Vor Kleeblatt-Gastspiel: Stoische Ruhe in Sandhausen

11.3.2017, 12:14 Uhr
Mit Kenan Kocak bewies der SV Sandhausen ein glückliches Händchen in Sachen Trainerfrage.

© Sportfoto Zink / WoZi Mit Kenan Kocak bewies der SV Sandhausen ein glückliches Händchen in Sachen Trainerfrage.

Groß war der Ärger zum Saisonbeginn beim SV Sandhausen. In letzter Minute war Alois Schwartz nach Nürnberg gewechselt. Zwar versüßt durch eine Ablöse von rund 450.000 Euro, aber zu einem Zeitpunkt, als der Kader zum Großteil stand, die Planungen zur neuen Saison so gut wie abgeschlossen waren.

Der Frust von Geschäftsführer Otmar Schork ist mittlerweile ebenso Geschichte wie die Amtszeit von Schwartz beim Club. Bereits nach dem 23. Spieltag fehlen den Kurpfälzern nur noch neun Zähler zur magischen 40-Punkte-Marke, die stets als sichere Bank für den Klassenerhalt gilt.

Seit dem Aufstieg in der Saison 2010/2011 in die zweite Liga pflügt sich der SVS erfolgreich durchs Unterhaus. Nicht einmal ein Sechs-Punkte-Abzug, verteilt über zwei Spielzeiten wegen Lizenzierungsverstößen, konnte den kleinen Klub in die Knie zwingen. Der SV Sandhausen arbeitet fleißig daran, fester Bestandteil der Liga zu werden.

Ein glückliches Händchen

"Wir müssen extrem fleißig sein. Bei uns ist Ausdauer und Kontinuität gefragt. Momentan sind wir unaufgeregt, weil wir den Trainerwechsel gut verkraftet haben", sagt Schork. Mit Kenan Kocak bewiesen die Verantwortlichen ein glückliches Händchen.

Der 36-Jährige hat es bislang geschafft, einer Mannschaft, die er selbst nicht zusammengestellt hat, den richtigen Matchplan mit auf den Weg zu geben. "Unter Alois ging es um Kompaktheit, gallig zu sein und dreckig zu spielen. Viel lief über die Physis und den zweiten Ball. Jetzt haben wir uns spielerisch extrem verbessert, binden das Mittelfeld ein, vernachlässigen aber nicht die Basisanforderungen", vergleicht Schork den aktuellen SVS mit dem aus der letzten Saison. Mit Kocak (Vertrag bis 2018) soll bald verlängert werden.

Obwohl das Team zuletzt nur einen Punkt aus den jüngsten vier Spielen einsammelte, steht es weiter auf Platz acht der Tabelle. Bemerkenswert ist auch das Vertrauen der Verantwortlichen in den Kader. Während in der Winterpause viele Konkurrenten wieder fleißig Spieler verpflichteten, passierte in Sandhausen gar nichts.

Nervosität ist ein Fremdwort

"Wir hatten sportlich keinen Druck. Sonst waren im Winter immer vier bis neun Spieler verletzt. Wir konnten mit Steven Zellner und Benedikt Gimber sogar zwei Akteure abgeben", sagt Schork. Nervosität ist bei den Kurpfälzern ein Fremdwort. Stattdessen wird mit stoischer Ruhe weitergearbeitet. "Naja, unaufgeregt sind wir nicht. Wir stehen schon unter Strom und wollen in dieser geilen Liga bleiben. Für uns ist das eine Freude und keine Strafe, wie das vielleicht manch etablierter Klub denkt, der in die Bundesliga will", sagt Schork.

Unangenehm war es schon immer, in Sandhausen zu spielen. Die Gemeinde zählt 14.500 Einwohner, mit 6,8 Millionen Euro hat der Verein den kleinsten Lizenzspieleretat der Liga. "Jeder wusste: Hier kannst du nur verlieren. Und es kam auch öfters vor, dass nach einer Niederlage bei uns der Trainer des Gegners ausgetauscht wurde. Bei 1860 ist das schon zweimal passiert", erzählt der Geschäftsführer.

Um die Klasse auf Dauer halten zu können, ist Schork bei der Spielersuche vor allem in den unteren Ligen unterwegs. "Wir müssen fleißiger und überall präsent sein. Und wir haben mittlerweile 14 Spielern aus der dritten und vierten Liga zum Sprung nach oben verholfen. Bei uns stimmt der Teamgeist."

Chancen für Underdogs

Florian Hübner (Hannover 96), Lukas Kübler (SC Freiburg) oder Aziz Bouhaddouz (St. Pauli) führt Schork beispielhaft an. "Aziz haben wir mit 27 Jahren von Leverkusen II geholt, als vermutlich keiner mehr an ihn geglaubt hat. Auch Danny Blum, der aus schwierigen Verhältnissen stammt, haben wir eine Chance gegeben", sagt Schork nicht ohne Stolz.

Mittlerweile kann es sich der SVS sogar erlauben, einen gestandenen Profi wie den Ex-Fürther Markus Karl (beim Kleeblatt von 2003-05 und 2007) auf der Bank sitzen zu lassen. Für die Partie gegen Fürth stehen mit Stürmer Andrew Wooten und Innenverteidiger Tim Kister wieder zwei Alternativen mehr zur Verfügung. Fraglich sind hingegen die Einsätze von Denis Linsmayer (Schlag auf den Knöchel) und vom Ex-Fürther Thomas Pledl (Probleme mit dem Hüftbeuger). Daniel Lukasik muss nach der fünften Gelben Karte aussetzen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare