Exklusiver Einblick: Das kann der neue Highspeed-ICE
13.9.2016, 16:41 UhrDie Techniker und Lokführer loben ihn schon jetzt. Der neue ICE 4 mag mit einer Spitzengeschwindigkeit von maximal 250 Stundenkilometern zwar nicht so schnell sein wie sein Vorgänger ICE 3, der auch Tempo 300 schafft. Dafür aber soll er vor allem mit einer neuen Zuverlässigkeit glänzen. Und die fehlte der Fernverkehrsflotte der DB in der Vergangenheit.
Tatsächlich ist der ICE 4 eine komplette Neukonstruktion von Siemens und dem Hauptlieferanten Bombardier. Angetrieben werden die Züge von so genannten "Powercars", die übrigen Wagen rollen nur mit. Sollte ein Defekt auftreten, kann das Antriebselement in Tagesfrist getauscht werden und es muss nicht wie bisher der ganze Zug stillgelegt werden, bis die Reparatur erfolgt ist.
Zudem können die Züge theoretisch in Varianten von fünf bis 14 Wagen gekoppelt werden. Durch eine verbesserte Aerodynamik und eingespartes Gewicht ist der ICE zudem über 20 Prozent energieeffizienter als seine Vorgänger.
Neues Lichtkonzept soll mehr Komfort schaffen
Die Kunden dürften aber wohl vor allem die "inneren Werte" interessieren. Erstmals im deutschen ICE-Verkehr, der vor 25 Jahren gestartet wurde, gibt es im ICE 4 acht reservierungspflichtige Plätze für Fahrräder an Bord. Das Bordbistro und Bordrestaurant wurde komplett umgestaltet, auch das Essensangebot soll vielseitiger werden und häufiger wechseln.
Die Sitzplatznummern werden nicht mehr über den Plätzen, sondern direkt am Stuhl angezeigt. Helle Leseleuchten sind in der 1. Klasse jeweils an den Kopfstützen angebracht. Es gibt mehr Platz für Familien und Fahrgäste mit Rollstuhl, das Gepäck kann zusätzlich zu den Ablagen über den Köpfen auf großen Regalen im Wagen untergebracht werden Und im Innenraum leuchten, je nach Tageszeit, Leuchtdioden in unterschiedlichem Licht, von blau über grün bis rot.
130 Züge wurden bereits geordert
Auch die Klimaanlagen wurden komplett erneuert. Sie arbeiten jetzt mit zwei unabhängigen Kühlkreisläufen und sind für Außentemperaturen von bis zu 45 Grad ausgelegt - Südeuropa-Standard. Ebenso sollen die Toiletten an Bord dank einer neuen Ventiltechnik reibungslos funktionieren und es wird kostenloses und laut DB relativ schnelles WLAN an Bord geben.
Im Mai 2011 hatte der DB-Vorstandsvorsitzende Rüdiger Grube mit dem damaligen Siemens-Chef Peter Löscher einen Rahmenvertrag über bis zu 300 ICE 4 geschlossen. 130 davon wurden für 5,3 Milliarden Euro fest bestellt und sollen bis 2023 komplett ausgeliefert sein, 90 weitere könnte die Bahn sofort in einer zweiten Charge nachordern.
Angesichts solcher Summen sollte nichts mehr schiefgehen. Bis ins letzte Detail wurde jede technische Spezifikation auf 10000 Vertragsseiten festgeschrieben. Von der Planung über die Produktion bis zur Auslieferung hat die DB die Einhaltung der Qualität überwacht. Zum planmäßigen Einsatz kommen zunächst Züge mit zwölf Wagen und 830 Sitzplätzen. Ab 2020 auch solche mit sieben Wagen und 456 Sitzplätzen, die mit einer Höchstgeschwindigkeit von 230 Stundenkilometern vor allem die betagten IC-Züge ersetzen sollen.
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