Zu aufgeregt und harmlos: FCN scheitert an der Hertha

16.12.2015, 20:57 Uhr
Es sollte nicht sein: Der FCN ist im Pokal gegen die Hertha ausgeschieden.

© Sportfoto Zink / DaMa Es sollte nicht sein: Der FCN ist im Pokal gegen die Hertha ausgeschieden.

Das wichtigste Weihnachtsgeschenk, das hatte Pal Dardai vorher gesagt, fehlte noch, deswegen ging es nach Nürnberg. Der DFB-Pokalwettbewerb ist ein emotionales Großprojekt für Hertha BSC, das Endspiel findet im Berliner Olympiastadion statt – bisher immer ohne den Hauptstadtklub, den Hertha-Trainer Dardai verfolgt das im Schlaf, er träumte erklärtermaßen schon von diesem Finale.

Berlin ist eine der Traumreisen im deutschen Fußball, für die Hertha war es am Mittwoch nur die Heimfahrt – aber für den 1.FC Nürnberg ist der schöne Traum ausgeträumt; im Achtelfinale setzte sich der Bundesliga-Dritte vor 35.204 Zuschauern, einer davon war Javier Pinola, nicht ganz unerwartet und verdient mit 0:2 gegen den Zweitliga-Dritten durch. Schlaflose Nächte wird es in Nürnberg nicht bereiten, der Außenseiter gab einen insgesamt ordentlichen Herausforderer ab. Dardais besonderes Geschenk ist damit verpackt; Weihnachtsstimmung war es freilich weniger, die rund zweitausend Berliner Anhänger zelebrierten, man sah, nach Herthas Führungstor, ein verfrühtes Silvesterfeuerwerk – aber ansonsten wenig besondere Knalleffekte.

Petrak, Hovland, Möhwald und Blum rotieren rein

Dardais Team lieferte eine disziplinierte, sehr solide Vorstellung gegen Nürnberger, die ihre Gäste zwar nie ernsthaft in Bedrängnis brachten, aber sich wenig vorwerfen mussten. Der Spagat zwischen Pokal-Erlebnis und Liga-Ambitionen mit drei Spielen innerhalb von sechs Tagen hatte Trainer Rene Weiler bewogen, seine Formation massiver als erwartet umzustellen. Für Innenverteidiger Georg Margreitter übernahm Even Hovland, in der Zentrale bekam Ondrej Petrak anstelle von Patrick Erras eine unverhoffte Chance, das offensive Duo bildeten Kevin Möhwald und Danny Blum; Tim Leibold und Niclas Füllkrug durften vorerst regenerieren, Guido Burgstaller rückte auf den linken Flügel.

Zu aufgeregt und harmlos: FCN scheitert an der Hertha

© Tobias Lang

Das ließ sich solide an, aber warum die aufstrebende Hertha zuletzt als Meister der Effizienz gefeiert wurde, sah man nach 31 Minuten. Genki Haraguchi passte steil, Vedad Ibisevic legte raffiniert per Hacke ab, Vladimr Darida vollendete aus kurzer Distanz mit links zum 0:1 (32.) – es war die zweite richtige Torgelegenheit des Spiels, zuvor hatte Raphael Schäfer gegen Salomon Kalou in höchster Not klären können. Gegenüber allerdings wurde Rune Jarstein im Hertha-Tor bloß ansatzweise aufgeschreckt, nach Burgstallers Flankenlauf kam Alessandro Schöpf beim aussichtsreichsten Versuch zwei Schritte zu spät.

Füllkrug und Leibold sollen für mehr Esprit sorgen

Mehr war nicht passiert im ersten Abschnitt, in dem Nürnberg seine Balance auf Kosten der Offensive stabil hielt und Hertha keinerlei Anstalten machte, dem Außenseiter ein paar Lücken zu öffnen. Dass man sie besser nicht unterschätzen sollte, haben die Nürnberger mit ihrer jüngsten Erfolgsserie gezeigt, entsprechend diszipliniert agierten die Berliner gegen einen Club, der nach Seitenwechsel den Vorwärtsgang probte. Burgstaller verfehlte per Distanzschuss das Ziel; in diese Richtung sollte es gehen, nach 53 Minuten kamen dafür Füllkrug und Leibold (für die blass gebliebenen Blum und Petrak) ins Spiel.

Burgstaller rückte neben Füllkrug in die Spitze. Herthas Defensive durfte ein paar Bewährungsproben bewältigen, Weilers Elf probte ihren neuen Mut – angetrieben von einem dankbaren Publikum - mit einiger Leidenschaft aus, indes ohne durchschlagenden Erfolg. Den hatten gegenüber wieder die Berliner: Schäfer faustete die Kugel im Getümmel Wieser vor die Füße, der direkt abzog, aber an der starken Fußparade des FCN-Keepers scheiterte.

Brooks macht per Kopf alles klar

Doch der darauffolgende Eckball landete dann doch im Gehäuse: Nach Kalous Eckball sprang US-Nationalspieler John Anthony Brooks am höchsten und traf per präzisem Kopfball zum 2:0, nach 65 Minuten war die Vorentscheidung gefallen. Das Feuerwerk im Hertha-Block fiel etwas dezenter aus; Weilers Elf versuchte es zwar weiter mit Engagement und in der Schlussphase endlich mit dem Mute der Verzweiflung: Bulthuis' Kopfball entschärfte Jarstein sensationell (83.), dann verpasste Füllkrug eine Burgstaller-Verlängerung nur um wenige Zentimeter (85.).

So blieb es beim unter dem Strich verdienten 2:0 des Bundesligisten. Dem 1.FC Nürnberg bleibt noch eine Reise, am Samstag soll beim FC Heidenheim noch ein schönes kleines Weihnachtsgeschenk mitgenommen werden. Die Anhänger auf den Rängen feierten ihren fränkischen Lieblingsverein mit Spielschluss trotzdem.

Der Live-Ticker zum Nachlesen

Statistik:

1. FC Nürnberg: Schäfer - Brecko, Hovland, Bulthuis, Sepsi - Behrens (74. Polak), Petrak (54. Leibold) - Schöpf, Möhwald - Blum (54. Füllkrug), Burgstaller

Hertha BSC: Jarstein - Weiser, Langkamp, Brooks, van den Bergh - Skjelbred (83. Hegeler), Lustenberger - Haraguchi (75. Stocker), Darida (Baumjohann), Kalou - Ibisevic

Schiedsrichter: Tobias Stieler (Hamburg)
Tore: 0:1 Darida (32.), 0:2 Brooks (65.)
Karten: Blum (36.)
Zuschauer: 35.204
 

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