Autozulieferer muss seine Geldnöte lindern
800 Mitarbeiter in Roth betroffen: Leoni verkauft Teil des Kabelgeschäfts
23.5.2022, 15:24 UhrDer Autozulieferer Leoni verkauft einen weiteren Teil seines Kabelgeschäfts. Der Kabel- und Bordnetzespezialist aus Nürnberg gab am Montag den Verkauf seiner Business Group Automotive Cable Solutions, wo das Geschäft mit Spezialkabeln für Autos gebündelt ist, an den thailändischen Kabelspezialisten Stark Corporation bekannt. Das betrifft insgesamt rund 3.300 Beschäftigte an zehn Standorten in sieben Ländern. In Deutschland ist es neben Halver der Standort Roth, an dem rund 800 Beschäftigte künftig für die Asiaten Kabel produzieren sollen.
Der Verkauf soll mehr als 400 Millionen Euro in die Kassen des fränkischen Zulieferers spülen. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Leoni weitgehend von seinem Geschäft mit Industriekabeln getrennt.
"Mit der Entscheidung stärken wir unsere Bilanz, unterstützen die laufenden Refinanzierungsgespräche und treiben unsere bekannte strategische Fokussierung auf das Geschäft mit Bordnetzsystemen weiter voran", sagte Leoni-Vorstandschef Aldo Kamper. Bei der Auswahl des Investors habe ein klares Bekenntnis zu den Mitarbeitenden hohe Priorität gehabt. Das verkaufte Geschäftsfeld habe im vergangenen Jahr mit 1,3 Milliarden Euro zum Leoni-Umsatz beigetragen, der Unternehmenswert wird auf 560 Millionen Euro taxiert.
Leoni war nach Problemen in der Branche vor einigen Jahren in Schieflage geraten und hatte während der Corona-Pandemie staatlich gestützte Kredite in Anspruch nehmen müssen. Im Zuge der Probleme hatte sich Leoni von mehreren Firmenteilen getrennt, mit dem Ziel, sich vor allem auf das Kerngeschäft mit Bordnetzsystemen zu konzentrieren. Leoni beschäftigt rund 100 000 Menschen und erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro.
Erst am Sonntagabend hatte das Unternehmen mitgeteilt, mit seinen Gläubigern nach Wegen zur Beschaffung von etwa 50 Millionen Euro zu suchen. Es werde die Ausgabe neuer Aktien oder einer Wandelschuldverschreibung geprüft, um die erhoffte Summe zu erlösen.
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