnt klar 5:1. Rupprecht und Frank treffen je zweimal, einmal netzt Franz ein.

Und so trifft man im Viertelfinale auf einen alten Bekannten. Der HSV, für den die SpVgg ein Angstgegner ist, erwartet das Kleeblatt am 30. Juni in Altona. Die 30 000 sind fast komplett auf Seiten der Hanseaten – doch Frank erzielt das 0:1. Rupprechts Abstauber zum 0:2 in der 47. Minute ist der Endstand, da sich der HSV im Rest der Spielzeit an der von Hans Hagen und Ludwig Leinberger glänzend dirigierten Fürther Defensive eine blutige Nase holt. "Die Fürther haben den HSV billig bedient", kann man in der Fachpresse nachlesen – das Ergebnis hätte höher für die SpVgg ausfallen müssen.

So geht es am 7. Juli 1929 wie schon beim Endspiel der Trostrunde ins Frankfurter Waldstadion. Dort wartet der SC Breslau auf das Kleeblatt. Die Breslauer haben nach Verlängerung den FC Bayern München 4:3 besiegt – eine Sensation.

Vor 22 000 Menschen sind die Fürther, manchmal wegen ihrer technischen Überlegenheit auch zur Hochnäsigkeit neigend, von Beginn an mit voller Wucht dabei. "Als ob sie im Ronhof vor eigenem Stammpublikum auftreten", beobachtete der Reporter des Fachblattes Der Fußball. Und so stellt der Jahrhundert-Torjäger der SpVgg, Andreas "Resi" Franz, gleich nach zwei Spielminuten die Weichen: Franz nimmt Maß und trifft mit einem fulminanten 25-Meter-Schuss zum 1:0. Die Fürther erspielen sich Chance um Chance, Georg Kießling markiert das 2:0. Dass den Breslauern durch Blaschke nach einer halben Stunde der Anschlusstreffer gelingt, wirft die Fürther nicht aus der Bahn. Resi Franz (2), Karl Auer und Konrad Rupprecht treffen nach dem Wechsel zum 6:1.

Während sich im anderen Halbfinale Hertha BSC und der Club heftig beharken und die Berliner sich im überhart geführten Wiederholungsspiel in Düsseldorf 3:2 durchsetzen, haben die Fürther Kräfte gespart. Fürth gegen Berlin: Das Finale hält eine Neuauflage des Endspiels von 1926 bereit – und das ausgerechnet in Nürnberg.

Mehr übers Finale am 28. Juli 1929 werden Sie in einem Extra-Artikel lesen

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