Wiesinger ist auch nach dem Sommer Trainer

13.5.2013, 06:59 Uhr
Wiesinger ist auch nach dem Sommer Trainer

© Sportfoto Zink

Überschwänglich fiel die Umarmung nicht aus, herzhaft war sie schon. Seit einer knappen Stunde war am Samstag die Bundesligapartie zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Nürnberg im Rheinstadion beendet, da trafen sich auf einem der Stadionflure: Michael Wiesinger und Martin Bader. Der Sportdirektor drückte den Trainer, der Trainer drückte zurück, man verabredete sich für den Sonntag — dann ging jeder seiner Wege, lächelnd.

Dass man sich in Zukunft weiterhin häufiger sehen wird, steht seit Samstag fest. Im Dezember war Wiesinger am Valznerweiher befördert worden, weil Bader der Wunschtrainer abhanden gekommen war. Nach Dieter Heckings Wechsel zum VfL Wolfsburg suchte Bader einen Trainer, „der keine größeren Experimente macht“. Für taktische Spielereien war ja tatsächlich keine Zeit, der 1. FCN befand sich im Dezember 2012 wie so oft im Bundesliga-Abstiegskampf.

Wiesinger übernahm gemeinsam mit Armin Reutershahn, der vorher Hecking als Co-Trainer unterstützt hatte und nun gleichberechtigt mit Wiesinger dafür sorgen sollte, dass der 1. FC Nürnberg „sicher den Hafen erreicht“ (Bader). Der Hafen ist die erste Bundesliga — und dass Nürnberg ein weiteres Jahr dort verbringen darf, steht nun schon seit einiger Zeit fest. Seit Samstag haben sie beim Club nun endlich auch über 40 Punkte gesammelt — Klassenverbleib und 40 Punkte, das waren die Vorgaben an jenes Duo, dem Bader jetzt konstatiert, „dass vieles richtig gemacht worden ist in einer schwierigen Phase.“

Wobei, was heißt schwierig. „Echte Krisen“, sagte Wiesinger in Düsseldorf, „haben wir ja vorher nicht gekannt.“ Vorher, das war die Zeit vor jener Phase, die jetzt in Düsseldorf ein Ende gefunden hat. Eine etwas peinlich geratene Testspielniederlage gegen den Jahn Regensburg, ein 0:3 beim Meister aus Dortmund — sonst war lange alles wunderbar für Wiesinger, Reutershahn und Bader.

Keine Experimente

Vor dem Auftritt bei der Fortuna aber hatte Nürnberg viermal in Folge keinen Punkt geholt, hatte das Derby gegen den Tabellenletzten aus Fürth verloren und die Partie beim Vorletzten in Hoffenheim. Dass aber nach dem Derby die leicht bessere Mannschaft als Verlierer vom Platz gegangen war, dass zu der unheilvollen Serie auch Niederlagen gegen den FC Bayern München und Bayer Leverkusen beigetragen hatten — das interessierte kaum noch in der öffentlichen Betrachtung.

„Bei noch zwei Niederlagen fliegt mir auch das um die Ohren“, sagte Bader vor dem Spiel in Düsseldorf. Er meinte die Vertragsverlängerung mit den beiden Trainern. Gesprochen hatten sie trotzdem schon in der vergangenen Woche miteinander. Es waren angenehme Gespräche, die Bader jetzt fortsetzen möchte. „Wenn er will“, sagt Bader. Er, das ist Wiesinger, der natürlich wollen wird.

„Ich will Bundesligatrainer sein“ — so hat das Wiesinger nach seiner Vorstellung im Winter gesagt, so hat man das seither häufig von ihm gehört. Ob er auch Bundesligatrainer sein kann, wurde in ähnlicher Regelmäßigkeit bezweifelt. Wiesinger, der einst Ingolstadt in die 2. Liga geführt hatte, galt als zu brav, zu nett, zu ruhig. Nett, brav, ruhig, so hat das Nürnbergs Innenverteidiger Timm Klose in dieser Zeit auch ständig sagen müssen, sei dieser Trainer überhaupt nicht. Angenehm, so sagte das Klose immer, wenn er gefragt worden war, verlaufe die gemeinsame Arbeit. Von ihm aus, sagte Klose, dürften Wiesinger und Reutershahn gerne weitermachen.

Von ihm aus dürften Wiesinger und Reutershahn gerne weitermachen — Michael Wiesinger sagt das lieber nicht. Stattdessen hat er auch in Düsseldorf betont, wie sehr er sich gefreut hat, dass er im Winter diese „Riesenmöglichkeit bekommen“ hat. Ein wenig Werbung in eigener Sache wagte Wiesinger dann aber doch noch: „Einen Zugang zu finden und mit der Mannschaft die Kurve zu kriegen, das spricht doch für gute Arbeit.“

Einen Zugang zur Mannschaft hat er ja tatsächlich gefunden, was wahrscheinlich nicht einfach war, weil diese Mannschaft zum einen eine sehr selbstbewusste ist, zum anderen zum größten Teil von Dieter Hecking zusammengestellt wurde. Keine Experimente — daran hat sich Wiesinger in seiner Zeit als Chef gehalten, er hat auch jene Phase überstanden, in der der vornehmlich zweckorientierte Stil des Nürnberger Ensembles dem Publikum ganz gehörig auf die Nerven ging.

In der Sommerpause darf Wiesinger endlich damit beginnen, sich eine Wiesinger-Mannschaft zusammenzustellen. „Es ist schon sinnvoll, dass wir fortführen, was wir mit Michael und Armin angefangen haben“, sagte Bader in Düsseldorf, „deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass eine der beiden Seiten noch ausschert.“

Bald also, wenn die neuen Verträge unterschrieben sind, können sie sich wieder drücken, der Sportdirektor und seine Trainer.

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