"Warum nicht jetzt?" - Katja Bartsch will es wissen

14.3.2012, 12:36 Uhr
Von der Couch zurück in den Rennradsattel: Katja Bartsch bereitet sich auf ihren ersten Langdistanz-Triathlon vor.

© Mark Johnston Von der Couch zurück in den Rennradsattel: Katja Bartsch bereitet sich auf ihren ersten Langdistanz-Triathlon vor.

Irgendwann war Katja Bartsch klar, was ihr all die Jahre gefehlt hatte. Irgendwann spürte sie die Liebe wieder aufflammen. Die Liebe zu diesem Sport, der ihre Jugend geprägt hatte, für den dann aber plötzlich kein Platz mehr in ihrem Leben blieb. Weil der Beruf wichtiger war. Und, na ja, weil es nach einem langen Arbeitstag schon auch ganz schön bequem auf der Couch sein kann. Bequemer jedenfalls als im Rennradsattel. Oder als im Hallenbad.

Aufgewachsen ist Katja Bartsch in Schwanstetten. Schon als Vierjährige stand sie als kleine Helferin am Streckenrand, wenn die großen Athleten aus allen möglichen Ländern zum Langstrecken-Triathlon von Roth antraten. Die Rennrad-Leidenschaft ihrer Eltern teilte die Tochter erst einmal allerdings nicht. Erst als 14-Jährige entschied sie sich für den Leistungssport – und begann beim SC Roth – der mittlerweile in der TSG 08 Roth aufgegangen ist - selbst mit Triathlon.

Fleiß und Ehrgeiz führten die nur 1.60-m-große Athletin bis in den Bayernkader. Doch mit 21 war Schluss. Die Liebe war abgekühlt. Ihren letzten Wettkampf bestritt Katja Bartsch 2005 über die Olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen)

Danach hatte der Beruf Vorrang. Ein duales Studium – Master of Business Administration an der Uni und Ausbildung zur Industriekauffrau bei einem großen Unternehmen – forderte die ganze Frau. Außerdem: „Wenn man erst einmal aufgehört hat zu trainieren, gewöhnt man sich an eine gewisse Faulheit.“ Zwischendurch lief sie mal ein bisschen Halbmarathon. „Aber ich habe immer mehr Bürospeck angesetzt.“

2011 krempelte die mittlerweile verheiratete junge Frau ihr Leben allerdings wieder um. Sie kündigte den Job und begann ein Sportstudium an der TU München. Und sie entschied sich im März, als Schwimmerin am Staffelwettkampf beim Challenge Roth mitzumachen. Das wiederum genoss sie so, dass sie sich noch am Tag des Wettkampfs für den Challenge 2012 anmeldete – diesmal für den Einzelwettbewerb. „Ich habe gemerkt, was mir gefehlt hat“, sagt sie. „Das mit der Langdistanz wollte ich schon immer. Und dann habe ich mir gedacht: Warum nicht jetzt?“

Im Oktober begann sie mit der zielgerichteten Vorbereitung. Für Leistungsdiagnostik und maßgeschneiderten Trainingsplan engagierte sie Trainerin Susanne Buckenlei. Auch ein neues – teures - Wettkampfrad gönnte sie sich.

Seitdem hat Katja Bartsch viel unter einen Hut zu bringen: Das Studium, für das sie zwischen München und ihrem Wohnort Wolkersdorf pendelt. Die Arbeit jeden Montag als Werkstudentin in Erlangen. Ihr Engagement im Sportverein als Schwimmtrainerin für sieben- bis zwölfjährige Kinder. Und die eigenen Trainingseinheiten. Pro Woche sind das mindestens: Zweimal Schwimmen, zwei- bis dreimal Laufen, zweimal Radfahren und ein- bis zweimal Fitnessstudio. Ihr Mann unterstützt all das. Er läuft selbst Marathon.

Die ersten positiven Veränderungen bemerkt die 28-Jährige an sich schon: „Ich habe plötzlich keine Lust mehr auf Junkfood. Ich komme an den Ständen am Bahnhof, bei denen es immer so verführerisch riecht, problemlos vorbei.“ Außerdem kehrt ihr Körpergefühl zurück. Der gelegentliche Muskelkater macht ihr nichts. „Ich mag das auch, wenn alles weh tut.“

Momentan kann sie das besonders oft genießen. Denn jetzt, in der vorlesungsfreien Zeit, intensiviert sie ihr Training. So lange, bis sie etwa auf 25 Stunden pro Woche kommt. Als sie Ende Februar eine Woche Skilanglauf in Thüringen einlegte, erwischte sie allerdings eine Erkältung. Doch die ist auskuriert.

Ende März geht es ins Trainingslager auf die spanische Insel Mallorca. Der erste Wettkampftermin steht auch schon fest: Der Halbdistanz-Triathlon (1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren, 21km Laufen) am 20. Mai in St. Pölten. Eine erste ernsthafte Belastungsprobe für die wiedergekehrte Liebe.

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