Stromtrasse: Widerstand der Bürgerinitiative aus Raitersaich
10.5.2014, 16:00 UhrFrau Platzer, nach dem großen Aufschrei ist es ruhiger geworden in der Diskussion um die Gleichstromtrasse, die von Sachsen-Anhalt nach Bayern führen soll. Sind die Pläne in der Schublade verschwunden?
Andrea Platzer: Für mich ist diese Ruhe gespenstisch, ja beunruhigend. Niemand kann sagen, was hinter verschlossenen Türen ausgeheckt wird. Das ganze Verfahren ist intransparent. Man wird schlecht sowie zu spät informiert und in scheinbarer Sicherheit gewogen, indem gesagt wird, es handle sich lediglich um eine Grobplanung.
Die Trasse, die den Landkreis Fürth tangiert, ist die Alternative zum favorisierten Verlauf durch die Landkreise Nürnberger Land und Neumarkt sowie Teile Oberfrankens. Geht es jetzt auch darum, wer den größten Widerstand leistet?
Platzer: Wir wollen uns keinesfalls gegenseitig Konkurrenz machen. Deshalb gibt es ein sehr breites Aktionsbündnis entlang beider Strecken. Wir planen dazu eine gemeinsame Demo am 17. Mai um elf Uhr auf dem Nürnberger Kornmarkt. Dorthin werden aus allen Richtungen die Gegner beider Trassenverläufe anreisen.
Muss nicht, wer die Energiewende will, auch Kröten schlucken?
Platzer: Es geht um die Frage, wie wird die Energiewende gestaltet. Und diese Süd-Ost-Stromautobahn wird Braunkohlestrom transportieren, damit bewegen wir uns rückwärts. Namhafte Experten bestätigen uns, dass diese Trasse nicht nötig ist. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass wir für die Energiewende sind, das allerdings mit einem vernünftigen Strommix und intelligenten Verteilernetzen.
Was würden die neuen Leitungen, sollten sie denn kommen, für Raitersaich bedeuten?
Platzer: Für das Dorf wäre dann keine Entwicklung mehr möglich. Denn bei uns steht bereits eines der größten Umspannwerke Bayerns, wir sind im Norden, Süden und Westen von Leitungen und Masten umgeben. Nur im Osten nicht. Genau dort würde dann die neue Trasse vorbeiführen. Wir wären eingekesselt.
Was ist mit dem Flächenverbrauch für den Bau der Masten?
Platzer: Es müsste sehr viel Landschaft zerstört werden. 70 bis 75 Meter ist so ein Mast hoch und er hat eine Spannweite von 40 Metern. Dafür müssen gewaltige Betonfundamente tief in den Boden eingegraben werden. Zigtausende von Quadratmetern Land würden verdichtet, denn das alles geschieht ja mit schweren Maschinen. Ob dann dort noch Landwirtschaft möglich ist, ob Waldflächen gerodet werden müssen, all das kann bis jetzt keiner sagen.
Wie viele Menschen haben sich der BIangeschlossen?
Platzer: Zu uns gehören aktuell 60 Leute. Sie kommen nicht nur aus Raitersaich, sondern auch aus Clarsbach, Fernabrünst oder Vincenzenbronn. Auch die lokale Politik unterstützt uns, schließlich haben alle Bürgermeister und der Landrat eine Resolution gegen die Trasse unterzeichnet. Ich hoffe, dass sich noch mehr Bürgerinitiativen im Landkreis gründen. Interessierte können sich an uns wenden, wir haben bereits gute Kontakte zu anderen Gegnern geknüpft und uns auch einiges an Wissen zu dem Thema angeeignet.
Was ist außer dem Demo am 17. Mai noch geplant?
Platzer: Am 29. Juni findet der große Aktionstag gegen die Stromtrassen statt. Jede BI plant dafür in ihrem Gebiet Aktionen.
Was haben die Raitersaicher vor?
Platzer: Wir möchten mit Tüchern, Bettlaken und Stoffbahnen 40 Meter große Buchstaben längs der Trasse bilden, die unseren Widerstand symbolisieren. Dazu benötigen wir noch Stoffspenden. Schön wäre es, wenn sich ein Hobbyflieger finden würde, der den Abschnitt überfliegt, damit er von oben fotografiert werden kann. Auch akustisch wollen wir auf uns aufmerksam machen. Wir möchten die Kirchen bitten, zu Mahngottesdiensten mit Glockengeläut einzuladen. Vielleicht können zur Mittagszeit auch die Feuerwehrsirenen heulen — als deutliches Zeichen, dass wir nicht alles mit uns machen lassen.
Wohin sollen sich Spender und Unterstützer wenden?
Platzer: Wir haben dazu eine E-Mail-Adresse eingerichtet. Unter der-landkreis-brennt@gmx.de kann jeder Interessierte mit uns Kontakt aufnehmen oder einfach bei einem unserer BI-Stammtisch in Raitersaich vorbeikommen, der nächste ist am 11. Mai um 19 Uhr im Gasthaus Witt.
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