Warum Fußball und Kultur doch zusammenpassen
23.10.2014, 08:22 UhrDie Stimmung ist gut. Das ist sie eigentlich immer, wenn man sich trifft. Das ist nicht selbstverständlich, geht es bei der Pressekonferenz doch um Fußball. Und der schafft es nicht zuletzt in Nürnberg immer wieder, vielen die Laune zu verderben. Ulrich Maly zum Beispiel, Oberbürgermeister, Club-Fan. Aber weil die Stimmung gut ist, nimmt Ulrich Maly den holprigen Start seines Lieblingsvereins in die Zweitligasaison locker und konstatiert schlicht, dass die „zwei wichtigsten Mannschaften des Landes nach der WM ins Straucheln geraten sind“. Gemeint sind der Club - und die Nationalmannschaft.
Genau diese beiden Teams verbindet etwas in Nürnberg: die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur. Wieso? Weil eben die Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land, mit der Nationalmannschaft, der Auslöser war, um sie zwei Jahre vorher zu gründen. Und weil eine Einrichtung, die sich dem Runden im Eckigen widmet, am Verein vor der Tür nicht vorbeikommt.
Also ist die Nationalmannschaft, stellvertretend für die große Fußballbühne, immer wieder Thema; zu EM und WM wartet die Akademie stets mit einem großen Programm auf, samt dem Public Viewing im Kulturgarten. Aber auch der 1. FC Nürnberg wird regelmäßig, zum Beispiel in der Podiumsdiskussions-Reihe, „Weißt du noch, damals . . .!?“, thematisiert.
Zehn Jahre Deutsche Akademie für Fußball-Kultur — in Nürnberg. Das beschert der Tageszeitung vor Ort eine Fülle von Bildern, könnte man meinen, zu denen nun, zum Jubiläum, für eine Sonderseite nur mal kurz die Schönsten ausgewählt werden müssen. Und tatsächlich: Die Bilder sind zahlreich. Von Projekten, hinter denen die Akademie steckt, von der jährlich stattfindenden Gala, von zig Legenden rund um das Leder, das heute gar kein Leder mehr ist. Nur eines ist auf nur wenig Fotos zu finden: ein Fußball.
Das Spiel und alles, was es umgibt
Und irgendwie macht genau das die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur aus. Um den Ball dreht sich letztendlich alles. Nur: Zu sehen ist er dabei nicht unbedingt. Stattdessen wird über das Spiel geredet oder über alles, was es umgibt, vom Fan (mit seinen Höhen und Tiefen) bis zur Liga und allen Gremien, wie in diversen Veranstaltungsreihen. Die Gäste sind dabei nicht zwangsläufig Fußballer oder Ehemalige, sondern stammen aus Wirtschaft, Medien oder Politik. Oder es wird rund um das Rund gedichtet, wie beim Fußball-Poetry-Slam.
Ulrich Maly hat die Akademie mal als „eine Idee von ein paar kreativen Verrückten“ bezeichnet. Heute ist sie auch Kontakt- und Infopool (so beschreibt man sich auf dem eigenen Twitter-Profil) für Kreative, die verrückt nach Fußball sind. „Rund um Fußball können wir bei fast allen Themen weiterhelfen, mindestens mit einem Ansprechpartner“, sagt Birgit Glöckl, Leiterin der Akademie und Nachfolgerin von Gründungsleiter Günter Joschko.
Gegründet aber hat die Akademie nicht eine Person, hinter ihr stecken vielmehr Schwergewichte, die finanziell und/oder organisatorisch involviert sind. Das sind die Stadt Nürnberg, der kicker und easyCredit. Treffen die vor der Presse aufeinander, ist die Stimmung oft gut. Dann steht meistens die Gala der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur an, der Deutsche Fußball-Kulturpreis.
Der Höhepunkt des Jahres — bei dem jedermann (Fanpreis) ebenso abräumen kann wie sozialpädagogisch (Bildungspreis) sowie künstlerisch (Buchpreis) Kreative - hat wiederum selbst einen Höhepunkt: den Walther-Bensemann-Preis. Dessen Träger sind echte Fußballhelden: Bis auf Alfredo di Stefano hat gar jeder, Beckenbauer, Seeler und Co., den Preis selbst abgeholt. Heuer wird Ottmar Hitzfeld geehrt - just nach dem Ende seiner Karriere im Fußballgeschäft. Aber das Runde gerät, bei der Fußball-Kultur, eben schon mal ins Abseits.
Die Gala der Fußball-Akademie am Freitag, 24. Oktober, wird live im Internet übertragen, auf www.kicker.de
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