An der Börse
Elf Fehler, die Sie bei Aktien und ETFs vermeiden sollten
7.2.2024, 15:55 UhrIn diesem Artikel:
- 1. Sie investieren gar nicht in Aktien - oder zu viel
- 2. Sie warten auf den großen Crash
- 3. Sie verzichten auf eine breite Streuung
- 4. Sie ignorieren die Kosten des Investierens
- 5. Sie verwechseln Investieren und Spekulieren
- 6. Sie laufen den Modethemen hinterher
- 7. Sie schließen von der Vergangenheit auf die Zukunft
- 8. Sie checken jeden Tag die Kurse und die Börsen-News
- 9. Sie verkaufen bei einem Crash panisch
- 10. Sie versuchen zwanghaft, Verluste zu vermeiden
- 11. Sie verwechseln ein gutes Unternehmen mit einer guten Aktie
Sie wollen erfolgreich an der Börse investieren und alles richtig machen? Dann sollten Sie vor allem teure Fehler vermeiden und sich nicht von Emotionen leiten lassen. Gehen Sie die Geldanlage rational an. Hier erfahren Sie, welche Fehlgriffe besonders häufig sind - und wie sie sich vermeiden lassen.
1. Sie investieren gar nicht in Aktien - oder zu viel
Während Corona sind viele Deutsche neu an der Börse eingestiegen. Doch es gibt immer noch eine große Skepsis.
Die Überlegung: "Aktien sind risikoreich, der Finanzmarkt ist ein Casino. Ich möchte mein Geld nicht verlieren und lege es lieber sicher an. Die Börse ist nur etwas für eiskalte Spekulanten."
Die beliebtesten Formen der Geldanlage in Deutschland sind jedenfalls nicht Aktien und Fonds, wie eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des Verbands der Privaten Bausparkassen zeigt:
- Sparen auf dem Girokonto (38 Prozent)
- Sparbuch und Spareinlagen (33 Prozent)
- Immobilien (25 Prozent)
- Renten- und Kapitallebensversicherungen (24 Prozent)
- Bausparvertrag (23 Prozent)
Das Problem: Zinsanlagen schaffen es nicht, die Inflationsrate auszugleichen. Das Geld verliert real an Wert.
Derzeit gibt es keine sicheren Anlagen, die einen Inflationsausgleich garantieren können, heißt es von der Verbraucherzentrale.
Der Ratschlag: Investieren Sie einen Teil Ihres Geldes in Aktien, wenn Sie langfristig etwa für das Alter investieren möchten.
Sie sollten sich allerdings genau Gedanken machen, wie hoch der Anteil sein soll, den Sie in Aktien stecken.
Das hängt von Ihrer individuellen Risikobereitschaft ab: Wie viel Wertverlust können Sie zwischenzeitlich aushalten?
Um hier grobe Richtwerte zu erhalten, kann man sich den maximalen Kursverlust des MSCI World anschauen. Dieser Aktienindex umfasst rund 1500 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Der stärkste Rückgang lag historisch bei rund 50 Prozent in Euro gerechnet, bis es wieder nach oben ging.
Auf dieser Basis nennt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zwei Rechenbeispiele:
- Wenn Sie maximal 10 Prozent Verlust ertragen können, ohne die Nerven zu verlieren, können Sie 20 Prozent in Aktien investieren, wenn der Rest sicher angelegt ist. Denn wenn diese 20 Prozent um die erwähnten 50 Prozent abstürzen, liegt der Gesamtverlust Ihrer Geldanlage bei 10 Prozent.
- Wenn Sie bereit sind, einen Rückgang von 50 Prozent auszusitzen, können Sie 100 Prozent Ihres Anlagekapitals in Aktien stecken.
Die Schwierigkeit liegt darin, die eigene Risikotragfähigkeit im Vorhinein richtig zu beurteilen. Überschätzen Sie sich, kann das zu einem weiteren teuren Börsenfehler führen (Nummer 9).
Nauhauser rät: "Für die Entscheidung sollte man sich Zeit nehmen, vor allem, wenn man keinerlei Erfahrung mit dem Aktienmarkt hat."
