Zwischen Paris und Kurpfalz: Die Trainersuche des FCN läuft
23.6.2016, 09:39 UhrEine Spur führt in die französische Capitale, nach Paris also. Zu Holger Stanislawski. Die ehemalige St.-Pauli-Größe ist Trainer, jedenfalls war sie das bis 2013. Heute führt Stanislawski in Hamburg einen Rewe-Markt, eigentlich. Denn momentan erklärt der Fußballfachmann als ZDF-Experte, wie die Europameisterschaft funktioniert. Zwischenzeitlich erklärte Stanislawski Andreas Bornemann, warum er ganz gerne wieder Trainer wäre - beim 1. FC Nürnberg, oder warum auch nicht. Vielleicht.
Kein Dementi, kein Kommentar
Von einem solchen Treffen in Paris berichtet die Nürnberger Zeitung. "Wenn Herr Bornemann in Paris gewesen wäre, wüsste ich das", sagt dazu Aufsichtsratsboss Thomas Grethlein den Nürnberger Nachrichten, erklärt aber auch, dass solche Dienstreisen schon noch finanzierbar wären für den von einer beträchtlichen Schuldenlast geplagten Club. Bornemann selbst sagte am Donnerstag der NZ: "Es gibt nichts zu dementieren und nichts zu kommentieren". Wie auch immer: Davon, dass Nürnbergs Sportvorstand in Paris war, kann ausgegangen werden.
Von welchem Trainer Thomas Grethlein ausgeht, behält dieser für sich, "in der Hauptsache eine Entscheidung des Sportvorstands" sei die Personalie, "über die finanziellen Rahmenbedingungen“ werde der Aufsichtsrat natürlich informiert. Die sind indes bekannt: "Extra-Ausgaben würden der Zustimmung bedürfen", sagt Grethlein, der aber davon ausgeht, dass "Geld nicht das allein entscheidende Argument" sei, weil "wir unter den Zweitligisten einen sehr guten Namen haben".
Schwartz: Stuttgarter Aufstiegsexpertise
Die Anziehungskraft der ersten Liga ist trotzdem ungleich größer; dass Markus Gisdol tatsächlich zu den kontaktierten Kandidaten gehört, ist deshalb eher Spekulation. Der Ende Oktober 2015 beim Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim beurlaubte Fußballlehrer, 46 Jahre alt, ist seither ohne Anstellung. Gisdol würde zwar ins Profil passen, gilt aber als potenzieller Erstliga-Coach mit guten Aussichten auf eine Rückkehr auf die größere, glamourösere Bühne. Es muss allerdings nicht unbedingt Paris sein. Eine andere Spur der Nürnberger Trainerfahndung führt nach Sandhausen in die Kurpfalz, wo der Schwabe Alois Schwartz beim örtlichen Sportverein seit drei Jahren sehr erfolgreich als Zweitliga-Trainer arbeitet.
Zwar hat der 49 Jahre alte Schwartz dem SVS gerade erst die Treue geschworen, wohl aber in erster Linie, um das Umfeld zu beruhigen. Sein Name fiel zuletzt regelmäßig, wenn irgendwo im Land ein Trainer gesucht wurde; dass sein Ziel die Bundesliga ist, hat Schwartz, der als Profi mit den Stuttgarter Kickers zweimal ins Oberhaus aufstieg, schon verraten - worin eine Gemeinsamkeit mit dem 1. FC Nürnberg bestehen würde.
Servus nach Sandhausen
Gespräche hat es laut verlässlicher Quellen entsprechend den NN bereits gegeben, eine Ausstiegsklausel aus seinem bis 2018 befristeten Vertrag hat Schwartz allerdings nicht (mehr). Der Passus ist terminbedingt gestrichen, eine Ablöse müsste verhandelt werden, womit die Extra-Ausgabe üppig ausfallen könnte - heißt es in Sandhausen, wo man nicht gewillt ist, den Trainer ziehen zu lassen. Telefonisch war Schwartz am Mittwoch nicht erreichbar.
Holger Stanislawski, der eine Rückkehr zum Fußball nie ausschloss, war für das ZDF im Einsatz. Nürnberg war dabei kein Thema. Für den 46 Jahre alten Hamburger wäre es der zweite Anlauf in der Noris. Der erste endete vor zwei Jahren kurz vor dem Ziel: Man hatte sich bereits weitgehend geeinigt, fand aber doch nicht ganz zueinander - angeblich wegen unterschiedlicher Ansichten über die Zusammensetzung des Trainerstabs. Stanislawski hatte zuvor Hoffenheim und bis 2013 den 1.FC Köln trainiert, seine erfolgreichste Zeit erlebte er beim FC St. Pauli, für den er insgesamt 16 Jahre tätig war - lange Zeit gemeinsam mit Michael Meeske, heute Finanzvorstand beim 1. FC Nürnberg.
"Positive Erfahrungen"
Beide halfen entscheidend mit, den damals maroden Kiez-Klub wirtschaftlich und sportlich zu sanieren. Man habe "gemeinsam positive Erfahrungen gemacht", sagte Meeske am Mittwoch auf die NN-Nachfrage zu Stanislawski, und: "Ich schätze ihn als Trainer", dabei könne man es "aber eigentlich belassen", für alles weitere sei Andreas Bornemann zuständig. Der Sportvorstand weiß natürlich noch, ob er in Paris war oder nicht, will es aber nicht verraten - denn er möchte es "weiterhin so halten, dass ich diese Dinge nicht öffentlich kommentiere". So Bornemanns O-Ton gegenüber den Nürnberger Nachrichten. Bei der NZ hatte dies - wie oben erwähnt - bereits ähnlich geklugen.
"Ein großer und spannender Verein"
Wie Aufsichtsrats-Chef Grethlein würde sich auch der Sportvorstand wünschen, den Club "nicht unnötig klein zu reden", die Trainersuche, sagt Bornemann, zeige im Gegenteil, "dass wir immer noch zu den Top-Vereinen im Land zählen", wie Bornemann den NN erklärt. Zum Trainingsauftakt am Montag soll der neue Übungsleiter auf dem Platz stehen. Stanislawski? Schwartz? Dass es ein ganz anderer wird, ist überhaupt nicht auszuschließen - jeder bisher kontaktierte Kandidat, sagt Bornemann, habe den 1. FC Nürnberg "als großen, spannenden Verein" angesehen.
Übrigens: Auch ein weiterer TV-Experte, der für das ZDF aktuell taktische Kniffe und laufintensives britisches Beharrungsvermögen erklärt, könnte ins Visier der Nürnberger Trainersucher geraten sein: Uwe Rösler ist - wie die Bild am Donnerstag berichtet – ebenfalls ein potentieller Club-Coach, den Bornemann während seines Paris-Trips getroffen haben könnte. “Doppel-Geheimtreffen am Flughafen?“ überschreibt dies das Blatt.
Rösler kennt den Club
Auf der Insel setzte Rösler als Spieler und Trainer Akzente. Bis in den Herbst des vergangenen Jahres war der 47-Jährige - wie Stanislawski ein überzeugter Kurzhaarträger - beim englischen Zweitligisten Leeds United engagiert. Mit dem Club kennt sich Rösler außerdem aus: 1992/93 stürmte er als impulsiver, vor dem Tor allerdings glückloser Angreifer 28 Mal für den FCN. Akklimatisieren müsste sich der Thüringer am Valzerweiher folglich nicht. Vielleicht ein Grund, warum auch diese Spur nach Frankreich heiß sein könnte.
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