Fernsehen
Leben am Sehnsuchtsort: Reportage „Glücklich auf der Insel?“
7.1.2025, 14:22 UhrEine junge Frau und ein nicht mehr ganz so junger Mann sehnen sich nach viel Freiheit und etwas Abenteuer - und so finden sich beide auf der portugiesischen Insel Madeira wieder. Ob und wie ihnen das Leben dort gelingt, zeigt die Reportage "Glücklich auf der Insel?" aus der Reihe "37 Grad" über Freiberufler auf Madeira. Sie läuft am 7. Januar um 22.15 Uhr im ZDF.
Madeira gilt als sonniges Blumenparadies für viele Rentner - die Insel gehört zu Portugal und liegt weit entfernt vom Festland im Nordatlantik. Heiko (41) hat sich von seinem Lebenspartner getrennt, weil sie unterschiedliche Pläne für ihr jeweiliges Leben hatten, und lebt nun allein an seinem "Sehnsuchtsort".
Richtig glücklich wirkt der Grafikdesigner allerdings nicht: Er findet keine eigene, bezahlbare Wohnung, sondern wohnt zur Untermiete. Auch lassen Aufträge auf sich warten. So jobbt er in einer Bar - auch um Portugiesisch zu lernen. Doch dann muss er plötzlich zurück in seine schwäbische Heimat, wo seine Mutter nach einem Sturz auf seine Hilfe angewiesen ist.
Die Münchnerin Nina (29) hingegen lebt bereits seit drei Jahren auf Madeira. Sie vermisst das Gemeinschaftsgefühl der Anfangszeit, doch ihre Geschäftsidee hilft ihr etwas über fehlende Freundschaften hinweg. Sie betreut Wohngemeinschaften, sogenannte Co-Livings, in denen Freiberufler ein Zuhause für eine gewisse Zeit finden können.
Nina bietet zudem einen Rundum-Service an, vom Motorroller bis zur Wäsche. Doch oft springen Bewohner kurzfristig ab, was geringere Einnahmen bedeutet. Dadurch wiederum steht sie nahezu ständig unter Strom, die nervige Unsicherheit, ständige Erreichbarkeit und erstaunlich viel bürokratischer Aufwand kommen hinzu.
Ein richtiges Zentrum hat die Gemeinschaft offenbar nicht. Punta do Sol, ein Dorf für digitale Nomaden, besteht hauptsächlich aus einem Co-Working-Space, einem Glaskasten mit W-Lan-Anschluss, in dem Freiberufler unabhängig und kostenlos arbeiten können. Es gibt eine hohe Fluktuation der Reisenden, es ist ein ständiges Kommen und Gehen, mit vielen Partys und oberflächlichen Kontakten. Der Zuzug der vielen Freiberufler hat Madeira in den vergangenen fünf Jahren stark verändert.
Autorin Jessica Szczakiel ("Immer Ärger mit den Buchstaben. Wenn das Alphabet zur Qual wird") hat hinter ihren Filmtitel ein Fragezeichen gesetzt. Denn in ihrer realistischen Reportage wird deutlich, dass ein richtig gutes Leben auf Madeira eben auch nur mit guten Einnahmen möglich ist. Die Lebenshaltungskosten und Mieten auf der Insel sind stark gestiegen und fast genauso hoch wie in Deutschland. Für viele Einheimische sind Häuser und Wohnungen heute ebenso unerschwinglich wie für viele Zugereiste.
Und so ist es keineswegs sicher, dass Nina und Heiko hier glücklich und für längere Zeit leben werden - auch wenn sie es zu gerne wollen. Trotz aller Zweifel - ihre Träume zumindest wollen sie sich auf jeden Fall bewahren.