Vor der Europameisterschaft

Kniffliger Spagat: Eislauf-Duo Hase/Wolodin peilt EM-Gold an

27.1.2025, 10:26 Uhr
Minerva Hase und Nikita Wolodin wollen ihre erste EM-Medaille holen.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa Minerva Hase und Nikita Wolodin wollen ihre erste EM-Medaille holen.

Trotz ihrer Favoritenrolle üben sich Minerva Hase und Nikita Wolodin vor der Eiskunstlauf-Europameisterschaft in Estland in Zurückhaltung. "Ich mag jetzt nicht direkt sagen: Wir wollen Erster werden. Unsere Zielsetzung ist, so gut wie möglich zu laufen bei diesem Wettkampf", sagt Hase.

2022 brachte der russische Trainer Dimitri Sawin die beiden zusammen - bislang ist es eine echte Erfolgsgeschichte. Zweimal gewannen die Paarläufer das Grand-Prix-Finale, das als wichtigster Wettbewerb nach den großen Meisterschaften gilt. Bei ihrer ersten gemeinsamen Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr landeten Hase/Wolodin auf Anhieb auf dem dritten Rang.

Weltklassepaar will Revanche nehmen

Einmal lief es bei dem aufstrebenden Spitzenpaar allerdings nicht. Ausgerechnet bei der EM vor fast genau zwölf Monaten patzten die beiden. "Da waren wir uns ziemlich sicher, dass wir aufs Treppchen kommen und dann haben wir eine so schlechte Kür gezeigt, dass wir doch noch runtergerutscht sind", sagt Hase.

Bei der EM in der estnischen Hauptstadt Tallinn in dieser Woche wollen sich die beiden 25-Jährigen revanchieren, auch wenn der Fokus nach vorn gerichtet ist. "Natürlich versucht man, jetzt nicht mehr so viel darüber nachzudenken", sagt Hase vor dem Kurzprogramm am Mittwoch (12.00 Uhr/sportschau.de und Discovery+) und der Kür am Donnerstag (18.00 Uhr/sportschau.de und Discovery+).

Wolodin braucht deutschen Pass für Olympia-Teilnahme

Die EM ist jedoch nur ein Teilziel. Im März steht die WM in Boston an und im kommenden Jahr finden die Olympischen Spiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo statt. Die sportliche Qualifikation für Olympia bei der anstehenden WM dürfte kein großes Hindernis darstellen. Ob das Paar an den Winterspielen teilnehmen kann, ist trotzdem offen.

Minerva Hase (l) und Nikita Wolodin sind bei der Europameisterschaft in Tallinn Favoriten auf die Goldmedaille.

Minerva Hase (l) und Nikita Wolodin sind bei der Europameisterschaft in Tallinn Favoriten auf die Goldmedaille. © Laurent Cipriani/AP/dpa

Denn dem in Russland geborenen Wolodin fehlt der deutsche Pass, den er für eine Olympia-Teilnahme braucht. Die größte Hürde ist der obligatorische Deutschtest, für den Wolodin abseits der Eisfläche ordentlich paukt. "Das läuft natürlich permanent nebenbei her", sagt Hase.

Es winkt der größte Erfolg seit sieben Jahren

Der Plan ist, dass Wolodin sich erstmals im Mai dem Test stellt. "Es ist schon schwierig, vor allem wenn wichtige Wettkämpfe anstehen, da immer 100 Prozent Gas zu geben", sagt Hase. Die Berlinerin versucht, ihren Eiskunstlauf-Partner zu unterstützen. Und sie schaut etwas neidisch auf andere Länder. "Es gibt ja sehr viele andere Länder, in denen Pässe verteilt werden, als würde sie es gratis geben."

Schon bei der EM könnten Hase/Wolodin für den größten Erfolg der Deutschen Eislauf-Union (DEU) seit dem Olympiasieg 2018 und dem WM-Titel im selben Jahr von Aljona Savchenko/Bruno Massot sorgen. "Ich bin da auch guter Dinge, dass wir da selbstbewusst angreifen dürfen", sagt DEU-Sportdirektorin Claudia Pfeifer in der Hoffnung auf den großen Coup.

Konkurrenz kommt auch aus dem eigenen Land

Die Konkurrenz für Hase/Wolodin kommt unter anderem aus Italien, Georgien - und aus dem eigenen Land. Denn mit Annika Hocke und Robert Kunkel gibt es noch ein zweites deutsches Toppaar. "Ich finde es sehr schön - vor allem für das Eiskunstlaufen an sich. Konkurrenz belebt das Geschäft", sagt Hase. In dieser Saison mussten die nationalen Kontrahenten aufgrund einer Fußverletzung Hockes mehrere Wochen pausieren und auf die deutsche Meisterschaft im Dezember verzichten.

An der EM wollen Hocke/Kunkel aber teilnehmen. Reha und Physio halfen, wie Hocke dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) sagte: "Wir haben relativ schnell wieder mit dem Programm-Training angefangen und alles gegeben, um zur Europameisterschaft wieder so fit wie möglich zu sein."

Im Paarlaufen Weltspitze, in den anderen Disziplinen nicht

Während Deutschland im Paarlaufen für die nahe Zukunft gut aufgestellt ist, sieht es in den anderen olympischen Eiskunstlauf-Disziplinen mau aus. Im Eistanzen peilen Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan in Tallinn zumindest einen Platz unter den besten Zehn an.

Im Einzel sind deutsche Athletinnen und Athleten seit Jahren weit entfernt von Medaillenrängen bei Europameisterschaften und der Weltspitze. Just dort haben sich Minerva Hase und Nikita Wolodin längst etabliert.