Diesel-Debatte: Auch Verbraucher müssen sich hinterfragen

Gregor le Claire

Redaktion Wirtschaft

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27.2.2018, 13:58 Uhr
Am Dienstag verkündete das Bundesverwaltungsgericht seine Entscheidung zur Rechtmäßigkeit von Diesel-Fahrverboten in Städten.

© Marius Becker Am Dienstag verkündete das Bundesverwaltungsgericht seine Entscheidung zur Rechtmäßigkeit von Diesel-Fahrverboten in Städten.

Das Bundesverwaltungsgericht hat ein richtungsweisendes Urteil zum Thema Fahrverbote gesprochen, der Weg dazu ist jetzt grundsätzlich frei. Groß ist nun die Aufregung bei allen Beteiligten, niemand will Schuld an der Entwicklung sein. Vor allem auf die Autoindustrie geht angesichts ihres selbstgefälligen Gebarens viel Kritik nieder, auch die Politik darf sich einiges anhören.

Durchaus zu Recht. Denn natürlich haben die Autobauer etwa mit ihren Abgas-Tricksereien das Problem der Luftverschmutzung in deutschen Städten verstärkt - und hat die Politik währenddessen nicht eben übertriebenen Eifer an den Tag gelegt, die Industrie dabei zu behindern. Beim Kraftfahrtbundesamt etwa hatte man in den vergangenen Jahren nicht immer das Gefühl, dass sie dort noch wissen, für wen sie eigentlich arbeiten.

Doch jetzt, wo die Gefahr von Fahrverboten für Millionen Diesel-Fahrer sehr real geworden ist, einfach die Schuld bei allen anderen zu suchen - das würde ebenfalls zu kurz greifen. Ja, Fragen des Umweltschutzes haben jenseits von Sonntagsreden an zu vielen Stellen in der Autoindustrie und in der Politik keine starke Lobby. Aber auch nicht bei vielen von uns Verbrauchern. Es gibt da einen Zusammenhang.

Problem zu lange verharmlost

Wenn etwa ein Autobauer nach all dem, was sich diese Industrie in den vergangenen Jahren geleistet hat, noch immer auf prall gefüllte Auftragsbücher blicken kann, dann ist schon nachvollziehbar, dass als Botschaft bei ihm ankommt: "Der Kunde fragt zwar nach Umweltthemen, kaufentscheidend sind aber andere Dinge. Also weitermachen, baut mehr SUVs!"

Leider folgt irgendwann immer die Rechnung. Fahrverbote sind eine harte Maßnahme, sie schränken die individuelle Mobilität massiv ein und drohen auch vielen Unternehmen Schaden zuzufügen - wenn etwa der Handwerker seinen Lieferwagen an bestimmten Tagen nicht mehr nutzen kann. Dass es jetzt in einigen Städten trotzdem so weit kommen dürfte, liegt aber eben auch daran, dass wir dem Problem der Luftverschmutzung zu lange zu wenig engagiert begegnet sind. Die Industrie, die Politiker - und wir Verbraucher.

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