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Lanz fassungslos nach Lauterbach-Aussage: "Eingeständnis, dass wir komplett überfordert sind"

12.02.2025, 08:38 Uhr
"Das ist doch das Eingeständnis, dass wir komplett und heillos überfordert sind, oder nicht?", befand Markus Lanz (links) im Gespräch mit Karl Lauterbach.

© ZDF / Markus Hertrich "Das ist doch das Eingeständnis, dass wir komplett und heillos überfordert sind, oder nicht?", befand Markus Lanz (links) im Gespräch mit Karl Lauterbach.

Weniger als zwei Wochen vor der nächsten Bundestagswahl ging es im Deutschen Bundestag noch einmal hoch her, als sich Bundeskanzler Olaf Scholz und CDU-Chef Friedrich Merz heftig gegenseitig attackierten. Doch auch SPD-Chef Lars Klingbeil fand deutliche Worte, als er Merz vorwarf, "in einem Sound der AfD" über Deutschland zu sprechen.

Markus Lanz stichelte derweil in seiner Sendung am Dienstagabend in Richtung Karl Lauterbach, als er fragte: "Haben Sie heute bei diesem letzten großen Rededuell im Bundestag gedanklich schon Abschied genommen von der Regierungsbank?" Nein, erklärte der SPD-Gesundheitsminister: "Wir kämpfen und ich glaube, die Wahl ist auf keinen Fall schon gelaufen!"

Auch FDP-Generalsekretär Marco Buschmann reagierte selbstbewusst, als Lanz ihn mit der Aussage von Friedrich Merz konfrontierte, dass vier Prozent für die FDP "vier Prozent zu viel" seien. Eine Aussage, die Buschmann als "eine Anmaßung" und "taktisch dumm" von sich wies. Er versuchte stattdessen, die deutschen Wähler zu ermutigen, für die FDP zu stimmen: "Wer die Schuldenbremse gut findet, muss nicht die AfD gut finden, (...) weil auch demokratische Parteien die Ansicht vertreten."

Karl Lauterbach reagierte darauf jedoch nüchtern: "Ich könnte damit leben, wenn es die FDP nicht mehr in den Bundestag schafft." Als Grund hierfür nannte er seine "Enttäuschung" über das D-Day-Papier und den Skandal um Christian Lindner. Für ihn sei es eine "Riesenenttäuschung" gewesen, "nachträglich von dieser Täuschung erfahren zu haben. Das habe ich nicht für denkbar gehalten. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass schon lange feststeht, dass die Ampel von der FDP verlassen wird", so Lauterbach.

Bei Markus Lanz diskutierten (von links) SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach, FDP-Generalsekretär Marco Buschmann, Journalistin Kerstin Münstermann und Journalist Justus Bender.

Bei Markus Lanz diskutierten (von links) SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach, FDP-Generalsekretär Marco Buschmann, Journalistin Kerstin Münstermann und Journalist Justus Bender. © ZDF / Markus Hertrich

Karl Lauterbach wirft Union einen "Taschenspielertrick" vor

Ähnlich enttäuscht war der Gesundheitsminister auch über die gemeinsame Abstimmung von CDU, FDP und AfD im Bundestag. Eine Abstimmung, die Marco Buschmann zu verteidigen versuchte: "Wir waren ja nicht Antragssteller!" Gleichzeitig gab der FDP-Generalsekretär jedoch zu: "Man kann die Debatte in der Tat führen, ob es schlau war, die Anträge am Mittwoch und am Freitag zu stellen."

Laut Buschmann sei jedoch klar: "Wenn in einer so zentralen Frage wie der Steuerung der Migration sich demokratische Fraktionen von der AfD diktieren lassen, wie sie sich verhalten, dann hat sie ihren ersten Sieg." Eine Argumentation, der Journalistin Kerstin Münstermann nicht ganz folgen konnte: "Das Bild gibt es jetzt. Sie stimmen gemeinsam mit der Union und der AfD ab."

Ein Fakt, der Karl Lauterbach in Rage brachte: "Ihr habt auch noch mit der AfD abgestimmt, obwohl es überhaupt keine politische Konsequenz hat! Das halte ich für vollkommen suizidal ehrlich gesagt!" Der SPD-Politiker ergänzte streng: "Politisch entsteht beim Bürger der Eindruck, das kann jetzt sofort passieren. Wir können die Grenzen jetzt dicht machen. Der Bürger weiß nicht, Völkerrecht und Europarecht stehen dagegen." Dass im Antrag zudem das Wort "unverzüglich" in Bezug auf die Grenzschließungen stehe, bezeichnete Lauterbach wütend als "Taschenspielertrick".

Markus Lanz: "Das ist politischer Sprengstoff!"

Während der Gesundheitsminister mit Buschmann ins Gericht ging, sorgte er bei Markus Lanz für Fassungslosigkeit, als er erklärte, dass 30 Prozent aller Geflüchteten unter psychischen Erkrankungen leiden und ohne Therapie "eine Gefahr für andere" darstellen können. "Deutschland hat ein Sicherheitsrisiko", zitierte Lanz den SPD-Mann und ergänzte: "Psychisch erkrankte Geflüchtete dürfen kein Tabuthema sein."

Lauterbach sagte daraufhin, dass die Zahl der Gefährder zwar "viel geringer" als 30 Prozent sei, aber "Menschen mit diesem Hintergrund" tatsächlich "häufig psychisch krank" seien. "Wir haben das aus meiner Sicht ein Stück weit tabuisiert", so der Politiker. Er merkte weiter an, dass es "kein Angebot für eine psychotherapeutische Versorgung dieser Menschen" gebe. Eine Aussage, auf die Lanz prompt antwortete: "Das ist politischer Sprengstoff!"

Lauterbach reagierte nüchtern: "Der Sprengstoff ist das Problem, nicht der Satz. Wir müssen tatsächlich Strukturen schaffen, dass wir denjenigen, die diese Risikofaktoren mitbringen, eine Möglichkeit geben, therapiert zu werden." Der Gesundheitsminister fügte hinzu: "Es ist eine kleinere Gruppe, die wirklich Gefährder sind. Und die müssen auch dann entsprechend gesichert werden. Alles andere hilft niemandem." Lanz zeigte sich davon wenig beeindruckt und fragte energisch: "Das ist doch das Eingeständnis, dass wir komplett und heillos überfordert sind, oder nicht?" Eine Frage, auf die Karl Lauterbach jedoch kopfschüttelnd konterte: "Nein, das ist nicht unbedingt der Fall."

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