Vom Fast Food zum Trendgericht

7 Fakten, die Sie zum Burger-Experten machen

23.6.2023, 15:55 Uhr
Ob Slow Food oder Fast Food: Burger sind einfach lecker.

© Christin Klose/dpa-tmn Ob Slow Food oder Fast Food: Burger sind einfach lecker.

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Beim Burger denken die meisten wohl immer noch an Fast Food. Doch das Image hat sich gewandelt. In vielen Städten gibt es angesagte Restaurants, die das Brötchen mit Fleisch in allen erdenklichen Variationen anbieten.

Ob schnell auf die Hand oder vom Spitzenkoch: Wahrscheinlich haben auch Sie schon mal einen Burger gegessen. Doch kennen Sie auch die folgenden Fakten?

Die Antwort lautet jein. Die große Geschichte des Hamburgers - also des Ur-Burgers schlechthin - ergibt sich aus vielen kleinen Storys. Nimmt man die zusammen, könnte man den Hamburger als eine Art deutsch-amerikanisches Gemeinschaftsprodukt verstehen.

Wer sich auf die Suche nach den Ursprüngen des Snacks macht, stößt aber durchaus auf die deutsche Hansestadt. Noch heute gibt es in Norddeutschland das sogenannte Rundstück warm: Bratenscheiben werden zwischen Brötchenhälften geschoben und mit Soße übergossen.

Die Theorie: Einwanderer, die im 19. Jahrhundert in Hamburg an Bord eines Überseedampfers in Richtung Amerika aufgebrochen sind, brachten das Rezept mit in die Staaten. Ein weiterer Schnipsel bei der Suche nach dem Ursprung des Burgers findet sich dort: ein mutmaßliches Einwandererrezept für ein "Hamburger Steak" aus dem Jahr 1842.

Diese historischen Puzzleteile gibt es noch:

  • Zwei Bundesstaaten sollen sich die Erfindung des Burgers sogar ins Gesetz geschrieben haben: 1885 ist angeblich in Wisconsin der Burger erfunden worden - oder auch 1891 in Oklahoma.
  • Statt von der deutschen Hansestadt könnte der Name auch von der Stadt Hamburg im US-Bundesstaat New York kommen, die einst von deutschen Auswanderern gegründet wurde. 1885 verkauften hier die Brüder Frank und Charles Menches aus Ohio auf einem Jahrmarkt ein Sandwich mit Rinderhack und anderen Zutaten.
  • In New Haven in Connecticut gibt es das Hamburger-Restaurant Louis Lunch. Einstiger Besitzer war der deutschstämmige Louis Lassen. Der soll in seinem Imbiss um 1900 herum den Hamburger mit Hackscheibe erfunden haben, weil ein Reisender es eilig hatte. Noch heute nennt sich das Restaurant "Geburtsort des Hamburger Sandwich".
  • In St. Louis in Missouri fand 1904 die Weltausstellung statt. Dort, so berichtete die amerikanische Zeitung "New York Tribune", hat ein gewisser Fletcher Davis zwei Brötchenhälften mit einem Patty aus Hacksteak sowie Senf, Gurke und Zwiebeln verkauft.
Ob Rundstück oder Hamburger Sandwich: Der Burger hat Geschichte.

Ob Rundstück oder Hamburger Sandwich: Der Burger hat Geschichte. © Christin Klose/dpa-tmn

Die Ursprungsgeschichte des Hamburgers regt damit ebenso zu Kreativität an wie der Burger an sich: Aus vielen kleinen Komponenten kann sich jeder seine eigene Version zusammensetzen.

Klar ist zumindest: Mit dem englischen Wort "ham" für Schinken hat der Name nichts zu tun. Vielleicht wurde deshalb auch irgendwann die Vorsilbe gestrichen. Heute heißt es nur noch Burger.

Hier stellt sich wieder die Frage: Was genau ist eigentlich das Original? So sahen zumindest zwei der ersten Hamburger aus:

  • Fletcher Davis servierte auf der Weltausstellung 1904 laut dem Zeitungsbericht sein neues Gericht namens "Hamburger" mit Hacksteak, Senf, Gurke und Zwiebeln.
  • Das Hamburger-Restaurant Louis Lunch in New Haven stellt noch heute klar: Es werden nur wenige Zutaten serviert, um den "wahren Fleischgeschmack" zu erleben. Der klassische Louis-Hamburger ist demnach ein Fleischpatty zwischen zwei Toastscheiben. Hinzukommen lediglich Käse, Zwiebeln und Tomaten - aber keine Sauce.

Fazit: Der Ursprungsburger war offenbar überschaubar gestaltet. Auch wenn es heute viele ausgefallene Variationen gibt, gilt nach wie vor: Herzstück des Burgers ist ein Patty, also die Fleischscheibe. Oder ein entsprechender Veggie-Ersatz.

Ein eindeutiges grammatikalisches Geschlecht hat die Hackscheibe noch nicht. Zu finden sind sowohl "der" als auch "das" Patty. Das bestätigt die Dudenredaktion auf Nachfrage - im gedruckten Duden von 2020 kann man "Patty" noch gar nicht nachschlagen.

