Bundestagswahl
Wahlkreis Roth: 13 Neue wollen Mortlers Sitz
22.8.2021, 13:58 Uhr
Die Platzhalterin Marlene Mortler ist nach der Europawahl 2019 ins Europaparlament gewechselt. Um ihre Nachfolge bewerben sich 13 Kandidaten, zwei Frauen und elf Männer. So viele waren es noch nie, seit der Wahlkreis im Jahr 2009 in 246 umbenannt wurde. Alle treten zum ersten Mal an, das ist nicht ungewöhnlich – mit Ausnahme der CSU-Kandidaten. Ab nächster Woche stellen wir alle 13 vor.
Egal, ob als Wahlkreis 232 (Landkreise Roth und Weißenburg-Gunzenhausen, Stadt Schwabach 1976 bis 1987 beziehungsweise Landkreis Roth und Nürnberger Land 1990-1998), Wahlkreis 247 (Landkreise Roth und Nürnberger Land 2002 bis 2009) oder Wahlkreis 246 (Landkreise Roth und Nürnberger Land ab 2009) – stets war der Direktsitz ein Erbhof der CSU.
Kein Wunder, dass sich die Christsozialen nicht mit einer Wahlperiode begnügten. Vier Mal am Stück ging er mit großer Mehrheit an Richard Stücklen, drei Mal an Hansgeorg Hauser, der dabei zweimal unter 50 Prozent rutschte, und fünf Mal an Marlene Mortler, die 2017 mit 44,5 Prozent der Erststimmen das bisher schwächste CSU-Ergebnis einfuhr, damit aber immer noch deutlich vor dem Zweitplatzierten, Alexander Horlamus von der SPD, ins Ziel kam, der 20,6 Prozent einheimste.
Neues Personal – gewohnte Resultate? Was Ralph Edelhäußer, den Newcomer der CSU betrifft, nimmt angesichts der Historie wohl kaum jemand Wetten an, dass er nicht Marlene Mortler beerbt. Der Bürgermeister von Roth ist zumindest im südlichen Teil des Wahlkreises ein Hansdampf in allen Gassen und quasi intravenös verbunden mit den sozialen Medien.
Im parteiinternen Stechen um die Kandidatur setzte er sich mit 13:8 Stimmen gegen die Wendelsteiner Bezirksrätin Cornelia Griesbeck durch, um dann bei der Nominierung im Stadion des SC Feucht mit sozialistischen 97,9 Prozent fast alle Delegierten hinter sich zu scharen. Damit hatte er auch im Vorgarten von Marlene Mortler ein Zeichen gesetzt, die in Lauf geboren wurde.
Der Favorit kommt also aus dem Landkreis Roth. Seine Herausforderer sind überwiegend im nördlichen Teil angesiedelt. Mit Felix Erbe aus Hilpoltstein kommt der Direktkandidat der Grünen aus Edelhäußers Nachbarschaft. Er hat sich bei der Nominierung gegen eine Laufer Dynastie durchgesetzt. Mit 69:55 Stimmen übertraf er das Ergebnis von Lydia Hufmann-Bisping. Landesweit kam er nicht so weit. Listenplatz 40 bei der Umweltpartei gilt beim Einzug in den Bundestag als eher aussichtslos.
Dritter Erststimmenkandidat aus dem Landkreis Roth ist der Rothauracher Stefan Kuschel, der für „die Basis“, eine Geburt wegen der Corona-Politik in Deutschland, ins Rennen geht. Aus Roth tritt zudem Max Weggenmann von der Satirepartei Die PARTEI an, die sich zum Beispiel das Wohlergehen aller Pinguine der Region auf die Fahnen geschrieben hat.
Ein spannendes Kapitel ist die FDP-Kandidatin Kristine Lütke, die zwar Lauf zugerechnet wird, aber ihre Wurzeln im Landkreis Roth hat. Genauer gesagt in Schwand, wo sie als Mitglied der Kärwa All Stars quasi höchste Weihen erlangte. Hier spielte sie Handball, sang im Jugendchor und stellte ein Jugendparlament auf die Beine. Ihr Abi baute sie am Rother Gymnasium. Also jede Menge Stallgeruch – und noch eine Herausforderung: Sie möchte in Berlin den Platz der populären Marina Schuster aus Greding für die Partie zurückerobern, der acht Jahre lang vakant war. Auf Platz zwölf der Landesliste sind die Aussichten nicht übel.
Bei den Bewerbern aus dem Nürnberger Land hat der Arzt Udo Schlot aus Feucht ein Alleinstellungsmerkmal. Er ist der einzige Direktkandidat, der parteilos antritt und damit auch keine Chance über die Zweitstimmen hat, nach Berlin zu kommen. Aus Feucht stammt auch der Direktkandidat der AfD, die den Kreisvorsitzenden Klaus Norgall aufgestellt hat. Allerdings: Bei der Aufstellung der Landesliste in Greding tauchte sein Name nicht auf.
Nachdem es 2017 mit Alexander Horlamus, dem dritten Bürgermeister der Stadt Lauf, nur einen Achtungserfolg gab, setzt die SPD diesmal auf Jugend. Der 28-jährige Standesbeamte, Kreisrat und Juso-Vorsitzende Jan Plobner aus Altdorf wirft seinen Hut in den Ring. Platz 23 auf der Landesliste ist aber nicht unbedingt ein K.o.-Argument.
Ähnlich ist die Situation für Evelyn Schötz von der Linken. Auf Listenplatz elf steht die Altenpflegerin aus Schwaig zwischen Hoffen und Bangen. Ihr Vorteil (oder Nachteil?) gegenüber Plobner: Mit 60 hat sie einiges mehr an Lebenserfahrung.
Eine andere Mathematik gilt bei den Freien Wählern. Der 33-jährige Direktkandidat Felix Locke aus Lauf hat als Stadtrat, Ortsvorsitzender und stellvertretender Generalsekretär der Partei jede Menge Empfehlung. Platz vier auf der Landesliste gilt aber nicht als sicher, dass er weiter kommt als Wolfgang Hauber. Der hat es 2017 nicht in den Bundestag, ein Jahr später aber in den Landtag geschafft.
Zwangsläufig einer der jüngsten Direktkandidaten ist der 18-jährige Julian Häffner aus Hersbruck, zweiter Vorsitzender des Kreisverbandes Nürnberger Land & Roth der Piratenpartei und stellvertretender Vorsitzender des Stadt-Jugendrats in Hersbruck. Zu den jüngeren Direktkandidaten zählt auch der 27-jährige Pascal Henninger aus Röthenbach an der Pegnitz, den die ÖDP einstimmig aufs Schild gehoben hat.
Die Liberalkonservativen Reformer (LKR) schicken zum Debüt Marcus Nehring ins Rennen. Der Polizeiverwaltungsbeamte und Notfallsanitäter kommt aus Simmelsdorf.
Ausführliche Portraits aller Direktkandidaten aus dem Wahlkreis Roth/Nürnberger Land folgen in den nächsten Wochen.
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