Wortgefecht im Fernsehen

Jens Spahn rechnet schonungslos mit Olaf Scholz ab - mit Rückendeckung von Markus Lanz

07.02.2025, 06:04 Uhr
Jens Spahn (rechts) ließ kein gutes Haar am Kanzler.

© ZDF / Cornelia Lehmann Jens Spahn (rechts) ließ kein gutes Haar am Kanzler.

Die vorgezogene Bundestagswahl steht kurz bevor und sorgt bereits seit Monaten für jede Menge hitzige Debatten. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz stand seit dem Bruch der Ampel häufiger in der öffentlichen Kritik. Bei "Markus Lanz" zeigte sich Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt dennoch optimistisch und sagte, dass die SPD "auf 25 bis 27 Prozent" kommen "und die CDU dahinter landen" könnte.

Weder der ZDF-Moderator noch CDU-Politiker Jens Spahn konnten davon jedoch überzeugt werden. Spahn erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass selbst Lars Klingbeil und Saskia Esken den Bundeskanzler davon abhalten wollten, erneut zu kandidieren. "Das ist ja schon fast Verrat am eigenen Kanzler", so Spahn ernst.

Eine Aussage, die Wolfgang Schmidt prompt dementierte und als "Unsinn" bezeichnete: "Das ist ein bisschen das Problem, wenn man allem glaubt, was geschrieben wird. Es ist klar gesagt worden von Lars Klingbeil, dass da nichts dran war." Markus Lanz hakte überrascht nach: "Es hat nie stattgefunden, der Versuch, Olaf Scholz von der Kandidatur abzubringen?"

Schmidt antwortete energisch: "Nein! (...) Das war sehr freundschaftlich, sehr einvernehmlich." Jens Spahn wollte dies nicht unkommentiert lassen und stellte klar: "Es ist ein bemerkenswerter Vorgang innerhalb der SPD - alleine, dass es zwei Wochen gedauert hat, den Kanzlerkandidaten zu bestätigen, wenn es einen amtierenden Kanzler gibt."

Wolfgang Schmidt: "Olaf Scholz regiert"

Bei "Markus Lanz" zog Spahn daraufhin verbal gegen Olaf Scholz vom Leder und sprach von einem "massiven" Vertrauensverlust: "Dieser Kanzler, mit dem haben die Leute fertig!" Es sei "beeindruckend, wenn Herr Schmidt glaubt, dass da noch mal (...) was geht", ergänze Spahn süffisant. Schmidt konterte wütend: "Ob die Leute durch sind mit dem Bundeskanzler, das werden die Wählerinnen und Wähler entscheiden."

Spahn ließ jedoch nicht locker und merkte an, dass Scholz "eigentlich schon in den letzten drei Jahren" als Kanzler nicht sichtbar gewesen sei. "Wir wissen bei den allermeisten Dingen nicht, was will er eigentlich? Und aktiv irgendwie eingreifen tut er auch nicht mehr", so der CDU-Politiker weiter. Schmidt verteidigte daraufhin seinen Parteikollegen und behauptete: "Olaf Scholz regiert." Ansonsten mache der Kanzler "natürlich viel Wahlkampf".

Schmidt kritisierte daraufhin Jens Spahn und forderte ihn auf, "eher mal über die Themen" zu reden, "die den Leuten unter den Nägeln brennen", statt den Fokus auf Olaf Scholz zu richten. Markus Lanz konterte jedoch: "Das machen clevere Spin-Doktoren so - sie schmeißen die Nebelkerzen und sagen: 'Lasst uns doch jetzt mal wirklich über die wichtigen Sachen sprechen.'"

Auch Jens Spahn merkte fassungslos an, dass die Performance von Olaf Scholz durchaus ein wichtiges Thema sei, denn: "Was Olaf Scholz ja immer gesagt hat, ist: 'Wer bei mir Führung bestellt, der bekommt Führung'. Wir haben drei Jahre lang keine Führung gesehen, nirgends!" Eine Argumentation, die den SPD-Kanzleramtschef in Rage brachte. "Das ist etwas, was Sie die ganze Zeit machen! Sie lenken ab (...) von der Frage: Wie finanzieren wir eigentlich das, was die CDU vorschlägt?", so Schmidt. Jens Spahn ließ sich davon nicht beirren und stichelte weiter: "Wenn mich nicht alles täuscht, tritt dieser Kanzler gerade noch mal an. Ein Kanzler, der nicht in der Lage ist, drei Jahre lang eine Koalition zu führen und zusammenzuhalten."

Jens Spahn: "Der Frust im Land ist so groß geworden"

In der Debatte mit Markus Lanz (links) versuchte SPD-Politiker Wolfgang Schmidt vergeblich, Bundeskanzler Olaf Scholz in Schutz zu nehmen.

In der Debatte mit Markus Lanz (links) versuchte SPD-Politiker Wolfgang Schmidt vergeblich, Bundeskanzler Olaf Scholz in Schutz zu nehmen. © ZDF / Cornelia Lehmann

Der CDU-Mann machte daraufhin deutlich, dass es bei der kommenden Wahl um sehr viel gehe. "Die Wirtschaft schrumpft seit zwei Jahren, (...) wir haben illegale Migration", so Spahn. Er mahnte: "Der Frust im Land ist so groß geworden, dass die extreme Rechte mittlerweile jede fünfte Stimme potenziell kriegen kann."

Spahn erklärte, dass die deutsche Bevölkerung deshalb von der neuen Regierung einen massiven Wandel erwarte und sich keine leeren Versprechungen mehr gefallen lasse. "Ich mache mir manchmal mehr Gedanken über die Wahl 2029", sagte er. "Wenn die nächste Regierung (...) nicht bei diesem Thema irregulärer Migration und bei der Frage, wie kommen wir zu Wachstum, einen Unterschied macht, der für die Leute spürbar ist, (...) dann werden wir hier österreichische und französische Verhältnisse sehen", so der Ex-Gesundheitsminister. Spahn warnte deshalb: "Wenn demokratische Mitte nicht illegale Migration beendet, beendet illegale Migration demokratische Mitte."

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