Gegenmaßnahmen angekündigt
EU reagiert auf neue US-Zölle: Waren im Wert von 26 Milliarden Euro betroffen
12.03.2025, 12:47 Uhr
Erdnussbutter, Whiskey, Orangensaft: Verbraucher in Deutschland müssen für einige amerikanische Produkte im Supermarkt bald womöglich tiefer in die Tasche greifen. Grund dafür sind die geplanten EU-Extrazölle. Es sei davon auszugehen, dass die höheren Kosten anteilig an die Kunden weitergegeben werden, sagte der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Dirk Jandura. Im Handel seien die Margen so gering, dass dies nicht von den Unternehmern aufgefangen werden könne.
Als Reaktion auf die in Kraft getretenen US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte hat die EU Gegenmaßnahmen angekündigt. So sollen ab April in einem ersten Schritt wieder Extrazölle auf die Einfuhr von Bourbon-Whiskey, Jeans, Motorräder, Boote, Orangensaft, Erdnussbutter, Soja sowie zahlreiche weitere amerikanische Produkte fällig werden. Die Höhe variiert je nach Warengruppe. Auf in den USA produzierte Harley-Davidson-Motorräder liegen die zusätzlichen Zölle etwa bei 50 Prozent, bei Videospielkonsolen bei 10 Prozent, bei anderen bei 25 Prozent.
Einfuhrzölle wirkten sich teilweise auf die Verbraucherpreise aus, sagte der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Björn Fromm. "Das ist Gift in der gegenwärtigen Lage. Handel und Verbraucher profitieren vom freien Warenverkehr. Handelskriege kennen am Ende immer nur Verlierer."
Modeverband: USA kein wichtiges Herstellerland für Jeans
Bereits in der ersten Amtszeit des amerikanischen Präsidenten Donald Trump hatte die EU zuvor verhängte US-Abgaben auf Produkte aus Europa mit eigenen Extrazöllen gekontert. Auch damals war unter anderem Bourbon-Whiskey betroffen. Anschließend verteuerten sich entsprechende Produkte in Europa. Die Whisky-Exporte in die EU seien daraufhin zwischen 2018 und 2021 um 20 Prozent zurückgegangen, heißt es aus Handelskreisen. Die EU gilt als größter Exportmarkt für US-Whiskeys.
Bei Jeans hält der Modeverband Deutschland die Auswirkungen für überschaubar. Auf dem Jeans-Markt hierzulande spielten Produkte, die direkt aus den USA kommen, keine große Rolle, sagte eine Sprecherin. Die wichtigsten Herstellerländer seien China, Bangladesch und die Türkei. Der Einfuhrwert für Jeans aus den USA nach Deutschland lag 2024 laut Statistischem Bundesamt nur bei gut drei Millionen Euro.
Mitte April sollen nach Abstimmung mit den Mitgliedstaaten noch weitere EU-Extrazölle folgen. Diese könnten auch aus den USA importierte Agrarprodukte wie Geflügel, Rindfleisch, bestimmte Meeresfrüchte, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Zucker und Gemüse treffen.
Waren im Wert von 26 Milliarden Euro betroffen
Nach Angaben der EU-Kommission treffen die neuen US-Zölle in Höhe von 25 Prozent Exporte der EU im Gesamtwert von 26 Milliarden Euro, was in etwa fünf Prozent der gesamten Warenexporte der EU in die USA entspricht. "Basierend auf den aktuellen Importströmen wird dies dazu führen, dass US-Importeure bis zu sechs Milliarden Euro an zusätzlichen Importzöllen zahlen müssen", hieß es.
Die EU-Gegenmaßnahmen sollen dies nun ausgleichen. Nach Kommissionsangaben wären US-Warenexporte im Wert von 26 Milliarden Euro von den geplanten EU-Reaktionen betroffen.
"Die Europäische Union muss handeln, um Verbraucher und Unternehmen zu schützen", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Gegenmaßnahmen, die man ergreife, seien weitreichend, aber verhältnismäßig.
Die deutsche Spitzenpolitikerin kritisierte die Zollentscheidung von US-Präsident Donald Trump scharf. "Diese Zölle stören die Lieferketten. Sie schaffen Unsicherheit für die Wirtschaft. Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Die Preise werden steigen – in Europa und in den Vereinigten Staaten", sagte sie.
EU sieht Spielraum für Verhandlungen
Zugleich betonte von der Leyen, dass sie weiter bereit sei, mit der US-Regierung an einer Verhandlungslösung zu arbeiten. "Wir sind fest davon überzeugt, dass es in einer Welt voller geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten nicht in unserem gemeinsamen Interesse ist, unsere Volkswirtschaften mit Zöllen zu belasten", sagte sie. Sie habe Handelskommissar Maroš Šefčovič damit beauftragt, seine Gespräche mit den Vereinigten Staaten wieder aufzunehmen, um bessere Lösungen zu erarbeiten.