Fragwürdige Vorgabe
Darum führt die Lufthansa in diesem Winter 18 000 „sinnlose Flüge“ durch
29.12.2021, 13:44 Uhr„Leider müssen wir diese 18.000 sinnlosen Flüge durchführen“, teilte ein Unternehmenssprecher dem Hessischen Rundfunk (HR) mit. Sinnlos deswegen, weil sie wirtschaftlich keinen Sinn ergeben und somit erst recht nicht aus klimapolitischer Sicht. Dennoch werde geflogen, denn sonst droht der Lufthansa der Verlust wertvoller Start- und Landerechte in Europa. Diese sogenannten Slots werden durch die Europäische Union nach dem Prinzip "use or loose" - also "nutze oder verliere" vergeben. Wer nicht fliegt, verliert seine Rechte.
Nach einem deutlichen Aufwärtstrend im Herbst hat der Winter die Lufthansa wieder kalt erwischt. Nicht zuletzt durch Omikron und die weltweit steigenden Infektionszahlen sind die Buchungen in den Wintermonaten wieder stark eingebrochen, schreibt der Sender. Rund 33.000 Flüge hat die Airline bereits aus dem Winterflugplan gestrichen, doch es hätten noch deutlich mehr sein können.
Regel war im vergangenen Jahr noch ausgesetzt
Im ersten Jahr der Pandemie hatte die EU diese Regelung noch ausgesetzt, doch aufgrund des zuletzt wieder steigenden Luftverkehrs gilt in diesem Winter eine 50-Prozent-Regel: Die Hälfte aller Flüge muss auch tatsächlich durchgeführt werden. Dazu gehören besagte 18.000 Lufthansa-Flüge.
Die Lufthansa könne sich einen Verlust der Start- und Landerechte nicht erlauben, so der Sprecher weiter. Das würde das genau abgestimmte Netz aus Zubringer- und Fernflügen durcheinanderbringen, Passagiere würden ihre Ziele dann nur mit großen Verzögerungen erreichen. Das führt dazu, dass in diesem Winter eben 18.000 Flüge mit fast leeren oder halbleeren Lufthansa-Maschinen durchgeführt werden, die niemand braucht.
"Das schadet dem Klima"
Vor allem im Sinne der Nachhaltigkeit sei dies nicht zu verantworten, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: "Das schadet dem Klima und ist exakt das Gegenteil von dem, was die EU-Kommission mit ihrem Programm 'Fit for 55' erreichen will." Spohr fordert demnach eine "klimaschonende Ausnahmeregelung in der Zeit der Pandemie".
Mit dem Programm "Fit for 55", das im Juli diesen Jahres vorgestellt wurde, will die EU den Ausstoß von CO2 bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 reduzieren.
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