Raumfahrt
Countdown zum Testflug für deutsche Rakete abgebrochen
24.03.2025, 08:23 Uhr
Das Wetter hat den Start des ersten Testflugs der Spectrum-Rakete des süddeutschen Start-ups Isar Aerospace verhindert. Der Countdown wurde wegen ungünstiger Winde abgebrochen, wie das Unternehmen erklärte.
Zu diesem Zeitpunkt stand die Rakete bereits aufgetankt auf dem Startplatz am norwegischen Raumhafen Andøya. Sie muss nun zunächst wieder entleert werden. Ob sie bis zu einem nächsten Anlauf auf dem Startplatz stehen bleibt, ist im Moment noch offen und hängt unter anderem vom Wetter ab.
Laut Isar Aerospace wurden weder Rakete noch Startplatz beschädigt. Noch ist offen, wann der nächste Anlauf stattfinden soll. Man werde dies mitteilen, sobald es feststehe, hieß es vom Unternehmen. Isar Aerospace hatte bereits im Vorfeld mehrfach darauf hingewiesen, dass ein Abbruch des Countdowns jederzeit möglich sei, unter anderem wenn das Wetter nicht mitspielt.
Ziel des Testflugs ist laut Isar Aerospace, so viele Daten und so viel Erfahrung wie möglich zu sammeln. Dass die Rakete dabei den Orbit erreicht, gilt als weitgehend ausgeschlossen. In der Vergangenheit habe es noch kein Unternehmen geschafft, bereits seine erste Rakete in den Orbit zu bekommen, betonte eine Sprecherin vorab. „Die Rakete darf explodieren, das ist im Rahmen des Testflugs sogar wahrscheinlich“, sagte sie. „30 Sekunden wären schon ein großer Erfolg.“
Die nächsten Raketen sind schon in der Produktion
Läuft der Testflug gut, könnte es relativ zügig weitergehen. Die Raketen zwei und drei sind schon in der Produktion, wie die Sprecherin sagt. „Wie schnell sie auf dem Launchpad stehen werden, hängt auch von den Ergebnissen des ersten Testflugs ab – und ob lediglich Software- oder Hardware-Anpassungen gemacht werden müssen. Unser Ziel ist aber auf jeden Fall, dass wir schnellstmöglich zurück auf dem Startplatz sind.“
Die Spectrum Rakete ist 28 Meter lang und hat einen Durchmesser von 2 Metern, je nachdem, welchen Orbit sie anstrebt, liegt die kommerzielle Last, die sie befördern kann - im Raumfahrtjargon Payload genannt - bei 700 bis 1000 Kilo. Beim zweiten Flug soll sie der aktuellen Planung zufolge bereits durch Satelliten genutzt werden.
Der Start der Testrakete von Norwegen aus soll eine doppelte Premiere sein: nicht nur der erste Flug für Isar Aerospace, sondern auch der erste Start einer orbitalen Trägerrakete in Kontinentaleuropa.
Bis zu 40 Raketen pro Jahr
Isar Aerospace entwickelt Trägerraketen für die Beförderung von Satelliten in die Erdumlaufbahn. Im vergangenen Jahr hatte sogar Indien mehr Raketen abheben lassen als Europa. Eine Ursache sind die jahrelangen Verspätungen bei der Entwicklung der Trägerrakete Ariane 6.
Zukunftsvision bei Isar Aerospace ist der Bau von bis zu 40 Trägerraketen pro Jahr. Das Start-up hat bisher mehr als 400 Millionen Euro Kapital eingeworben. In der jüngsten Finanzierungsrunde war auch der Nato Innovation Fund eingestiegen, ein von 24 Nato-Staaten unterstützter Wagniskapital-Fonds.