Umsatz der Oechsler-Gruppe erneut massiv gestiegen
1.6.2019, 06:00 UhrDas Wachstum der Oechsler-Gruppe passiert im Ausland. Und das wird sich wohl eher verstärken. "Es ist eine unumkehrbare Tendenz, dass Märkte lokal bedient werden wollen", sagt Vorstandsvorsitzender Dr. Claudius M. Kozlik. Das sei auch eine Frage des Klimaschutzes, auf den die Konsumenten immer mehr achten würden.
Dieser Trend spiegelt sich auch in den Mitarbeiterzahlen des Kunststoffunternehmens wider. Rund 1600 Beschäftigte sind es inzwischen in Deutschland (davon knapp 300 in Weißenburg), rund 1700 an den Standorten außerhalb. Das war bislang allenfalls in einer kurzfristigen Spitze so. Doch die aktuelle Entwicklung wird sich wohl manifestieren.
Werke in Ansbach und Weißenburg tonangebend
"Es ist schon ein Erfolg, wenn wir Umsatz und Belegschaft im Inland konstant halten können", sagt Michael Meyer, der im Oechsler-Vorstand für den Bereich Finanzen verantwortlich ist. Noch allerdings sind die Werke in Ansbach und Weißenburg im Konzern tonangebend.
323 Millionen Euro Umsatz für die deutschen Standorte weist die Bilanz aus. Allerdings wiederum mit einer Einschränkung: "Die deutschen Standorte machen zwei Drittel ihres Umsatzes mit Export", stellt Michael Meyer fest. Der Weißenburger ist Vorstand für Finanzen bei Oechsler.
In Deutschland ist nach dem Aufbau der Speedfactory im Ansbacher Ortsteil Brodswinden und dem Bau der Logistikhalle in Weißenburg im vergangenen Jahr nicht so schnell wieder mit Investitionen in Gebäude zu rechnen.
Stattdessen fließen die Investitionen hierzulande vor allen Dingen in den Bereich Forschung und Entwicklung, der im vergangenen Jahr erneut deutlich ausgebaut wurde (auf fast 15 Millionen Euro). Die deutschen Werke haben die Aufgabe, Prozessabläufe zu entwickeln und zu optimieren. Dann kann die Technik in anderen Werken irgendwo auf der Welt schnell für die Serienproduktion genutzt werden.
So wurde beispielsweise in Weißenburg ein Abgasreinigungssystem für Lkws entwickelt und industrialisiert. Diese Technik wird künftig im Oechsler-Werk in Mexiko zum Einsatz kommen. Dort baut das mittelfränkische Unternehmen gerade neue Hallen und verdoppelt seine Produktionskapazitäten, um den US-amerikanischen Markt zu beliefern. Die Angst vor den amerikanischen Strafzöllen bleibt zwar aktuell, war aber schon größer.
Doch an anderer Stelle spürt Oechsler die amerikanische Politik. Derzeit läuft der Aufbau einer 3-D-Druck-Fertigung in China. Die Geräte hierfür kommen von der international führenden Firma Carbon im Silicon Valley und werden neuerdings wegen des Handelskrieges zwischen den USA und China mit Strafzöllen belegt. "Das hat natürlich Auswirkungen auf unser Geschäft", sagt Kozlik.
Technik für die Zukunft
Im 3-D-Druck sieht er eine starke Technik für die Zukunft. Die Kooperation mit Adidas hat Oechsler hier weltweit in den Fokus gerückt. In der Speedfactory in Brodswinden druckt Oechsler Sohlen für Hochleistungssportschuhe und ist dafür im vergangenen Jahr mit einem Innovationspreis ausgezeichnet worden.
Die Nachfrage ist enorm. Für Kozlik kein Wunder: "Der Tragekomfort ist absolut exzellent." Oechsler bringt hier vor allen Dingen im sogenannten Post-Processing, also in der Nachbearbeitung des Teils, das der Drucker ausspuckt, enormes Know-how ein und hat hier einen klaren Technologievorsprung.
Automotive als wichtigster Markt
Kozlik erwartet, dass sich dieses Wissen auch auf andere Segmente übertragen lässt. Im Automobilbereich könnten sich damit beispielsweise Ersatzteile für Fahrzeuge erstellen lassen, die nicht mehr in Serie gefertigt werden. "Die Technologie hat in meinen Augen großes Potenzial", sagt der Vorstandsvorsitzende. Speziell für Produkte mit kurzem Produktzyklus sei die Technik ideal, ist Meyer überzeugt, weil man keine aufwendigen Spritzgussformen mehr benötigt.
Das Segment Automotive ist für Oechsler noch immer der wichtigste Markt: 74 Prozent des Umsatzes macht der Konzern hier. Die absoluten Zahlen sind dabei in etwa gleich geblieben, dennoch verliert dieses Feld an Gewicht in der Bilanz. Denn im Vorjahr war der Automobilsektor noch mit 81 Prozent Umsatzbringer.
Das zeigt, dass vor allen Dingen die Oechsler-Sparte Innovative Solutions mit der Speedfactory-Produktion rasant an Bedeutung gewinnt. Der Anteil steigt von 14 auf 22 Prozent. Den Rest des Umsatzes generieren die weltweit 3300 Mitarbeiter im Segment Medical. Das ist die Entwicklung, die Kozlik seit Jahren verfolgt, um unabhängiger von der Automobilbranche zu werden. Denn bislang war Oechsler deren Schwankungen schlicht ausgeliefert und konnte wenig gegensteuern.
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