Coronakrise: Autozulieferer Leoni rutscht tiefer in die roten Zahlen

Gregor le Claire

Redaktion Politik und Wirtschaft

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12.8.2020, 15:40 Uhr
Der bereits zuvor angeschlagene Autozulieferer Leoni ist in der Corona-Krise noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht.

© Josef Hofmann Der bereits zuvor angeschlagene Autozulieferer Leoni ist in der Corona-Krise noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht.

Würde Leoni einen zweiten Lockdown wie im Frühjahr überstehen? Eine direkte Antwort auf diese Frage umschiffte Vorstandschef Aldo Kamper vorsichtshalber. "Ich glaube, so ein Lockdown, wie wir ihn im April erlebt haben, ist weltweit unwahrscheinlich", wählte der Niederländer schließlich seine Worte. Im Klartext: Hoffentlich müssen wir das nie herausfinden.

20 Minuten lang hatte Kamper zuvor ausgeführt, was die Corona-Pandemie mit Leoni im ersten Halbjahr angestellt hatte. Wobei das Virus dabei auch noch auf ein Unternehmen mit Vorerkrankungen traf, befand sich der Nürnberger Kfz-Zulieferer doch schon zuvor im Krisenmodus. In Zahlen liest sich das dann so: Um 28,2 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro ging der Umsatz in den ersten sechs Monaten zurück, speziell im 2. Quartal betrug das Minus sogar 46 Prozent, jeweils im Vorjahresvergleich.

Optimismus trotz bleibender Unsicherheit

"Im April waren zwei Drittel unserer Werke teilweise oder ganz geschlossen", sagt Kamper. Dass sich parallel das Konzernergebnis gegenüber dem bereits roten ersten Halbjahr 2019 "nur" um weitere 7,8 Prozent auf minus 190 Millionen Euro verschlechterte, wirkt da beinahe schon gnädig.

Seinen Optimismus aber lässt sich der Vorstandschef davon nicht nehmen: "Auch, wenn die Unsicherheit bleibt und auf der Restrukturierungsseite noch viel zu tun ist, sind wir der Meinung, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen." Mit dem Sparprogramm "Value 21" etwa, das im Unternehmen die Kosten dauerhaft erheblich senken soll, liege man weiterhin auf Kurs. "Das ist in diesen Zeiten nicht selbstverständlich."

Der Trend stimmt wieder

Frohe Kunde verbreitet auch Ingrid Jägering. "Wir beobachten seit April eine schrittweise Erholung der Nachfrage", freut sich die Finanzvorständin. Zwar sei unwahrscheinlich, dass die erwartete weitere Erholung ohne Rückschläge ablaufen werde. Aber immerhin. Der Trend, aus Sicht der Nürnberger stimmt er wieder.

Was Kamper auch daran abliest, dass mittlerweile alle Werke wieder in Betrieb und zwei von dreien sogar schon wieder weitgehend auf normalem Produktionsniveau seien. Entsprechend kehren auch die Mitarbeiter zurück. Zu Beginn des 2. Quartals waren dagegen von den insgesamt rund 91.000 Beschäftigten noch 80.000 von Arbeitszeitkürzungen betroffen gewesen.

Einen kleinen Kurswechsel kündigt Kamper Sachen WCS an – von der klassischen Kabelsparte will sich Leoni bekanntlich trennen. Jetzt aber nicht mehr im Ganzen, sondern Stück für Stück, getrennt etwa nach Kundenbranchen. Das sei eine Konsequenz aus der bisherigen Käufersuche. Dass am Ende auch einzelne Bereiche von WCS abgewickelt werden müssen, schloss Kamper dabei nicht aus.

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