2. Sie warten auf den großen Crash
Wenn Sie sich grundsätzlich dazu entschlossen haben, einen Teil Ihres Geldes in Aktien anzulegen, stellt sich eine Frage: Wann einsteigen? Jetzt sofort oder lieber erst nach einem Kursrückgang?
Die Überlegung: "Wenn die Börse das nächste Mal abstürzt, ergeben sich günstige Einstiegskurse. Fürs gleiche Geld bekomme ich mehr Aktien. Wenn ich den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg abwarte, wird meine Rendite am Ende umso höher sein. Ich warte noch ab."
Sogenannte Crash-Propheten dürften ihren Teil dazu beitragen, warum viele so denken. Buchautoren, Fondsmanager und Youtuber dieser Spezies sehen stets die nächste Katastrophe an den Finanzmärkten aufziehen. Sie warnen und erzeugen Angst. Und tatsächlich hat es ja immer schon Börsencrashs gegeben. Der nächste kommt bestimmt.
Das Problem: Es ist unmöglich vorherzusagen, wann die Börsen das nächste Mal einbrechen. "Das sogenannte Market Timing ist reine Glückssache", sagt Niels Nauhauser. Die kurzfristige Kursentwicklung lasse sich nicht voraussagen. "Das funktioniert nicht."
Mit jedem Tag, den man wartet, lässt man dem Finanzexperten zufolge die Risikoprämie des Aktienmarktes liegen. Dabei handelt es sich um die Differenz aus der Rendite des Aktienmarktes im Vergleich zur Rendite risikoloser Geldanlagen wie als sicher eingestufter Staatsanleihen mit AAA-Status, etwas aus Deutschland. "Auf lange Sicht sind das drei bis vier Prozent pro Jahr", sagt Nauhauser.
Einfach gesagt: Abwarten kostet Geld.
Stellen Sie sich dazu auch diese zwei Szenarien vor:
- Sie warten auf den Crash, während die Kurse munter weiter steigen. Wenn es irgendwann doch einmal abwärtsgeht, haben Sie womöglich schon einiges an Rendite verpasst.
- Die Börsen fallen um 20 Prozent, Sie sehen Ihre Chance für den Einstieg gekommen. Doch danach geht es weitere 20 Prozent abwärts. Auch hier funktioniert das Market Timing im Grunde nicht.
Der Ratschlag: Warten Sie nicht auf den nächsten Crash. Sofort in den Aktienmarkt einzusteigen, ist statistisch gesehen am besten.
Wenn Sie eine bestimmte Summe anlegen möchten, ist das Endvermögen wahrscheinlich größer, wenn Sie das gesamte Geld sofort investieren, erklären die Experten des Youtube-Kanals "Finanzfluss".
Faustregel: "Time in the market beats timing the market." Je länger Sie Geld anlegen, umso höher sind Ihre Renditechancen.
3. Sie verzichten auf eine breite Streuung
Aktien eines einzelnen Unternehmens sind risikoreich. Das hat der Fall Wirecard gezeigt. Bei einer Insolvenz der Firma gehen deren Aktionäre leer aus. Andererseits kann es sehr verlockend sein, auf einen vermeintlichen Gewinner von morgen zu spekulieren.
Die Überlegung: "Ich muss nur die richtigen Aktien finden, um besser abzuschneiden als der breite Aktienmarkt. Im Rückblick erscheint es völlig logisch, dass eine Firma wie Apple so erfolgreich wurde. Wenn ich 'das nächste Apple' finde, werde ich an der Börse reich."
Das Problem: Studien zeigen, dass die wenigsten professionellen Fondsmanager es schaffen, durch sogenanntes Stock Picking über längere Zeit eine Überrendite zu erzielen. Sie erzielen also keine verlässlich höhere Rendite als der breite Aktienmarkt.
Und: "Die Gewinner-Fonds wechseln ständig", schreiben Thomas Kehl und Mona Linke von "Finanzfluss" in "Das einzige Buch, das du über Finanzen lesen solltest". Welcher Fonds im nächsten Jahr wie abschneiden werde, sei nicht vorhersehbar.
