Deutsche Bahn kooperiert immer häufiger mit Start-ups

Arno Stoffels

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3.6.2019, 12:14 Uhr
Der Hype um Flugtaxis reißt nicht ab. Auch zahlreiche deutsche Unternehmen investieren in die Entwicklung der Fluggeräte. Auf dem vom ehemaligen Formel-1-Rennfahrer Nico Rosberg angestoßenen Greentech-Festival in Berlin präsentierten kürzlich auch Audi, Airbus und Italdesign mit dem "Pop. Up Next" ihr Konzept von einem autonom fahrenden Kleinwagen mit Flugmodul.

© Foto: Odd Andersen/AFP Der Hype um Flugtaxis reißt nicht ab. Auch zahlreiche deutsche Unternehmen investieren in die Entwicklung der Fluggeräte. Auf dem vom ehemaligen Formel-1-Rennfahrer Nico Rosberg angestoßenen Greentech-Festival in Berlin präsentierten kürzlich auch Audi, Airbus und Italdesign mit dem "Pop. Up Next" ihr Konzept von einem autonom fahrenden Kleinwagen mit Flugmodul.

Die Vorstellung von unbemannten Taxidrohnen klang lange Zeit nach Utopie und Science-Fiction. Unvergessen ist der Spott, den Dorothee Bär (CSU) als neue Digitalisierungsbeauftrage der Regierung noch vor einem Jahr für ihre Äußerungen zum baldigen Einsatz von Flugtaxis einstecken musste.

Tatsächlich sind viele Firmen mit der Entwicklung von Fluggeräten für den innerstädtischen Verkehr beschäftigt, vom Großkonzern bis zum Start-up. Entsprechend prominent ist das Thema auch auf Zukunftsmessen vertreten. Auf dem Berliner Greentech-Festival als einem international zentralen Treffpunkt für die Themen Nachhaltigkeit und Verkehr präsentierten kürzlich gleich mehrere Hersteller ihre Ideen.

Testflüge in Deutschland

Der rein elektrische "EHang 184" aus China soll als automatisiert fliegender Zweisitzer im nächsten Jahr serienreif sein. Audi, Airbus und Italdesign präsentierten mit "Pop.Up Next" das Konzept von einem Kleinwagen mit Flugmodul und Volocopter-Geschäftsführer Florian Reuter kündigte noch für dieses Jahr größere Testflüge in Deutschland an.

In einem solchen Umfeld rechnet man eher nicht mit der Deutschen Bahn als Aussteller, zumal der vom Staatskonzern ausgestellte "Ideenzug" von außen daherkommt wie ein ganz normaler Doppelstock-Wagen.

Im Innern aber ist alles anders. Statt mit blauem Stoff überzogenen Sitzreihen gibt es hier zum Beispiel einen großen "Stammtisch" vor einem Flachbildschirm, Bürokabinen, geschwungene Eckbänke und vieles mehr, was die Reise für Berufspendler entspannter machen soll.

Als die insgesamt 22 neuartigen Wagon-Module Ende 2017 erstmals in Nürnberg präsentiert wurden, schien eine Umsetzung kaum vorstellbar. Doch auf dem "Greentech-Festival" schlossen die Deutsche Bahn und die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern plant, finanziert und kontrolliert, einen Kooperationsvertrag zur Realisierung. Zum Fahrplanwechsel 2020 soll der Doppelstockwagen mit neun neuartigen "Themenwelten" an Bord bei der Südostbayern-Bahn in den Echtbetrieb starten.

Eigene Innovationsplattform

Der Nahverkehr auf der Schiene müsse "neu gedacht" werden, sagt Jörg Sandvoss. Für den Vorstandsvorsitzenden von DB Regio ist der "Ideenzug" dabei auch eine Antwort auf autonom fahrende Autos. Denn der Vorteil, im Zug arbeiten, lesen und entspannen zu können, droht verloren zu gehen, wenn der Pkw sich dereinst selber lenken kann. Entsprechend höher müsse die Attraktivität der Züge werden, so Sandvoss.

Doch auch neben oder hinter der Schiene versucht der Bahnkonzern neue Wege zu beschreiten. Mit DB Digital Ventures hat das Staatsunternehmen bereits Ende 2016 einen vorerst 100 Mio. Euro schweren Geldtopf für die Beteiligung an Start-ups aufgelegt. Dazu kommt die Innovationsplattform "Beyond1435" – die Zahl bezieht sich auf die Normalspurweite der Gleise – mit der die Deutsche Bahn nach jungen Unternehmen aus der Mobilitätsbranche Ausschau hält, um gemeinsam Pilotprojekte zu entwickeln.

Die Suche nach interessanten Start-ups laufe international, sagt der verantwortliche DB-Innovationsmanager Manuel Gerres. So ist die DB inzwischen an zehn Jungunternehmen beteiligt. Darunter ist etwa das 2014 in Deutschland gegründete Fahrdienstunternehmen "Clever-Shuttle", das Fahrgäste und ihre Routenwünsche zusammenbringt.

Ebenfalls dabei ist die britische Firma "what3words". Sie hat die Welt in ein Raster aus 57 Milliarden drei mal drei Meter große Flächen aufgeteilt und jedem dieser Quadrate eine Drei-Wörter-Adresse zugeordnet, wodurch Standorte präzise und dabei unkompliziert mitgeteilt und gefunden werden können.

Gerade für den DB-Logistik-Bereich sieht Gerres hier großes Potenzial. In den USA hat die Bahn hingegen in "GoKid" investiert, das eine Plattform zur Organisation von Fahrgemeinschaften betreibt, um Kinder miteinander sicher und pünktlich in die Schule, zum Sport oder zu anderen Aktivitäten zu bringen. "Das wollen wir auch in Deutschland umsetzen", sagt Gerres.

Weltweit kooperieren immer mehr etablierte Unternehmen und Konzerne mit Kreativschmieden und versuchen, von neuen Ideen und Lösungsansätzen zu profitieren. Im letzten Jahr wurden rund um den Globus 250 Mrd. US-Dollar in Start-Ups investiert, 42 Prozent mehr als 2017.

Milliarden für deutsche Gründer

Der Verkehrssektor war dabei einer der stärksten Investitionsbereiche auf dem Venture-Capital-Markt. Auch deutsche Jungunternehmen und Gründer profitieren von diesem Trend. Insgesamt konnten Start-ups in Deutschland im vergangenen Jahr die Rekordsumme von knapp 4,6 Mrd. Euro einsammeln, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. In Bayern stieg das Investitionsvolumen um 97 Prozent auf 802 Mio.

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