Ein Euro für nichts als heiße Luft

26.07.2011, 16:00 Uhr
Ein Euro für nichts als heiße Luft

© dpa

Nach Angaben der Jülicher Firma Air-Serv GmbH sollen es schnell mehr werden: „Das ist erst der Anfang, wir haben noch viel mehr Aufträge vorliegen“, sagte Air-Serv-Geschäftsführer Nick Janssen.

Air-Serv ist nach eigenen Angaben Marktführer bei Luftdruck-Prüfanlagen mit Bezahlfunktion. Die Firma hat laut Janssen schon an mehr als 200 Stationen Druckprüfer installiert, an denen die Kunden eine Euro-Münze einwerfen müssen. Dafür können sie fünf Minuten lang Druckluft abzapfen.

„Unsere Technik bietet Vorteile für Autofahrer und Tankstellenbetreiber“, erklärte Janssen. Die Kunden könnten sich auf moderne, saubere und leicht zu bedienende Geräte verlassen. Die Tankstellen sparen Kosten.

Allein für Wartung, Strom, Eichkosten und ähnliches fallen pro Tankstelle 400 bis 800 Euro im Jahr für die Luft an. Insbesondere die alten tragbaren Geräte werden  oft gestohlen oder beim Rangieren beschädigt. Air-Serv betreibt die Anlagen auf eigenes Risiko und kassiert dafür die Gebühr.

Konzerne halten sich zurück

Die großen Ölkonzerne wie Aral, ExxonMobile (Esso) oder Shell führen die neue Technik nach eigenen Angaben bisher nicht aktiv ein. Allerdings können sie nicht für alle Tankstellen unter ihrem Logo sprechen, denn viele Stationen sind in Privatbesitz. Bei Shell läuft nach Angaben eines Sprechers ein Test mit Bezahl-Luft an mehreren Tankstellen nahe der niederländischen Grenze. „Insgesamt gibt es das an etwa zehn Shell-Stationen“, sagte Sprecher Matthias von Glischinski-Kurc.

Der ADAC lehnt die neuen Luftdruckgeräte ab. „Die Autofahrer sollten sich eine Tankstelle suchen, an der sie nicht bezahlen müssen“, sagte Sprecher Andreas Hölzel.

Einer der Vorreiter bei der neuen Technik ist die bayerische Tankstellenkette Benzin-Kontor aus Herrsching. „Wir haben die Geräte im September 2010 eingeführt und hatten nur wenige Beschwerden von Kunden“, berichtet Manager Volker Graul. Andere Kunden hätten die neuen Geräte sogar gelobt, weil sie einfacher in der Bedienung seien: Der Kunde stellt über eine Taste den richtigen Reifendruck ein und klemmt den Luftschlauch auf das Ventil. Das Gerät pumpt dann automatisch so viel Luft wie nötig nach.

Nach Grauls Beobachtung kommen vor allem etwa ungeschickte Kunden besser mit den neuen Geräten zurecht. Weiterer Vorteil: Die Tankstellenkette ist mit 25 Prozent an den Einnahmen beteiligt, hat aber keine Kosten mehr.

Air-Serv hat nach eigenen Angaben bisher noch nicht ganz Deutschland erschlossen. „Wir haben vor allem Stationen am Niederrhein als Kunden, sowie in Ostdeutschland“, sagte Janssen. Der Holländer rechnet damit, dass sich die Technik im ganzen Land durchsetzen wird: „In Holland ist das Bezahlen für die Reifenluft völlig üblich, auch in anderen Ländern“, sagte er.

Die nächste Überraschung für Autofahrer hat die Firma schon parat: Bei der neuesten Generation der Geräte kann auch ein Wasserhahn integriert werden.

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