Viele Privatanleger glauben allerdings, dass sie das schaffen, woran die Finanzprofis scheitern: durch eine geschickte Auswahl von Aktien den Markt zu schlagen. Das liegt am Overconfidence Bias. Man könnte auch einfach von maßloser Selbstüberschätzung sprechen.
"Mangelnde Streuung der Wertpapiere ist einer der häufigsten Fehler privater Anleger", schreiben Stefanie und Markus Kühn im "Handbuch Geldanlage" der Stiftung Warentest. Sie kann dazu führen, dass das eigene Aktiendepot stark einbricht, wenn nur ein oder zwei Wertpapiere schlecht laufen.
Der Ratschlag: Streuen Sie immer das Risiko durch eine möglichst breite Diversifikation über alle Länder und Branchen.
"Überall investiert zu sein bedeutet: Nicht die Nadel im Heuhaufen suchen, sondern den ganzen Heuhaufen kaufen", sagt Niels Nauhauser.
Am einfachsten funktioniert das mit einem börsengehandelten Indexfonds (ETF) auf den AktienindexMSCI All Country World oder FTSE All-World. Die Indexe enthalten neben den größten börsengehandelten Unternehmen der Industriestaaten auch rund 1300 Unternehmen der Schwellenländer. Wem hierbei der Anteil an US-amerikanischen Titeln noch zu hoch ist, der kann über weitere ETF noch mehr Emerging Markets oder etwa europäische Aktien beimischen.
Gut zu wissen: Wer sein Aktien-Investment weltweit streut, vermeidet einen weiteren Börsenfehler: den Home Bias. Dabei werden - etwa aus vermeintlicher Vertrautheit - nur Aktien aus dem eigenen Land gekauft. Schlecht für die Risikostreuung und die Rendite.
Wenn Sie in einen breit gestreuten ETF investieren, können Sie auch den nächsten Fehler vermeiden (Nummer 4).
4. Sie ignorieren die Kosten des Investierens
Geld an der Börse anzulegen, ist nicht umsonst. Bei jedem Kauf und Verkauf von Wertpapieren entstehen Transaktionskosten. Und auch Investmentfonds kassieren eine oft stattliche Gebühr. Diese Kosten des Investierens werden häufig vernachlässigt.
Die Überlegung: "Um viel Geld zu verdienen, muss ich vor allem die richtigen Aktien finden oder auf einen Gewinner-Fonds setzen. Die Nebenkosten sind am Ende doch eher nebensächlich."
Das Problem: Die Kosten machen einen gewaltigen Unterschied.
"Die meisten Privatanleger unterschätzen sowohl die absolute Höhe dieser Kosten als auch ihren renditeschädlichen Effekt", schreibt Gerd Kommer in "Souverän investieren mit Indexfonds und ETF".
Der Ratschlag: Minimieren Sie die Kosten des Investierens durch ETF.
Wenn Sie statt Einzeltiteln gleich ein ganzes Bündel an Aktien kaufen möchten, stehen zwei Wege zur Auswahl:
- aktiv gemanagte Investmentfonds
- passive Indexfonds (ETF)
Abgesehen von der oft mickrigen Rendite sprechen auch die hohen Kosten von aktiven Fonds für ein Investment in ETF.
Die Experten von "Finanzfluss" schlüsseln die Kosten auf:
- Laufende Verwaltungskosten: Aktive Fonds müssen ihre Analysten und Expertinnen bezahlen. Anleger zahlten dafür pro Jahr zwischen 1 und 2,5 Prozent Verwaltungskosten auf ihr investiertes Kapital.
- Einmaliger Ausgabeaufschlag: Diese Kosten in Höhe von 1 bis 5 Prozent je nach Fonds fallen gleich zu Beginn an.
Zum Vergleich: Die Gesamtkostenquote (TER) von günstigen ETF auf den MSCI World liegt bei jährlich rund 0,12 bis 0,2 Prozent. Fast viermal weniger als aktive Fonds kosten, so "Finanzfluss".
