Wintersport

Deutsches Eiskunstlauf-Team zwischen Glanz und Grauen

30.03.2025, 04:23 Uhr
Minerva Hase (l) und Nikita Wolodin sorgten mit Silber für den deutschen Lichtblick bei der Eiskunstlauf-WM in Boston.

© Charles Krupa/AP/dpa Minerva Hase (l) und Nikita Wolodin sorgten mit Silber für den deutschen Lichtblick bei der Eiskunstlauf-WM in Boston.

Die Silbermedaille des deutschen Vorzeigepaars Minerva Hase und Nikita Wolodin bei der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft in Boston übertünchte sogar das drohende Einzellauf-Fiasko für die Olympischen Spiele. Während die Deutsche Eislauf-Union (DEU) bei dem Großereignis in Mailand und Cortina d’Ampezzo mit Gold im Paarlauf liebäugeln darf, sieht die Gegenwart abgesehen von Hase/Wolodin finster aus. 

„Wir haben wieder ein Top-Paar, aber leider nur im Paarlauf. Wir wünschen uns natürlich, dass es nicht nur dort diese Leistung gibt“, sagte die Paarlauf-Olympiasiegerin von 2018, Aljona Savchenko. Zwei Startplätze im Paarlauf dank Hase/Wolodin sowie einen Quotenplatz im Eistanz durch den 16. Rang von Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan hat die DEU sicher.

Sportdirektorin: „Natürlich wäre das schon bitter“

Doch bei Männern und Frauen bleibt nur noch eine letzte Quali-Chance. „Es wäre natürlich nicht das, was wir uns als Ziel gesetzt hatten“, sagte DEU-Sportdirektorin Claudia Pfeifer über das mögliche Einzellauf-Debakel und fügte hinzu: „Natürlich wäre das schon bitter.“

Die internationale Konkurrenz ist den Einzelläufern aus Deutschland längst enteilt. Während Superstar Ilia Malinin aus den USA bei seinem WM-Titel allein in der Kür sechs gelungene Vierfachsprünge aufs Eis zauberte, hat der deutsche Meister Nikita Starostin nicht mal einen davon sicher im Repertoire. „Eigentlich braucht es bei den Männern den Vierfachen“, sagte Pfeifer. Das Resultat bei der WM spricht für sich: Starostin wurde 28. und schied damit im Kurzprogramm aus.

Eine deutsche Frau nahm bei den Titelkämpfen in den USA erstmals seit 2003 gar nicht erst teil, weil keine Läuferin die Startvoraussetzungen des Eislauf-Weltverbands ISU erfüllen konnte.

Savchenko: Müssen junge Talente fördern

„Wir müssen schauen, dass wir auch die jungen Talente fördern und unterstützen, damit sie große Stars werden. Ich hoffe, dass sich im Eiskunstlauf etwas ändert“, sagte Savchenko in einem Interview von RTL/ntv.

Bei Qualifikationswettkämpfen in Peking im September geht es um die jeweils letzten fünf Tickets für die Einzellauf-Disziplinen bei Olympia. „Einfach wird das nicht. Das ist ganz klar. Die Einzelläufer wissen, was sie zu tun haben“, sagte Pfeifer.

Russen und Belarussen unter bestimmten Voraussetzungen dabei

Die Konkurrenz wird in der chinesischen Hauptstadt nämlich nicht kleiner. Im Gegenteil: Die ISU lässt für die Wettbewerbe im Reich der Mitte Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus unter neutraler Flagge und strengen Auflagen zu.

Der Weltverband kommt damit der Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees nach, russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler unter neutraler Flagge starten zu lassen. Zu den strengen Auflagen zählen unter anderem die Prüfung öffentlicher Äußerungen und Auftritte mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Nikita Starostin schied bei der WM im Kurzprogramm chancenlos aus.

Nikita Starostin schied bei der WM im Kurzprogramm chancenlos aus. © Charles Krupa/AP/dpa

Minerva Hase und Nikita Wolodin holten bei der Eiskunstlauf-WM Silber und sind auch bei Olympia Medaillenkandidaten.

Minerva Hase und Nikita Wolodin holten bei der Eiskunstlauf-WM Silber und sind auch bei Olympia Medaillenkandidaten. © Charles Krupa/AP/dpa