Wie handhaben es die Experten? Burger-Fachmann Martin Kintrup nennt die Scheibe in seinem Buch "Die Burger-Formel" das Patty. Und auch Jan Pflüger, Inhaber der "Brooklyn Burger Bar" in Hamburg, spricht vom Patty in sächlicher Form. Also Neutrum, nicht Maskulinum.

"Dass das Wort noch neu im Deutschen ist, sieht man auch daran, dass der Plural am häufigsten mit der englischen Endung -ies, also Patties, gebildet wird", sagt Ilka Pescheck von der Dudenredaktion. Es wird also meist nicht - wie sonst im Deutschen üblich - bei der Mehrzahlbildung an das y einfach ein s angehängt ("Pattys").

"Patty" hat noch keinen eindeutigen grammatikalischen Artikel.

"Patty" hat noch keinen eindeutigen grammatikalischen Artikel. © Christin Klose/dpa-tmn

"Das ist wie immer eine Geschmacksfrage", sagt Jan Pflüger. "Wir machen es so, dass wir den Käse oben auf das Patty geben, während es noch grillt. Dafür bieten sich natürlich Käsesorten an, die schnell schmelzen." Diese Sorten sind gängig:

  • Cheddar ist der Klassiker.
  • Edamer, Emmentaler, Gouda und Greyerzer gehen auch.

Letztlich passt jeder Käse, der einem schmeckt. Manche Käsesorten wie der Parmesan brauchen einfach länger, bis sie schmelzen.

Schnell schmelzende Käsesorten eignen sich am besten.

Schnell schmelzende Käsesorten eignen sich am besten. © Christin Klose/dpa-tmn

Tipp: Nachdem das Patty auf einer Seite angebraten und dann gewendet wurde, die Käsescheibe obendrauf legen und beim weiteren Anbraten schmelzen lassen. Wer Pfannendeckel oder Metall-Speiseglocke hat, kann die Pfanne zusätzlich abdecken. "Dort sammelt sich die Hitze und der Käse schmilzt sehr gut", sagt Martin Kintrup.

Schnell hergestellt und schnell verzehrt: Das zeichnet Fast Food aus. Eine Scheibe Fleisch zwischen zwei Brötchenhälften geschoben und fertig - der Burger ist zum Symbol von Schnellrestaurant-Ketten geworden, gleicher Geschmack in jeder Filiale garantiert.

Inzwischen hat jedoch auch die gehobene Gastronomie den Burger für sich entdeckt. Das Ergebnis sind vielfältige Kreationen, die nicht im Stehen verdrückt, sondern in stilvollem Ambiente genüsslich verzehrt werden.

"Von Grund auf selbst gemachte Burger sind eher Slow Food und etwas für besondere Anlässe", sagt Martin Kintrup. Für den Food-Stylisten ist der Burger gar ein Eventessen - sowohl bei der Zubereitung als auch beim Verzehr.

Auch zu viel Fett, Salz und Zucker müssen nicht sein. Es kommt darauf an, was drinsteckt. Fünf Wege, um den Burger gesünder zu machen:

  1. hochwertiges Rindfleisch etwa vom Bio-Bauern
  2. eine pflanzliche Patty-Variante aus Gemüse und Getreide
  3. frische Extras wie Salatblätter und Gemüsescheiben
  4. ein selbst gebackenes Vollkorn-Bun
  5. eine leichte Sauce ohne viel Fett

Tipp: "Nur die Hälfte der Mayonnaise nehmen und mit ebenso viel Joghurt mischen", rät Kochbuchautor Kintrup.

In den Jahren 2004 bis 2009 veranstaltete die US-amerikanische Schnellrestaurantkette Krystal den sogenannten Krystal Square Off. Bei dieser offiziellen Hamburger-Weltmeisterschaft in Chattanooga in Tennessee mussten die Teilnehmer in acht Minuten so viel vom Hauptprodukt der Kette essen wie möglich: den Krystal-Hamburger, einen quadratischen Hamburger. Kleiner Fakt am Rande: Wegen Erstickungsrisikos wurden dem Burger die Gurken entfernt.

Das ist der Rekord: 2007 verschlang der Wettkampfesser Joey Chestnut ganze 103 Krystal-Hamburger in den acht Minuten. Er war damals Mitte zwanzig und wurde auch in den Folgejahren nicht übertroffen.

Tipp: Auf Youtube Filme von den Krystal Square Offs anschauen und staunen, wie sich eine Reihe von Wettkampfessern in Chattanooga einen Burger nach dem anderen in den Mund schiebt.

Laut Guiness World Records wurde der größte Hamburger am 9. Juli 2017 von den Deutschen Wolfgang Leeb, Tom Reicheneder, Rudi Dietl, Josef Zellner, Hans Maurer und Christian Dischinger im niederbayerischen Pilsting mit Hilfe eines Krans hergestellt.

  • Der Riesenburger wog 1164,2 Kilogramm.
  • Auf dem sofagroßen Brötchen befanden sich drei Fleisch-Patties, Tomaten, Salat, Gurken, Zwiebeln, Käse und Sauce.
  • Die Mega-Patties brutzelten mehr als acht Stunden.