5. Sie verwechseln Investieren und Spekulieren
Viele Menschen haben eine verzerrte Vorstellung von der Börse. Sie glauben, sie können dort in kurzer Zeit zu Vermögen kommen.
Die Überlegung: "Wenn ich es clever anstelle und viel Risiko eingehe, winken schon bald satte Gewinne. Die Börse macht mich reich!"
Das Problem: Kurzfristige Spekulationen auf einzelne Wertpapiere können genauso gut nach hinten losgehen. Dann ist plötzlich viel Geld weg und der Traum vom schnellen Reichtum schmerzhaft geplatzt.
Außerdem gibt es am Aktienmarkt regelmäßig Abschwünge, die Baisse oder Bärenmarkt genannt werden. Auch wenn die Rendite langfristig positiv ist - die Kurse können über Jahre auf breiter Front fallen.
Der Ratschlag: Spekulieren Sie nicht auf schnelle Gewinne, sondern bringen Sie viel Geduld mit, um ein Vermögen aufzubauen.
Aktien-ETF sind die richtige Geldanlage für einen langfristigen Anlagehorizont. Sie sollten nur Kapital investieren, auf das Sie mindestens 15 Jahre verzichten können. Dann können Sie die allgemeinen Schwankungen aussitzen, so "Finanzfluss".
6. Sie laufen den Modethemen hinterher
Wasserstoff, Energie - und derzeit vor allem künstliche Intelligenz (KI): An der Börse werden immer wieder Hype-Themen gehandelt, die in naher Zukunft angeblich gewaltige Gewinne versprechen.
Die Überlegung: "Ein Thema wie zum Beispiel KI wird unsere Wirtschaft komplett umkrempeln. Unternehmen, die hier aktiv sind, werden bald außerordentliche Gewinne machen. Also setze ich auf diese Firmen."
Das Problem: Auch hier handelt es sich um eine Spekulation, und zwar auf eine bestimmte Branche. Doch es gibt keine Belege dafür, dass sich damit langfristig eine überdurchschnittliche Rendite erzielen lässt. Renditevorteile einzelner Branchen seien nach Berücksichtigung des Risikos dem Zufall geschuldet, schreibt Gerd Kommer.
Das lässt sich recht einfach logisch herleiten:
- Wäre es so einfach, die künftige Boom-Branche zu identifizieren, würde das auch den professionellen Fondsmanagern besser gelingen. Doch diese erzielen eben keine systematischen Überrenditen.
- Wenn alle davon ausgehen, dass eine Branche besonders boomen wird, steigen die Bewertungen der Firmen. Die Erwartungen sind schon "eingepreist". Das Unternehmen müsste den ohnehin großen Optimismus noch übertreffen, damit der Aktienkurs weiter steigt.
Der Ratschlag: Investieren Sie lieber breit gestreut. So nehmen Sie die durchschnittliche Rendite des Aktienmarkts mit. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger, so Nauhauser.
7. Sie schließen von der Vergangenheit auf die Zukunft
Viele Anleger orientieren sich bei ihren Investment-Entscheidungen an den Charts, die den bisherigen Kursverlauf zeigen. Führt die Linie von links unten nach rechts oben, scheint alles gut auszusehen.
Die Überlegung: "Ist der Kurs in der Vergangenheit stetig gestiegen, hat ein Unternehmen oder Fonds seinen Erfolg offenbar unter Beweis gestellt. Hier investiere ich mein Geld, weil es in Zukunft ähnlich gut weitergehen sollte wie bisher."
Das Problem: Historische Renditen haben praktisch keinen Prognosewert für zukünftige Renditen, erklärt Gerd Kommer mit Blick auf aktive Investmentfonds. Es gibt keine ausreichenden Belege dafür, dass die Gewinner von gestern auch die Gewinner von morgen sind.
Das gilt auch für einzelne Unternehmen. Eine Firma kann viele Jahre seine Branche dominieren - und verschwindet irgendwann doch in der Bedeutungslosigkeit. Vergleichen Sie dazu die wertvollsten Firmen von heute mit denen von vor 20 Jahren. Bis auf wenige Ausnahmen - zum Beispiel Microsoft - haben sich die Namen geändert.
