Tuchenbach: Radikal-Schnitt oder angemessen?
13.8.2015, 13:00 UhrAn ausgewählten von der Gemeinde gepflegten Wiesen- und Randstreifen entlang von Straßen und Feldwegen soll nur noch zwei Mal im Jahr gemäht werden, forderte die WGT. Dadurch will man wildwachsenden Blumen eine bessere Chance zum Gedeihen geben, diese sollen dann wiederum Insekten, Bienen und andere Tierarten mehr Nahrung bieten. Bodenbrüter etwa haben keine Chance, werden Randstreifen häufig gestutzt. „Außerdem schädigt zu häufiges Mähen die Stämme der Bäume. Darunter sind auch Bäume, für deren Anpflanzung die Gemeinde vor Jahren noch selbst Geld ausgegeben hat“, führte Stefan Spielvogel, Fraktionsvorsitzender der WGT, aus.
Keinen Grund, Mäh- und Schnittgewohnheiten der Gemeindearbeiter zu ändern, sehen hingegen Bürgermeister Leonhard Eder und die Vertreter seiner Interessengemeinschaft Tuchenbach (IGT). „Im Durchschnitt wird aktuell ohnehin jede Fläche nur zwei Mal jährlich gemäht. Und manche Stellen muss man einfach öfter schneiden wegen der Zecken“, meinte Eder.
Spielvogel gefiel Eders Argument ganz und gar nicht: „Kindergarten und Hort machen regelmäßig Ausflüge in den Wald, wo bekanntlich die meisten Zecken sind. Da wird auch kein übertriebener Schutzapparat aufgefahren“, konterte er.
Auch Hans Hümmer (IGT) schaltete sich in die Diskussion ein. Dieser äußerte gar, dass er den Antrag der WGT für nicht beschlussfähig halte. „Wir mähen die Grünflächen stets situationsbezogen. Im Winter streuen wir ja auch nicht, nur weil Winter ist, sondern weil es die Situation erfordert“, so Hümmers Beispiel.
Ein Beschluss, der nur noch maximal zwei Mal mähen im Jahr zuließe würde für jeden weiteren Mähvorgang einen extra Beschluss notwendig machen, führte Hümmer weiter aus. „Außerdem hätte ich mir von der WGT einen konstruktiveren Antrag gewünscht. Bei einer solch radikalen Rhetorik denkt sich jeder, der das liest, dass wir in Tuchenbach jeden Spross sofort abholzen“, kritisierte er.
Damit nahm Hümmer Bezug auf die Formulierung der Überschrift des WGT-Antrags. Radikalschnitt-Politik stoppen stand mit drei Ausrufezeichen verdeutlicht auf der Tagesordnung der Sitzung. „Zeigt mir bitte mal den Beschluss, mit dem wir uns zu einer radikalen Schnittpolitik verpflichtet haben“, so Hümmer.
Die Erklärung von Gisela Blümm (WGT), dass es sich dabei doch nur um eine knackige Überschrift handele, die die Dringlichkeit der Lage auf den Punkt brächte, ließ Hümmer nicht gelten. Laut den Mitgliedern der WGT-Fraktion im Tuchenbacher Gemeinderat würden sie des Öfteren von Bürgern darauf angesprochen, warum nahezu alle Flächen so häufig so kurz abgemäht werden.
Trotz Hümmers Bedenken ob der Beschlusstauglichkeit des WGT-Antrags kam es letztendlich doch zur Abstimmung. Mit sieben zu fünf Stimmen wurde der Vorschlag abgelehnt. Die Gemeinde Tuchenbach darf ihre Grünflächen somit weiterhin so oft mähen, wie es ihr angemessen erscheint.
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