Stillgelegte Werke wiederbeleben

Brief an Putin: Schaeffler-Aufsichtsrat Wolf will Russlands Autoindustrie wieder aufbauen

Stefanie Banner

Politik und Wirtschaft

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13.4.2023, 12:54 Uhr
2016 erhielt er von Putin den "Orden der Freundschaft" und er sitzt in den Aufsichtsräten mehrerer führender internationaler Unternehmen: der Österreicher Siegfried Wolf.

© imago images/GEPA pictures/ Harald Steiner, NN 2016 erhielt er von Putin den "Orden der Freundschaft" und er sitzt in den Aufsichtsräten mehrerer führender internationaler Unternehmen: der Österreicher Siegfried Wolf.

Der österreichische Unternehmer Siegfried Wolf, der unter anderem bei Schaeffler, Porsche und Vitesco Technologies im Aufsichtsrat sitzt, habe dem russischen Präsidenten Wladimir Putin noch im Januar Hilfe für den Wiederaufbau der russischen Autoindustrie angeboten, berichtet der "Spiegel". In einem dreiseitigen Brief an den Kreml-Chef, der dem Magazin vorliegt, habe Wolf vorgeschlagen, "die legendäre russische Wolga-Marke" wiederzubeleben.

Für die Umsetzung brachte Wolf demnach stillgelegte Fabrikanlagen von Volkswagen in Russland ins Spiel. Zudem habe er Putin um 60 Milliarden Rubel, umgerechnet etwa 600 Millionen Euro (diese Zahl wurde korrigiert, da sie vorher falsch berechnet war, Anm. d. Red.), für sein Vorhaben gebeten.

VW widerspricht

Der Österreicher bot laut "Spiegel" zudem an, als Eigentümer des russischen Unternehmens PromAvtoKonsalt selbst die Projektleitung zu übernehmen. Industriepartner wäre der von westlichen Sanktionen betroffene russische Autobauer GAZ. Eine "grundsätzliche Einigung mit dem Topmanagement von Volkswagen" gebe es bereits, soll Wolf hinzugefügt haben.

Der Wolfsburger Konzern widersprach dieser Aussage: Der Vorstand habe "keinerlei Kenntnis" von Wolfs Schreiben "und dessen irritierendem Inhalt", erklärte der Konzern. PromAvtoKonsalt habe zwar zu den Kaufinteressenten für VW-Anlagen in Russland gehört, es habe aber vor Abschluss des Verkaufsprozesses keine Zusagen gegenüber einzelnen Interessenten gegeben. "Es ist daher für uns nicht nachvollziehbar, wie gegenüber Dritten darauf verwiesen werden konnte." Wie das Magazin weiter berichtete, erhielt Wolfs Firma von VW nicht den Zuschlag.

Einen anderen Deal hat Wolf aber schon fast in der Tasche: Schaefflers Russlandsgeschäft - konkret das Werk in Uljanowsk mit 150 Mitarbeitern. Im Dezember hatte sich der Automobilzulieferer aus Herzogenaurach für die russische Firma ihres langjährigen Aufsichtsrats als Käufer entschieden, der Österreicher kann das Geschäft laut "Spiegel" übernehmen, sobald die letzte russische Genehmigung vorliegt.

Demnach könnte in dem dann ehemaligen Schaeffler-Werk die Produktion des Fahrzeugmodells GAZ Sadko unterstützt werden. Der Transporter wird auch vom russischen Militär verwendet, um Truppen und Geräte zu befördern. Allerdings ruft dieses Geschäft dem "Spiegel" zufolge die ukrainischen Anti-Korruptionsbehörde auf den Plan, da Wolf dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska nahestehe, gegen den die USA und die Europäische Union Sanktionen verhängt haben.

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