Fernsehen
Aschenputtel vom Straßenstrich: Wie „Pretty Woman“ entstand
09.02.2025, 06:14 Uhr![Leinwand-Traumpaar der 1990er Jahre: Richard Gere und Julia Roberts. Leinwand-Traumpaar der 1990er Jahre: Richard Gere und Julia Roberts.](https://images.nordbayern.de/image/contentid/policy:1.14574163:1739078132/ImportDpaPicFile252jpg.jpg?f=16%3A9&h=816&m=FIT&w=1680&$p$f$h$m$w=f147a61)
Dieser Kinofilm ist der Inbegriff der 1990er Jahre: "Pretty Woman" gilt als die erfolgreichste Liebeskomödie aller Zeiten. Der US-Blockbuster ließ die 22 Jahre alte Julia Roberts über Nacht zum Weltstar aufsteigen.
Die Liebesgeschichte zwischen einem reichen Geschäftsmann (Richard Gere) und einer Prostituierten (Julia Roberts) brachte Millionen zum Träumen, machte Overknee-Stiefel zur Mode-Ikone und katapultierte den Titelsong der schwedischen Band Roxette an die Spitze der Hitparaden des Jahres 1990.
Hit war nicht vorprogrammiert.
Doch das alles war keineswegs vorprogrammiert. 35 Jahre nach dem Welterfolg mit Anlaufschwierigkeiten geht die Doku ""Pretty Woman", ein Märchen aus Hollywood" der Entstehungsgeschichte nach. Der Film der Regisseurin Clélia Cohen läuft heute um 21.50 Uhr auf Arte.
Cohen erzählt die Geschichten hinter der Geschichte. Wieso etwa hieß der Film noch bis nach den Dreharbeiten "Dreitausend"? Die Doku klärt auf: Ursprünglich sollte der Film eine ernüchternde Fabel über die Prostitution in Los Angeles werden.
Denn im Kern geht es um das Geschäft zwischen den zwei Hauptfiguren - der Sexarbeiterin Vivian Ward und dem wohlhabenden Geschäftsmann Edward Lewis. Gegen 3.000 Dollar soll Vivian eine Woche mit Edward verbringen, während er auf Geschäftsreise in Los Angeles ist. Dabei verlieben sich die beiden.
Umgeschrieben und umbenannt
Die Walt Disney Studios ließen das Drehbuch nach und nach vollständig umschreiben. Mit dem Drehbuchautor Garry Marshall holte man sich einen Virtuosen ins Haus, der mit seinem Skript direkt überzeugt hatte.
Disney sah das Kommerz-Potenzial: "Pretty Woman" - nunmehr benannt nach einem alten Hit von Roy Orbison - kann als Märchen interpretiert werden. Die mittellose Aschenputtel ist Vivian, die sich mit Sexarbeit über Wasser hält; Ihr Prinz und Retter in der Not natürlich der reiche Edward.
Die gute Fee ist Hotelmitarbeiter Barney Thompson (Hector Elizondo) und die böse Königin der schmierige und übergriffige Phillip Stuckey (Jason Alexander). Und wenn eines bei einem Märchen sicher ist, dann das Happy End.
Wer wird Prinzessin?
Nur eines war lange Zeit fraglich: Wer wird eigentlich die Prinzessin? Erst im letzten Moment entschied man sich für die damals 22-jährige Julia Roberts. Eine regelrechte "Julia Mania" brach nach Erscheinen von "Pretty Woman" aus. "Wir mussten alles festhalten, was sie tat", erinnert sich Kameramann Charles Minsky an die Dreharbeiten. So überzeugend spielte sie ihre Rolle.
Ikonische Momente, wie der Einkaufsbummel ("Großer Fehler. Groß. Riesig") sind auch heute noch vielen im Gedächtnis. Glaubt man den Machern der Dokumentation, so schauen statistisch 100 Prozent der Menschen, die die Liebeskomödie im Fernsehen einschalten, den Film zu Ende.
Noch heute pilgern die zu 95 Prozent weiblichen Fans an die Drehorte des verruchten Disney-Films in Hollywood. Einer der Touristenführer kommt in der Dokumentation zu Wort: "Pretty Woman kommt nie aus der Mode."