Der Ratschlag: Orientieren Sie sich nicht an Kurs-Charts. Sicher ist aber, dass der Aktienindex MSCI World historisch eine Realrendite nach Inflation von rund 4 Prozent erzielen konnte. Diese Rendite können Sie mitnehmen, wenn Sie breit gestreut investieren.
8. Sie checken jeden Tag die Kurse und die Börsen-News
Die Finanzwelt generiert ständig Schlagzeilen. Am einen Tag fallen vielleicht die Börsen in Europa, weil eine große Bank ins Straucheln geraten ist. Am nächsten Tag steigt der Nasdaq in den USA, weil Anleger auf Zinssenkungen der Notenbank spekulieren.
Auch im eigenen Depot geht es täglich auf und ab. Mal gewinnt man etwas, dann ist die Freude groß. Mal verliert man, was frustrieren kann. Und gerade erst hat ein Finanz-Youtuber wieder einen heißen Aktien-Tipp gebracht. Sollte ich da vielleicht einsteigen?
Die Überlegung: "Wenn ich mein Depot und das Marktgeschehen im Auge behalte, kann ich flexibel reagieren - und Chancen nutzen."
Das Problem: Sie lassen sich von Gefühlen wie Gier und Angst leiten und treffen unkluge Entscheidungen (siehe Fehler Nummer 9). Täglich die Kurse und News zu verfolgen, kann außerdem dazu führen, dass Sie immer wieder Aktien kaufen oder verkaufen. Und das ist teuer.
Übermäßiges Handeln verursacht hohe Gebühren. "Unterm Strich sind eifrige Anleger schnell um einige Hundert Euro ärmer", warnen die "Finanztest"-Experten in ihrem "Handbuch Geldanlage".
Faustregel: Hin und her macht Taschen leer.
Vermögensverwalter und Buchautor Kommer bezeichnet das Spiel mit den Emotionen als "Finanzpornografie". Damit sollen meist bestimmte Finanzprodukte und Anlagestrategien verkauft werden.
Der Ratschlag: "Ignorieren Sie das tägliche Rauschen", sagt Niels Nauhauser. Das Motto sollte sein: "Kaufen und liegen lassen."
Tipp: Richten Sie einen Sparplan auf Ihren ETF ein. Dann läuft die Geldanlage ganz von selbst - egal, wie die Kurse gerade stehen.
9. Sie verkaufen bei einem Crash panisch
Früher oder später passiert es im Leben eines jeden Anlegers: Die Börse bricht ein, die Kurse fallen, es scheint kein Halten zu geben. Da fällt es oft schwer, nicht in Panik zu verfallen.
Die Überlegung: "Wenn das so weitergeht, verliere ich noch viel mehr Geld. Vielleicht bricht jetzt doch alles endgültig zusammen. Ich muss die Reißleine ziehen und sofort alles verkaufen."
Das Problem: Sind die Kurse schon stark gefallen, verkaufen Sie womöglich mit großem Verlust. Aus Buchverlusten werden realisierte Verluste - und das wäre ein riesiger Fehler. Historisch war es immer so, dass der Aktienmarkt sich irgendwann wieder erholt hat. Auf jeden Tiefpunkt folgte früher oder später ein neues Hoch.
Der Ratschlag: Tun Sie im Crash gar nichts, rät Nauhauser. Sitzen Sie die Sache einfach aus. Das gelingt, wenn Sie Ihre Risikotragfähigkeit richtig eingeschätzt haben (siehe Fehler Nummer 1).
10. Sie versuchen zwanghaft, Verluste zu vermeiden
Einen Crash können Sie aussitzen, wenn Sie breit gestreut investiert sind. Denn dass die Wirtschaft sich wieder erholen wird, ist sehr wahrscheinlich. Bei Einzelaktien sieht es anders aus.
Dass ein Unternehmen nicht mehr auf die Beine kommt, ist immer möglich. Der Kurs der Aktie fällt, die schlechten Nachrichten häufen sich. Trotzdem wollen sich viele Anleger nicht eingestehen, dass sie falsch lagen. Dieser Effekt heißt Verlustaversion.
