Nach langem Sparkurs

Auch fränkische Filialen betroffen: Deko-Kette „Depot“ ist insolvent

Andrea Munkert

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16.7.2024, 15:33 Uhr
Die Deko-Kette Depot ist in die Insolvenz gerutscht: Vom großen Umbau und den Sparmaßnahmen sind sicherlich auch die 19 Filialen in Franken und der Oberpfalz betroffen.

© IMAGO/Michael Gstettenbauer Die Deko-Kette Depot ist in die Insolvenz gerutscht: Vom großen Umbau und den Sparmaßnahmen sind sicherlich auch die 19 Filialen in Franken und der Oberpfalz betroffen.

Bereits im April 2024 häuften sich die Gerüchte um mögliche Depot-Filialschließungen in Franken - ein laufender "totaler Räumungsverkauf" auch in den fränkischen Filialen im Frühjahr heizte die Gerüchteküche an. Doch: Mehrere Anzeichen deuteten darauf hin, dass alles nur ein kluger Marketing-Schachzug sein könnte.

Mit aufdringlichen Plakaten in den Fenstern warb die sonst eher auf ruhiges Design bedachte Deko-Firma Depot im Frühjahr in vielen fränkischen Filialen - auch in der Rudolf-Breitscheid-Straße in Fürth. Die Aktion hat die Gerüchteküche um mögliche Schließungen kräftig angeheizt.

Bereits im März bestätigte ein Depot-Sprecher gegenüber "inFranken.de" , dass die Unternehmensmutter Gries Deco Company aus Niedernberg (Landkreis Miltenberg) mit "Umsatzeinbußen" zu kämpfen habe. "Das Marktumfeld ist aktuell sehr schwierig", hieß vor vier Monaten. Bezüglich der Weiterführung der Depot-Filialen müsse man "richtungsweisende Entscheidungen treffen", sagte ein Sprecher damals gegenüber der Plattform.

Jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht: Das Unternehmen hat Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Mit Hilfe des Restrukturierungsexperten Sven Tischendorf will sich die Gries Deco Company (GDC) in Eigenregie sanieren, berichtet "Focus online". In Franken und der Oberpfalz betrifft die Insolvenz 19 Filialen. Unter anderem gibt es eine in Fürth (Rudolf-Breitscheid-Straße), ein Outlet in Stein (Forum 1), in Schwabach (Falbenholzweg 15) oder in Ansbach (Rettistraße 3).

In Nürnberg sind die Filialen schon geschlossen

Es gebe bereits Zugeständnisse von Vermietern und Lieferanten, so der Insolvenzverwalter gegenüber "Focus". Damit solle die Rettung des Unternehmens beschleunigt werden. Ob das bundesweite Filialnetz mit insgesamt 300 Geschäften erhalten bleibt, ist fraglich. Depot beschäftige derzeit 4400 Mitarbeiter. Über die Schließung von mindestens 90 Filialen aufgrund schlechter Umsätze wurde in der Vergangenheit immer wieder spekuliert. Einige Filialen wie die in Nürnberg (Königstraße und Breite Gasse) sind bereits geschlossen. In Fürth ist der Laden in der Rudolf-Breitscheid-Straße noch geöffnet.

Im Gespräch mit dem "Handelsblatt" äußert sich der Insolvenzverwalter Sven Tischendorf zuversichtlich: Die Sanierung in Eigenverwaltung könne gelingen, meint er. Denn die Lager seien voll und bezahlt, das Unternehmen habe darüber hinaus auch keine Bankschulden. "Die Ertragslage ist jedoch problematisch", so der Sanierer.

Mit dem Prinzip der Insolvenz in Eigenverwaltung werden zuerst die Kassen des Unternehmens entlastet. Personalkosten sollen so kurzfristig und Mieten langfristig eingespart werden. Mitarbeiter erhalten Insolvenzgeld. Auch können Mietverträge mit relativ kurzer Frist gekündigt werden. Im Regelfall laufen aber die Geschäfte unter den Prämissen der eigen verwalteten Insolvenz weiter. Im Online-Shop findet sich zwar aktuell kein Hinweis zur Pleite, dafür aber eine große Werbung für den Sommersale mit Rabatten von über 30 Prozent. Und: dass keine Retouren möglich sind.

Bei einer Insolvenz in Eigenverantwortung richtet die Firmenleitung die Geschäfte dabei neu aus und versucht, mit einem Restrukturierungsexperten über mehrere Maßnahmen Geld einzusparen. Das Sortiment wird dabei oft angepasst, defizitäre Filialen geschlossen, Personal eingespart und Ladenhüter über einen Lagerabverkauf verramscht. In den meisten Fällen folgen auf Insolvenzen in Eigenverantwortung meistens Filialschließung und Kündigungen.

"Wir werden sehr zügig auf alle Beteiligten – insbesondere natürlich Mitarbeiter, Vermieter, Lieferanten und Geschäftspartner – zugehen und gemeinsam die nächsten Schritte besprechen", erklärte Unternehmenschef Christian Gries in einer Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa).

Das ist nach der Depot-Insolvenz für Kunden wichtig

Die wichtigste Nachricht: Das Unternehmen scheint nicht zahlungsunfähig zu sein. Bestellungen im Netz können sich verzögern, weil sich Angestellte oftmals krankmelden, wenn sie Insolvenzgeld anstatt regulären Lohn beziehen. Kunden müssen folglich ein wenig mehr Geduld aufbringen.

Wer Gutscheine von Depot besitzt, sollte diese zeitnah im Online-Shop oder in einer der Filialen einlösen. Wichtig ist hierbei, nur Waren zu kaufen, die noch verfügbar sind. In vielen Fällen gibt es nach einer Insolvenz in Eigenverwaltung Rabatte und Räumungsangebote - gerade, wenn Filialen schließen. Bestellte Waren, die aktuell nicht verfügbar sind, sollten Kunden nicht im Voraus anzahlen, sondern erst, wenn die Ware vorhanden ist.

Generell soll aber der Geschäftsbetrieb laut der dpa uneingeschränkt weiterlaufen. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten in Deutschland seien bis September gesichert. Ziel sei es, spätestens zum Jahreswechsel einen Plan zur Neuausrichtung des Unternehmens zu haben.

Hinter der Gries Deco Company liegt ein heftiges Auf und Ab. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen als Großhandel für Weihnachtsschmuck aufgebaut. Der Enkel des Gründer-Ehepaars, Christian Gries, stampfte die mies laufende Produktion in den 90ern ein und baute das heutige "Depot" als Einzelhandelskette für Dekorationsartikel, die vorwiegend aus Asien kamen und kommen, aus. Das Wachstum zog Investoren an - doch Inhaber Gries kaufte laut "Focus" die Anteile zurück. Auch eine Beteiligung der Schweizer Handelsgenossenschaft Migros löste er nach zehn Jahren wieder.

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