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Heilsame Auszeit: So geht das Fastenwandern

3.1.2024, 15:57 Uhr
Tägliche Bewegung in Form von Spaziergängen gehört zum Fastenwandern dazu.

© Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa-tmn Tägliche Bewegung in Form von Spaziergängen gehört zum Fastenwandern dazu.

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Wer glaubt, man könne den Körper während des Fastens nicht beanspruchen, der irrt. Zwar sollte man sich während des Verzichts keine Höchstleistungen abverlangen. Leichtes Fahrradfahren, Joggen und Wandern können aber sogar förderlich sein. Inzwischen ist das populär - beim Fastenwandern.

Zwei wesentliche Komponenten machen das Fastenwandern aus:

  1. eine mehrtägige Fastenkur
  2. moderate Bewegung an frischer Luft

Die Bewegung soll den Stoffwechsel anregen und die positiven Auswirkungen der Fastentherapie auf die Gesundheit noch verstärken, sagt Ernährungsberaterin und Fastenbegleiterin Angela Lill

Üblicherweise schließen sich Fastenwanderer einer von fachkundigen Fastenleitern betreuten Gruppe an. So müssen sie sich selbst keine Gedanken um das Programm machen - das arbeiten die Fastenleiter aus.

So funktioniert es:

  • Für den Zeitraum des Fastenwanderns kommen Teilnehmerinnen und Teilnehmer häufig an einem zentralen Ort zusammen - zum Beispiel in einem Hotel.
  • Von dort aus starten die Wandertouren und führen in der Regel auch wieder dorthin zurück. Dass man wie bei Mehrtageswanderungen von Unterkunft zu Unterkunft läuft, ist eher die Ausnahme.

Bei vielen der Anbieter wird das Fastenwandern mit der traditionellen Heilfastenmethode nach Otto Buchinger verbunden. Dabei darf keinerlei feste Nahrung aufgenommen werden.

Laut dem Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung können so die besten Fastenergebnisse erzielt werden.

Wer nach Buchingers Methode fasten möchte, sollte zwischen 6 und 8 Tagen keine feste Nahrung zu sich nehmen. Das empfehlen die Leitlinien zur Fastentherapie der Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung (ÄGHE).

Stattdessen müssen Fastende ihrem Körper ausreichend Flüssigkeit zuführen - allerdings ausschließlich kalorienarme oder kalorienfreie. Zu diesen Flüssigkeiten gehören:

  • Obst- oder Gemüsesäfte (0,25 Liter pro Tag, am besten frisch gepresst)
  • Gemüsebrühe (0,25 Liter pro Tag)
  • Kräutertee (mit etwas Honig) und Wasser (2 bis 3 Liter)

Mit der Aufnahme von Wasser, Säften und Brühen sollten insgesamt nicht mehr als 250 bis 300 Kalorien pro Tag konsumiert werden.

Eva Lischka, Ärztin bei der ÄGHE, rät Fastenden daher besonders zu Kräutertee und Wasser. Das spart Kalorien und soll die Ausscheidungsvorgänge über die Niere ankurbeln. Die empfohlene Aufnahmemenge liegt hier bei rund 3 Litern pro Tag.

Die Säfte und Gemüsebrühe liefern laut Lischka wertvolle Mineralien und Vitamine. Bewährt hätten sich auch Basenpräparate und Magnesium, um Muskelkrämpfe zu vermeiden.

Eine sinnvolle Ergänzung: Massagen unterstützen das Fastenerlebnis auf ganzheitliche Weise.

Eine sinnvolle Ergänzung: Massagen unterstützen das Fastenerlebnis auf ganzheitliche Weise. © Christin Klose/dpa-tmn

1. Die Vorbereitung

Das Heilfasten nach Buchinger startet schon einen Tag vor der eigentlichen Fastenkur. Fastende sollten dann höchstens noch 1000 Kilokalorien zu sich nehmen, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Den Vorbereitungstag sollten Fastende nutzen, um sich geistig auf die bevorstehenden Tage einzustellen - am besten mit viel Ruhe. Stress, Koffein, Alkohol und Nikotin sollten unbedingt vermieden werden. Stattdessen empfehlen sich mäßige körperliche Aktivitäten wie Radfahren oder Spazierengehen.

2. Die Fastentage

Zu Beginn der Fastenkur folgt eine Darmreinigung. Die gängigste Methode zum Abführen: Glaubersalz. Zu kaufen gibt es das Salz in Apotheken und Drogeriemärkten.

So geht's: 3 bis 4 Teelöffel (etwa 30 bis 40 Gramm) in einem Liter Wasser lösen und innerhalb von 20 Minuten austrinken. Gut 30 Minuten später wird mit einem halben Liter Wasser oder Tee nachgespült.

Wer die bitter schmeckende Lösung nicht herunterbekommt, kann den Geschmack mit Zugabe von Zitronensaft verbessern, rät die DGE.

Bei den Gruppen von Angela Lill sieht das Programm anschließend einen Vortrag zum Thema "Gesund werden und bleiben" vor. Dann wird gemeinsam gewandert - rund eineinhalb Stunden lang.

