Zuljs Flatterball lässt Fürth im Frankenderby jubeln

5.3.2017, 15:21 Uhr
Der geht rein! Robert Zulj wurde beim 262. Nachbarschaftsduell zwischen Fürth und Nürnberg zum Derbyhelden.

© Sportfoto Zink / WoZi Der geht rein! Robert Zulj wurde beim 262. Nachbarschaftsduell zwischen Fürth und Nürnberg zum Derbyhelden.

Kurz gesagt: Das Derby hat einen verdienten Sieger: Die Spielvereinigung bezwang einen  ganz schwachen Club. Viel mehr Höhepunkte gab es eigentlich nicht.

Das Niemandsland der Zweiten Bundesliga lag am Sonntagnachmittag eindeutig in Fürth-Ronhof. Der Tabellen-Elfte empfing den -Neunten, beide hatten zuvor 29 Punkte und jeweils acht Siege, fünf Unentschieden, neun Niederlagen. Mehr Mittelmaß ist eigentlich gar nicht mehr möglich.

Der FCN enttäuscht noch mehr

Ein noch abgefälschter Schuss von Zulj in der 77. Minute entschied den fränkischen Clasico, der fußballerisch eigentlich nie hielt, was sich unverbesserliche Fans aus beiden Lagern davon versprochen hatten. Vor allem der 1. FC Nürnberg blieb den Nachweis schuldig, noch etwas vorzuhaben in dieser Saison. Der Club scheint vielmehr von Woche zu Woche abzubauen – was nicht viel Gutes verheißt für die nächsten Wochen.

Seinen Reiz bezog die 262. Begegnung deshalb mal wieder vorwiegend aus der unmittelbaren Nachbarschaft beider Vereine. Dass sich die Spielvereingung Greuther Fürth und der 1. FC Nürnberg zum Fußballspielen verabredet hatten, ließ zumindest im Umfeld so etwas wie Vorfreude aufkommen. Es ist eben nicht irgendein Derby, sondern das älteste hierzulande – wenn auch in den vergangenen Jahren oft auf dürftigem Niveau.

Um das zu ändern, mischten beide Trainer ihre Startformationen kräftig durch. Nürnbergs Schwartz brachte im Vergleich zum 0:1 gegen Bochum gleich fünf Neue (Brecko, Bulthuis, Djapka, Möhwald, Ishak) und passte sogar sein System dem der Fürther an, was konkret bedeutete: ganz hinten Umstellung auf eine Dreierkette, davor ein fünf Mann starkes Mittelfeld, ganz vorn die beiden Stürmer Ishak und Gislason. Schwartz‘ Kollege Radoki stellte überraschend wieder Pinter ins defensive Mittefeld sowie Bolly und Sararer in die Spitze; Berisha und Dursun, beim 1:1 in Würzburg noch erste Wahl, saßen zunächst auf der Bank.

Bulthuis hält Sararer auf

Die Gastgeber interpretierten die gemeinsame Taktik in der Anfangsphase zunächst wesentlich mutiger als ihre Gäste, hatten mehr vom Spiel, kamen aber nur selten viel versprechend in den Strafraum. Fünf Eckstöße nach 19 Minuten deuteten zumindest statistisch an, was da unten auf dem Platz so vor sich ging; nach dem zweiten, flach ausgeführten traf Sararer den Ball nicht richtig, wenig später stoppte Bulthuis ein Dribbling des zuletzt Suspendierten.

Vom Club war offensiv nicht viel zu sehen, obwohl ihr Trainer zuvor einen mutigen, leidenschaftlichen, ja selbstbewussten Auftritt seiner Elf gefordert hatte; zwei letztlich harmlose, weil unplatzierte Kopfbälle von Margreitter (13.) und Behrens (28.) deuteten den Offensivgeist der Nürnberger immerhin an, die früh am Nachmittag verletzungsbedingt wechseln mussten. Für Gislason (Adduktorenprobleme) stürmte ab Mitte der ersten Halbzeit Matavz, was allerdings nicht viel ändern sollte am Verlauf des Nachmittags.

Zweikämpfe dominierten den 262. Vergleich – wobei man den Nürnbergern anmerkte, dass sie sich erst gewöhnen mussten an die in jeder Hinsicht gewöhnungsbedürftige, äußerst kompakte Aufstellung. Die mit Abstand beste Möglichkeit in den ersten 45 Minuten vergab Narey kurz vor der Pause, als ihm die Kugel eher zufällig vor den Fuß hopelte, allerdings den linken. Sein Abschluss geriet hoch und weit.

Wenig spielerische Höhepunkte, ein paar härtere Regelverstöße und sogar Nicklichkeiten, viel mehr gab‘s nicht zu berichten. Wer ein Spktakel erwartet hatte, musste sich wohl im Stadion geirrt haben; in Fürth-Ronhof empfing der Tabellen-Elfte empfing den -Neunten, das Derby versank in etlichen Phasen wie befürchtet im Mittelmaß. Auch nach dem Seitenwechsel waren beide Teams spürbar um eine Linie, um Struktur im eigenen Aufbau bemüht, das schon, die individuelle Klasse dafür fehlte aber hüben wie drüben. Phasenweise mussten sich die Zuschauer damit begnügen, über die nicht wirklich stringente Verteilung der Gelben Karten zu diskutieren. Bolly sowie Behrens und Mühl können auch nächste Woche noch darüber sinnieren, ob Schiedsrichter Osmers mit seinen Beurteilungen recht hatte oder eben nicht. Genannte Akteure sind nach der jeweils fünften Verwarnung gesperrt.

Mit der Hereinnahme des langen Dursun wollte Radoki mehr Präsenz im Angriffszentrum schaffen, es blieb beim gut gemeinten Versuch, auf der anderen Seite tauchte plötzlich Möhwald halblinks vor dem Fürther Kasten auf, wusste hinterher aber wahrscheinlich selbst nicht so recht, ob er nach innen geflankt oder vielleicht doch aufs Tor geschossen hatte. Die Kugel kullerte auf der gegenüberliegenden Seite ins Aus.

... trotzdem verdient

Dass es doch noch einen Sieger geben sollte, ist letztlich einer österreichischen Co-Produktion zu verdanken. Vom Rücken des Vorarlbergers Margreitter senkte sich ein zunächst wahrscheinlich locker haltbarer Schuss des Oberösterreichers Zuljs über den etwas zu weit vor seinem Tor postierten Kirschbaum ins Netz – das 1:0 in der 77. Minute hatte sich nicht abgezeichnet, war aber trotzdem verdient.

SpVgg Greuther Fürth: Megyeri - Caligiuri, Franke, Gießelmann - Hofmann, Pinter - Narey, van den Bergh - Zulj (90.+1 Rapp) - Bolly (69. Dursun), Sararer (85. Berisha).

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Mühl, Margreitter, Bulthuis (86. Kempe) - Brecko, Behrens, Kammerbauer, Djakpa - Möhwald (79. Salli) - Gislason (22. Matavz) - Ishak.

Tore: 1:0 Zulj (77.) | Gelbe Karten: van den Bergh, Narey, Bolly, Zulj - Behrens, Margreitter, Mühl | Schiedsrichter: Osmers (Hannover) | Zuschauer: 13.015.

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