Mehr Transparenz und ein wenig mehr Tierwohl

Fleisch in Supermarkt und Discounter: Das ändert sich ab 1. Juli

Kerstin Freiberger

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30.6.2021, 05:55 Uhr
Verschiedene Sorten Schweinefleisch und Rindfleisch liegen in einer Fleischtheke in einem Supermarkt.

© Jan Woitas, dpa Verschiedene Sorten Schweinefleisch und Rindfleisch liegen in einer Fleischtheke in einem Supermarkt.

Ab 1. Juli wird es beim Fleischeinkauf mehr Transparenz und Orientierung für Verbraucher geben: "Die in der Initiative Tierwohl engagierten Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels weiten das Angebot der Lebensmittel mit dem Haltungsform-Kennzeichen aus", teilt die Initiative Tierwohl mit. Verbraucher könnten dadurch bei vielen Fleisch-Produkten sehr schnell erkennen, wie hoch das Niveau der Tierhaltung sei, aus der das jeweilige Produkt stammt.

Vor allem bei Schweinefleisch wird sich einiges verbessern: "Nahezu das gesamte Angebot an Schweinefleisch wird sich von Stufe 1 auf Stufe 2 verschieben", erklärt Patrick Klein von der Initiative. In der Stufe 2 haben Schweine zusätzliches Beschäftigungsmaterial aus natürlichen, organischen Materialien und mindestens zehn Prozent mehr Platz als in Stufe 1 (0,75 Quadratmeter pro Schwein).

Filets sind ausgenommen

Ausnahme seien Schweinefilets. "Die können, müssen aber nicht gekennzeichnet sein", ergänzt Klein. Zudem werde auch die Wurst in weiten Teilen entsprechend markiert sein.

Das vierstufige Siegel, das die Haltungsform anzeigt, gibt es bereits seit 2019. Im Bereich Schwein stammen die angebotenen Mengen laut Klein bislang jedoch zu 80 Prozent aus Haltungsform 1, fünf Prozent aus Stufe 2 und 15 Prozent aus den Stufen 3 und 4. Dies werde sich nun ändern. Das Angebot der Stufen 3 und 4 werde zunächst zwar stabil bleiben, dagegen würden ab 1. Juli 60 bis 70 Prozent des Schweinefleisches aus Stufe 2 stammen.

Aldi wirbt mit noch mehr Tierwohl: "Das Frischfleisch-Sortiment soll bis 2030 konsequent auf die höheren Haltungsformen 3 und 4 umgestellt werden", erklärt der Discounter in einer Pressemeldung. In der Stufe 3 haben Schweine unter anderem 40 Prozent mehr Platz als in Stufe 1 und ihr Futter muss gentechnikfrei sein. Stufe 4 ist die "Premium"-Haltung: Hier haben Tiere unter anderem 100 Prozent mehr Platz, also 1,5 Quadratmeter pro Tier, es muss Stroh oder anderes Substrat verfügbar sein, außerdem muss es zusätzlich einen permanenten Auslaufzugang geben.

„Wir werden oft gefragt: Warum schafft ihr konventionelles Frischfleisch nicht einfach sofort ab? Ihr seid doch so ein großer Laden. Doch so einfach ist es nicht“, erklärt Erik Döbele, Geschäftsführer bei Aldi Süd. Der Fleischmarkt sei ein globales Geschäft mit vielen komplexen Strukturen und Parteien, die sich nicht von heute auf morgen ändern könnten.

"Ausgenommen sind Tiefkühlartikel"

Aldi Nord und Aldi Süd verstehen sich laut eigenen Angaben ausdrücklich als Partner in der Wertschöpfungskette. „Wir geben Landwirten und Verarbeitern über Jahre hinaus Planungssicherheit und schaffen einen starken, langfristig verlässlichen Absatzkanal für Tierwohl-Haltungsformen deutscher Landwirte", erklärt der Discounter.

Das "Aldi-Tierwohlversprechen" gelte nicht nur für Schwein, sondern auch für Rind, Hähnchen und Pute. "Ausgenommen sind (internationale) Spezialitäten und Tiefkühlartikel", heißt es in einer Pressemeldung.
Die Kennzeichnung der Haltung der Initiative Tierwohl finden Verbraucher auf Verpackungen bei Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto Marken-Discount, Penny und Rewe.

Wegen der höheren Tierwohl-Vorgaben werden die Preise ab 1. Juli jedoch nicht automatisch steigen: "Das müssen die Händler entscheiden. Es kann sein, dass die Preise stabil bleiben und das Fleisch über andere Produkte mitfinanziert wird", sagt Klein. In den höheren Stufen 3 und 4 wird das Fleisch jedoch auf alle Fälle teurer werden. Konkrete Angaben will Aldi jedoch nicht machen.

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