"Danach gestalten die Teilnehmer ihren weiteren Fastentag alleine", sagt die Fastenbegleiterin. Sie rät zu:

  • einer Ruhepause
  • einem Leberwickel
  • einer salzfreien Gemüsebrühe
  • möglichst einer weiteren Runde an der frischen Luft

Die Länge der Wanderrouten variiert je nach Gruppe und Anbieter. Manche Fastenleiterinnen und Fastenleiter wandern auch mehrere Stunden täglich mit ihren Gruppen.

Fester Bestandteil des Fastenwanderns sind außerdem oft Yoga-, Gymnastik-, Dehn- und Entspannungsübungen. Auch Massagen und Wannenbäder sind häufig vorgesehen.

Mit Ausnahme der Darmreinigung und des Vortrags sieht das Programm an Lills anderen Fastenwandertagen ähnlich aus.

3. Das Fastenbrechen

Ist die Fastenzeit vorüber, muss sich der Körper erst einmal wieder an die Aufnahme fester Nahrung gewöhnen. Kostaufbau nennt sich das. Dabei wichtig: Kleine Portionen wählen und gut kauen. So werden Eva Lischka zufolge die Verdauungssäfte wieder angeregt.

Angela Lill bricht das Fasten mit ihren Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit folgenden Nahrungsmitteln:

  • einem Apfel
  • einigen Karottensticks
  • etwas Rettich
  • einem Stückchen getrocknetem Vollkornbrot

Das getrocknete Brot soll nach einer Woche ohne feste Nahrung dem Kautraining dienen.

"Nach dem Fasten sind die Aufbautage entscheidend und sehr wichtig", sagt die Ernährungsberaterin. Sie empfiehlt, in der Woche nach dem Fasten mit einer veganen Vollwertkost wieder einzusteigen - am besten mit basischen Lebensmitteln. Dazu gehören:

  • Obst: Pflaumen, Erdbeeren, Ananas
  • Gemüse: Karotten, Blumenkohl, Süßkartoffeln, Kopfsalat
  • Kräuter: Basilikum, Oregano, Petersilie
  • Nüsse: Mandeln, Walnüsse
  • Sprossen und Keimlinge
Äpfel eignen sich hervorragend zum Fastenbrechen, weil ihre Säure die Magensaftbildung anregt

Äpfel eignen sich hervorragend zum Fastenbrechen, weil ihre Säure die Magensaftbildung anregt © Christin Klose/dpa-tmn

Einer Studie zufolge steigt die Leistungsfähigkeit der Muskulatur durch die Bewegung während der Heilfastenkur an.

Die unzureichende Energieversorgung von außen sorgt zudem dafür, dass der Körper zur Energiegewinnung das innere Bauchfett verbrennt.

Eva Lischka sieht darin viele körperliche Vorteile:

  • Regulierung des Blutdrucks
  • Verbesserung des Blutzucker- und Blutfettstoffwechsels
  • Verminderung von Entzündungen
  • Verminderung von Stimmungstiefs
  • Verbrauch von überschüssigem Leberfett
  • Schonung und Erholung des Verdauungstrakts

Der letzte Punkt wirke sich besonders bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten günstig aus, sagt die Ärztin.

Auch psychisch bringe die Fastenkur und damit auch das Fastenwandern positive Aspekte mit sich. Laut der Medizinerin wirkt es stimmungsaufhellend. Fastende profitierten von einer gesteigerten Stressresistenz.

Gesetzliche Krankenversicherung

Welche präventiven Maßnahmen für gesetzlich Krankenversicherte förderfähig sind und welche nicht, regelt ein Leitfaden den der GKV-Spitzenverband für die Krankenkassen erlässt.

"Nach den Vorgaben des Präventionsleitfadens gehört das Fastenwandern nicht zu den von Kassen förderfähigen Präventionsmaßnahmen", sagt Claudia Widmaier vom GKV-Spitzenverband.

Die Kasse übernimmt die Kosten also nicht.

Private Krankenversicherung

Der private Krankenversicherungsschutz sei im Gegensatz zum gesetzlichen nicht einheitlich geregelt, sagt Stephan Caspary vom Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV). Vielmehr hänge der Schutz vom jeweiligen Unternehmen und Tarif ab.

Doch auch bei der privaten Krankenversicherung sieht es mit der Kostenübernahme eher schlecht aus. Lediglich besonders leistungsstarke Tarife könnten solche Präventionsbausteine beinhalten.

Stephan Caspary rät privat Versicherten daher dazu, sich vor dem Fastenwandern mit einem Blick in die Versicherungsunterlagen oder einer Rücksprache mit dem Versicherer schlau zu machen, ob eine Erstattung der Kosten oder zumindest eine Bezuschussung möglich ist.

Fastenwandern lässt sich überall, wo es schön ist, sagt Angela Lill.

Besonders beliebt sind etwa:

  • Allgäu
  • Schwarzwald
  • Eifel
  • Harz
  • Bergisches Land
  • Uckermark
  • Nord- und Ostseeküste