Warum eine Kittelschürze spießig ist

26.01.2009, 00:00 Uhr

«Ein Mensch, der schon viele Jahre seines Lebens gelebt hat, hat seine Schönheit nicht verloren, sondern gewonnen», erklärt Barbara Städtler-Mach, Dekanin des Fachbereichs Pflegemanagement. Er strahle Attraktivität durch das aus, was er geworden sei. Es komme nicht auf die äußere, sondern auf die innere Schönheit an, die wiederum nach außen getragen werde. «Schönheit im Alter ist die Schönheit der gesamten Persönlichkeit», meint Städtler-Mach.

Zum Erscheinungsbild vieler älterer Frauen gehört auch die Kittelschürze. Warum das traditionelle Kleidungsstück aber heute nicht mehr so stark verbreitet ist, erklärte Janin Abt, Studentin des Pflegemanagements, in ihrem Vortrag «Die Kittelschürze – ein aussterbendes Merkmal des Alters».

Anhand einer Befragung von 50 Frauen zwischen 40 und 85 Jahren fand sie heraus, dass die Kittelschürze früher ein Sinnbild für Fleiß, Tugend und die stetige Bereitschaft der Frau für die Dienste des Mannes war. «Für Frauen über 60 ist die Kittelschürze ein Hauskleidungsstück für Hausfrauen», erzählt Abt, «sie tragen sie ganz selbstverständlich. Sie wurden so erzogen.»

Die aufkommende Emanzipation verhinderte, dass diese Tradition weitergeben wurde. «Die 60er-Jahre-Generation hat die Kittelschürze als Zeichen ihrer Selbstständigkeit an den Nagel gehängt», erklärt Abt. Die Frau war nicht mehr länger nur im Haushalt tätig, sondern ging nun selbst zur Arbeit. Da brauchte man das alte Kleidungsstück, das als spießig und brav galt, nicht mehr. Die Waschmaschine trug ihr übriges dazu bei, dass statt der Kittelschürze der Hausanzug in Mode kam.

Versandhäusern zufolge steigen allerdings nun die Verkaufszahlen von Kittelschürzen wieder an. «Manche Frauen Ende 50 finden Gefallen an der Kittelschürze und spielen mit dem Gedanken, sich eine zuzulegen», erzählt Abt. Grund dafür sei ein Umschwung in der Gesellschaft. «Für viele Frauen steht nun Familie und Partnerschaft wieder im Vordergrund», sagt die 24-Jährige.

Männer leiden häufig unter Augenringen

Dass ältere Menschen, um jünger zu wirken, auch vor Schönheitsoperationen nicht zurückschrecken, zeigte Veronika George, die ebenfalls Pflegemanagement studiert. Die 27-Jährige hatte von einem ästhetischen Chirurgen aus München erfahren, dass ein Drittel seiner Patienten älter als 60 Jahre ist. Auf 20 Frauen komme ein Mann. Warum legen sich diese Menschen freiwillig unters Messer?

Männer leiden häufig unter Tränensäcken oder Augenringen, die sie müde und damit weniger leistungsstark wirken lassen. «Das übt Druck auf sie aus», erklärt Goerge. Deshalb ließen sich Männer vor allem an der Augenpartie operieren, um jünger und damit leistungsstärker zu erscheinen. Bei Frauen dominiere eher der Wunsch, beeindrucken zu können. Viele unterzögen sich deshalb einer Gesichtsstraffung. «Mit Beginn der Rente bewegen sich Menschen in neuen Gruppen und knüpfen neue Kontakte», erklärt Goerge, «sie wollen dann einfach schön aussehen und somit einen guten Eindruck machen.»

Ob man überhaupt «sexy über 50» sein kann, fragte sich Pflegemanagement-Studentin Susanne Hegenbart. Nach wissenschaftlichen Kriterien empfinde man eine Frau dann als schön, wenn sie das sogenannte «Kindchenschema» erfülle. Das heißt: Weiche Haut, große Augen, kleines Kinn, kleine Nase und hohe Stirn. Männer hingegen gelten als schön, wenn sie markante Gesichtszüge und volles Haar haben.

Hegenbart führte eine eigene Studie durch, die ergab, dass Männer und Frauen über 50 sich nicht mehr an diesem Schönheitsideal orientieren. «Sie finden es nicht mehr so wichtig, diese Kriterien zu erfüllen», sagt die 31-Jährige, «die meisten sind mit sich selbst zufrieden.» Allgemein habe die Generation 50 plus eine andere Definition von Schönheit. «Dabei spielen die inneren Werte und zwischenmenschlichen Beziehungen eine wichtige Rolle», erklärt Hegenbart.

Keine Kommentare