Aus für rund 900 Mitarbeiter: Prinovis schließt in Nürnberg
10.4.2019, 14:52 UhrBetroffen sind rund 670 feste Arbeitsplätze und nochmals etwa 250 Leih- und Zeitarbeiter, wie das Unternehmen mit Sitz in Gütersloh am Mittwoch mitteilte.
Nach Angaben von Konzernchef Thomas Rabe ist der Bereich Tiefdruck zuletzt in die Verlustzone geraten. Grund dafür sind wegbrechende Aufträge wie der eingestellte Otto-Katalog, geringere Auflagen beim Ikea Katalog oder der ADAC-Mitgliederzeitung. Hohe Papier- und Farbkosten haben laut Rabe die Situation noch verschärft.
Rabe sprach von einer "sehr bitteren Entscheidung, die uns leid tut". Er habe allen Mitarbeitern versichert, dass es nicht an ihnen gelegen habe. Die strukturellen Veränderungen im Tiefdruckmarkt seien die Ursache. Allein in den vergangenen acht Jahren habe sich das Geschäft halbiert.
Auch Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly zeigte sich erschüttert über die Entscheidung. "Die Schließung des Standortes in Nürnberg-Langwasser ist ein harter Schlag. Ich bedauere, dass es so weit gekommen ist. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern muss geholfen werden. Ich sehe Prinovis in der Pflicht, die Entscheidung so sozialverträglich wie möglich zu gestalten", wird er in einer Pressemitteilung der Stadt zitiert.
Lange Übergangszeit
Insgesamt machte die Print-Tochter von Bertelsmann im vergangenen Jahr weltweit mit rund 8500 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro. Davon entfielen 456 Millionen Euro, also knapp 30 Prozent, auf den Tiefdruck. Die Standorte in Deutschland lieferten nach Bertelsmann Angaben 382 Millionen Euro Umsatz zu.
Rabe sprach von einschneidenden Veränderungen, um Überkapazitäten auf dem Markt abzubauen. "Mit Rücksicht auf die Mitarbeiter reden wir aber über eine lange Übergangszeit", sagte er der Deutschen Presse Agentur. "Für den Standort Nürnberg gibt es bis 2020 eine Beschäftigungssicherung. Der Sozialplan wird aus Konzernmitteln finanziert. Das kann die Druckerei von sich aus nicht stemmen."
Andere Standorte sind sicher
Andere deutsche Standorte mit Tiefdruck wie Dresden oder Ahrensburg sind laut Rabe mittelfristig gesichert. Am Standort Nürnberg seien die Verluste dabei noch höher gewesen als in den anderen Prinovis-Druckereien. Neben dem Druck verdient der Bertelsmann-Konzern mit sieben weiteren Bereichen sein Geld. Darunter sind die börsennotierte Senderfamilie RTL Group, das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr, der Buchverlag Penguin Random House oder der Dienstleister Arvato. 2018 setzte der Konzern weltweit mit 117.000 Mitarbeitern 17,7 Milliarden Euro um.
Eigentümer von Bertelsmann sind zum Großteil Stiftungen, darunter die Bertelsmann-Stiftung. Die Familie Mohn hält die restlichen Anteile von knapp 20 Prozent. Unter anderem lief in dem Nürnberger Standort auch der letzte Otto-Katalog vom Band.
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