Die Überlegung: "Das Unternehmen wird sich schon wieder berappeln. Ich verkaufe nicht. Im Gegenteil, ich kaufe immer weiter zu niedrigeren Kursen nach, um meinen durchschnittlichen Kaufkurs zu drücken. Irgendwann wird bestimmt wieder der alte Höchstkurs erreicht."
Das Problem: Ein solches Verhalten führt dazu, dass Sie immer größere Verluste anhäufen - statt mit überschaubarem Verlust zu verkaufen. Für die Rendite ist das katastrophal. Sollte die Firma am Ende sogar pleite gehen, haben Sie sogar das gesamte Geld verbrannt.
Beispiel: Der Kurs Ihrer Aktie fällt von 100 auf 50 Euro - ein Minus von 50 Prozent. Was tun? Sie glauben, das ist Ihre Chance. So günstig kommen Sie nicht noch mal rein. Also kaufen Sie nach. Doch dann fällt die Aktie weiter, von 50 Euro auf 25 Euro - ein weiteres Minus von 50 Prozent. Fällt der Kurs noch mehr, wachsen sich die Verluste weiter aus. Damit die Aktie wieder auf 100 Euro kommt, müsste sich der Kurs vervierfachen. Ist das wirklich realistisch?
Der Ratschlag: Wenn Sie in Einzelaktien investieren möchten, müssen Sie dazu bereit sein, auch mal mit Verlust zu verkaufen. Das Prinzip lautet: Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen.
"Wer immer nur Gewinnerpapiere verkauft, hat plötzlich nur noch Verlustbringer im Depot", heißt es im "Handbuch Geldanlage". Das passt zur alten Börsen-Weisheit: Werfen Sie schlechtem Geld kein gutes hinterher. Oder auch: Greife nicht in ein fallendes Messer.
11. Sie verwechseln ein gutes Unternehmen mit einer guten Aktie
Jährlich steigende Umsätze und Gewinne, ein solides Geschäftsmodell und hervorragende Zukunftsaussichten: So sieht ein gutes Unternehmen aus. Viele glauben, dass es dann auch ein gutes Investment ist.
Die Überlegung: "Wenn eine Firma die anderen Unternehmen in seiner Branche aussticht, werden die Aktien eine überdurchschnittliche Rendite erzielen. Ich greife zu und setze auf hohe Kursgewinne."
Das Problem: Dieser Zusammenhang ist keineswegs sicher. Es handelt sich lediglich um eine scheinplausible Annahme, so Gerd Kommer.
Ein wesentlicher Grund dafür liegt darin, dass die Bewertung des Unternehmens häufig völlig außer Acht gelassen wird - und damit der Preis der Aktie. Wie viel müssen Anleger dafür bezahlen, um an den hohen Gewinnen der Firma beteiligt zu werden?
Gut zu wissen: Eine wichtige Bewertungskennzahl für Anleger ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Dabei teilt man den Aktienkurs eines Unternehmens durch den Gewinn pro Aktie. Je größer das KGV, umso höher die Bewertung der Firma - und damit der Preis.
- Wachstumsaktien zum Beispiel aus der Technologiebranche haben oft verhältnismäßig hohe KGV. Die Anleger sind aufgrund der positiven Aussichten dazu bereit, einen höheren Preis zu bezahlen.
- Value-Aktien wie Energiefirmen und Konsumgüterhersteller haben tendenziell niedrige KGV, weil sie oft nicht mehr stark wachsen.
Fazit: Wenn ein Unternehmen besonders attraktiv ist, wissen das in der Regel auch alle anderen Anleger. Entsprechend hoch ist der Preis. Ob Sie mit der Aktie eine Überrendite erzielen, ist reiner Zufall.
Der Ratschlag: Es lohnt sich nicht, vermeintlich unterbewertete Aktien zu suchen. Sie ahnen es schon: Rational klüger ist es, lieber breit gestreut den ganzen Aktienmarkt zu kaufen.