Zu viele Patzer im Pott: Couragierter Club verliert auf Schalke

24.11.2018, 20:29 Uhr
Traf seine alte Liebe mit dem Treffer mitten ins Herz: Ex-Club-Stürmer Burgstaller (links).

© Sportfoto Zink / DaMa Traf seine alte Liebe mit dem Treffer mitten ins Herz: Ex-Club-Stürmer Burgstaller (links).

Den ganzen Tag über hatten Ultras des FC Schalke ihre Arena geschmückt für den großen Abend. Nach viereinhalb Jahren schauten die befreundeten Nürnberger mal wieder vorbei in Gelsenkirchen-Buer, fast 7000 sollen es gewesen sein in der gigantischen Halle. Aus Witterungsgründen hatte die Stadionregie das Dach schließen lassen zur Wiedersehensparty.

 

 

Trotzdem müssen sich die Gäste hinterher gefühlt haben, wie man sich an einem nasskalten, tristen Novembertag eben so fühlt: ziemlich bescheiden. Im sechsten Auswärtsspiel setzte es beim Champions-League-Teilnehmer die vierte Niederlage, der zuvor nach Punkten gleichauf gelegen hatte mit dem Aufsteiger. Bei nur acht erzielten Toren in elf Begegnungen nicht unbedingt überraschend.

Schon in der ersten Halbzeit kamen zwei hinzu, nachdem sich Nürnbergs Defensive in Person von Torwart Mathenia, der kurz vor der Pause verletzt ausgewechselt werden musste, und Margreitter zwei folgenschwere Nachlässigkeiten geleistet hatten. Skrzybski (26.) und Harit (32.) mussten den Ball jeweils nur noch ins leere Tor schieben, Palacios‘ Anschlusstreffer (38.) konterte Burgstaller in der 70. Minute mit dem 3:1, Zrelak verkürzte noch auf 2:3 (79.). Bauers Platzverweis (Gelb-Rot, 67.) erschwerte die Aufholjagd zusätzlich, Skrzybski stellte den Kurs auf Sieg (84.), in der dritten Minute der Nachspielzeit traf Oczipka zum 5:2-Endstand.

Die phantastische Atmosphäre schien zunächst lediglich die Königsblauen zu inspirieren, deren personelle Sorgen die Vorberichterstattung dominierten; viele Verletzte und Formschwache, angeblich auch intern schlechte Stimmung, eigentlich eine Einladung für die Nürnberger, es zumindest mal zu probieren. Zumindest auf dem Papier hatte Trainer Köllner auch so etwas wie kontrollierte Offensive angeordnet, nach Ballverlusten formierte sich hingegen eine Fünferkette mit Petrak als zusätzlicher Absicherung zwischen den Innenverteidigern.

Der Defensivverbund wirkte allerdings nicht besonders gut abgestimmt; Burgstallers wuchtigen Kopfball kratzte Mathenia gerade noch von der Linie (6.), auch bei den Schussversuchen von Harit und Bentaleb hinterließ Nürnbergs Nummer eins einen souveränen Eindruck. Auf der anderen Seite musste sich Fährmann zwei Mal strecken, doch weder Kubo noch Ishak konnten ihn überwinden. Auch Behrens nicht, der in der 25. Minute erstaunlich frei vor dem Schlussmann auftauchte, mit links aber ebenfalls scheiterte.

Palacios staubt ab

Wer 100-prozentige Chancen wie diese nicht nutzt, wird im Fußball gerne bestraft, wobei die Schalker letztlich gar nicht anders konnten, als gleich zwei Tore zu schießen. Erst missglückte Mathenia ein Befreiungsschlag fürchterlich (1:0 Skrzybski, 26.), sechs Minuten später rutschte Margreitter die Kugel bei einer Grätsche durch (2:0, Harit, 32.). Weil sich die Schalker im eigenen Strafraum ähnlich ungeschickt anstellten, stand es weitere sechs Minuten später nur noch 1:2: Palacios staubte nach gehörigem Durcheinander entschlossen ab.

In der Pause durfte sich Bredlow endlich richtig aufwärmen, dessen Einwechslung ebenso von freundlichem Applaus der über 62.000 Zuschauer begleitet worden war wie Mathenias Auswechslung. Zumindest Glück brachte er mit auf den Platz; in der 47. Minute traf Skrzybski nach scharfer Hereingabe von Caligiuri nur das Außennetz, Bentaleb verlor nach sehenswertem Solo die Nerven (53.).

Die Nürnberger ließen sie gewähren und vertrauten dabei möglicherweise auf ihre fast schon obligatorische Steigerung nach dem Seitenwechsel, was auch in der 58. Minute beinahe ins Auge gegangen wäre. Burgstallers Schrägschuss kullerte am hinteren Pfosten vorbei, nach einer Stunde war Schalke dem 3:1 eindeutig näher als der Club dem Ausgleich.

Anschlusstreffer doch nur Kosmetik

Sie kamen kaum noch hinten raus, obwohl es vor allem Ishak mehrfach mit eindeutiger Armbewegung einforderte. Weil sich Bauer Mitte der zweiten Halbzeit mit einem überflüssigen Tritt gegen Harit die zweite Gelbe Karte abholte und seine Mannschaft damit zumindest numerisch schwächte, sollte sich am Verlauf auch nicht mehr viel ändern.

Spätestens nach dem 3:1 durch Burgstaller (70.), der Caligiuris Schuss entscheidend ablenkte, war die Partie entschieden, danach musste sich der Club in Unterzahl mal wieder auf Schadensbegrenzung konzentrieren, bis Zrelak elf Minuten vor Schluss der Ball nach Behrens‘ dopppeltem Pfostenschuss vor die Füße prallte; das 2:3 hatte allerdings nur vier Minuten Bestand, weil Nürnbergs linke Abwehrseite ein letztes Mal auf ein energisches Einschreiten gegen Caligiuri verzichtete, in der Mitte hatte Skrzybski erneut wenig Mühe.

Dass die Schalker und Nürnberger auch in der nächsten Saison eine Party mitsamt beeindruckender Choreografie feiern dürfen, ist am Samstagabend zumindest nicht wahrscheinlicher geworden.

FC Schalke 04: Fährmann - Stambouli, Sané, Nastasic - Caligiuri, Bentaleb, Rudy (Mascarell 80.), Oczipka - Harit (Schöpf 85.), Burgstaller, Skrzybski (Wright 89.)

1. FC Nürnberg: Mathenia (Bredlow 43.) - Bauer, Mühl, Margreitter, Leibold - Petrak - Rhein, Behrens - Kubo (Misidjan 79.), Palacios, Ishak (Zrelak 70.)

Tore: 1:0 Skrzybski (27.) , 2:0 Harit (31.), 2:1 Palacios (38.), 3:1 Burgstaller (69.), 2:3 Zrelak (78.), 4:2 Burgstaller (84.) | Gelbe Karten: Bauer | Schiedsrichter: Winkmann (Kerken) Sonstiges: Gelb-Rote Karte Bauer (67.)  | Zuschauer: 62.271

Hier gibt es den Live-Ticker zum Nachlesen:

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