WM-Kolumne: Overby schreibt über seine Isolation

Petter Øverby

17.1.2019, 16:27 Uhr
Ein Erlanger wehrt sich halt: Petter Øverby verhindert den Wurf auf das eigene Tor bei der Handball-EM 2016

© Attila Kisbenedek/afp Ein Erlanger wehrt sich halt: Petter Øverby verhindert den Wurf auf das eigene Tor bei der Handball-EM 2016

In Norwegen sagen wir: Einer ist immer der saure Apfel im Korb. Der bin in den vergangenen Tagen leider ich gewesen. Eine Grippe hat mich ans Bett gefesselt, ich hatte Fieber und wurde deshalb vom Team isoliert. Der einzige menschliche Kontakt, den ich in den vergangenen 48 Stunden hatte, war der mit dem Arzt. Jeden Morgen und jeden Abend zehn Minuten lang.

Das war der Grund, weshalb ich auch bei den WM-Spielen gegen Österreich (34:24) und gegen Chile (41:20) nicht einmal in der Halle war. Mir ging es schlichtweg nicht gut und ich musste auch darauf achten, niemanden anzustecken. Außer uns sind noch fünf weitere Handballteams in diesem Hotel – da muss ich vorsichtig sein, meine Hände ständig desinfizieren. Aber jetzt bin ich auf dem Weg der Besserung, ich hoffe, dass ich zum abschließenden Gruppenspiel gegen Dänemark (heute, 20.15 Uhr, live und kostenfrei auf sportdeutschland.tv) wieder mit dabei sein kann.

"Sportlich hat die WM für uns hervorragend begonnen"

Ansonsten habe ich von der WM genauso wie ihr vor allem viel im Fernsehen gesehen. Außer Handball habe ich noch viele Serien zu Ende geguckt, die ich schon auf den Reisen mit dem HCE angefangen hatte. Und gestern habe ich auch mit einer neuen angefangen: Blindspot.

Sportlich hat die WM für uns hervorragend begonnen mit all diesen hohen Siegen, beim 40:21 über Saudi Arabien habe ich ja selbst noch auf dem Feld gestanden. Aber es ist auch gefährlich: Wir wissen kaum, wo wir stehen. Wir sind, ehrlich gesagt, natürlich davon ausgegangen, dass wir so oder so ähnlich hoch gewinnen würden. Nun kommt mit Dänemark der erste richtige Härtetest auf uns zu.

"Großes Interesse am Handball"

Während Sergej (Gorpishin, d. Red.) die WM in Deutschland erlebt, spielen wir ja beim anderen Gastgeber in Dänemark. Das macht vermutlich keinen großen Unterschied, in Deutschland und Dänemark gibt es großes Interesse am Handball, und die Menschen sind begeistert, die Hallen voll. Auch bei unseren, zugegeben sehr einseitigen Partien waren viele Menschen in der Halle. Das liegt an den Tagestickets, mit denen man alle drei Spiele des Tages sehen kann. Und immer spielte irgendwann Dänemark, so dass – je näher unser Spiel zu dem des Gastgebers lag, desto mehr Menschen auch bei unseren Spielen waren. Das war zeitweise komisch, denn gegen Saudi Arabien war die Halle nur halbvoll. In der zweiten Hälfte gegen Österreich dann wurde sie nahezu voll – und als die Dänen dann zum Einlaufen in die Halle kamen, war wirklich kein Platz mehr zu ergattern.

"Über 15.000 Menschen in der Halle"

Auch so ein Grund, weshalb ich unbedingt fit werden will für das direkte Duell jetzt mit den Dänen: Über 15.000 Menschen in der Halle und endlich ein richtiger Härtetest für unser Team. Ich denke, wer das Spiel gewinnt, der hat sehr gute Chancen noch weit zu kommen. Und weil Norwegen nicht weit ist von hier, sind auch viele Fans unseres Landes da.

Eine wirklich gute Nachricht ist, dass ich meine Knieverletzung wirklich überhaupt nicht mehr spüre. Alles ist gut verheilt, und ich fühle mich wieder gut. Höchstens ein wenig schlapp noch von der Grippe. Das ist natürlich enttäuschend, aber es bringt ja auch nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sagen wir es norwegisch: Diesmal war eben ich der saure Apfel im Korb.

 

Petter Øverby (26) ist Kreisläufer des HC Erlangen und der norwegischen Nationalmannschaft. Im Wechsel mit seinen Teamkameraden Sergej Gorpishin (Russland) und Christoph Steinert (Deutschland) schreibt Øverby exklusiv an dieser Stelle eine Kolumne zur Handball-WM.

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