Friseur - das ist viel mehr als einfach Haare schneiden

02.02.2008, 00:00 Uhr
Friseur - das ist viel mehr als einfach Haare schneiden

© Leonhard

«Körper und Seele in Einklang» ist deshalb auch das Motto ihres Salons in der Lammsgasse, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. «Wir betreuen unsere Kunden von Kopf bis Fuß», sagt die Friseurmeisterin, ärztlich geprüfte Fachkosmetikerin, medizinische Fußpflegerin, Farb- und Stilberaterin, Visagistin, Nageldesignerin und Schulungsleiterin. Das umfasst neben Haarschnitt, Tönung oder Haarverlängerungen unter anderem auch Hand- und Nagelpflege, Fußpflege, Kosmetik-Behandlungen mit Lichttherapie oder Permanent-Make-up. «Wir sind ganz auf Wohlfühlen eingerichtet», erklärt die Chefin von sieben Mitarbeitern.

Die Modetrends verfolgen

Hoch sind die Anforderungen, die Nannette Höllriegl an ihre Mitarbeiter und Auszubildenden stellt: Kommunikative, aufgeschlossene Typen, die auf Menschen zugehen können, müssen sie sein, die außerdem bereit sind, immer wieder Neues zu lernen. Denn die Mode und die Ansprüche der Kunden wandeln sich ständig: «Wer da nicht am Ball bleibt, ist bald nicht mehr auf dem aktuellen Stand.»

Überdies müssen die Mitarbeiter körperlich fit sein, denn Friseure und Friseurinnen sind den ganzen Tag auf den Beinen. Und eine gute Allgemeinbildung sollten die Handwerker ebenfalls mitbringen - schließlich sind Friseure ständig im Gespräch mit Kunden.

Ein guter Hauptschulabschluss oder Mittlere Reife sind für Nannette Höllriegl daher Grundvoraussetzung für eine Ausbildung. Einen Ausbildungsplatz pro Jahr hat die Obermeisterin der Nürnberger Friseurinnung zu vergeben. Bei den Bewerbungen achtet sie vor allem auf die Noten in Mathematik («nicht schlechter als drei»), Kunst sowie auf den Lebenslauf und die Beurteilung. Wichtig ist für die Chefin dabei Freundlichkeit, Höflichkeit und soziale Kompetenz. «Wenn sich jemand zum Beispiel als Klassensprecher engagiert hat, ist das sehr positiv.»

In einem persönlichen Gespräch, zu dem Nannette Höllriegl die aussichtsreichsten Bewerberinnen und Bewerber einlädt, legt die Saloninhaberin besonders Wert auf das äußere Erscheinungsbild, das Auftreten sowie auf Pünktlichkeit. Gleiches gilt für das Probearbeiten, das den letzten Ausschlag für die Auswahl gibt.

In der dreijährigen Ausbildung, die bei guten Leistungen und Noten auf bis zu eineinhalb Jahre verkürzt werden kann, lernen die angehenden Friseure und Friseurinnen dann unter anderem Haare zu schneiden und zu färben, Frisuren zu arrangieren aber auch Hände zu pflegen und Nägel zu gestalten sowie kosmetische Maßnahmen und Massagen. Die Meisterin achtet bei ihrer Ausbildung auf ein Gleichgewicht zwischen Pflicht und Kür. Dazu gehören Ordnung und Sauberkeit sowie Telefonservice ebenso, wie die Arbeit am Kunden.

Ein wesentlicher Teil der Arbeit ist die Beratung von Kunden in Frisur- und Kosmetikfragen. Dabei gilt es ästhetische Aspekte wie Kopf- und Gesichtsform, Gesamterscheinung sowie modische Trends zu berücksichtigen. «Hier ist neben Grundwissen auch die eigene Persönlichkeit und Kreativität gefragt», sagt die Ausbilderin. Um den neuen Lehrlingen und den Betrieben den Einstieg in die Ausbildung zu erleichtern bietet die Nürnberger Friseur-Innung ihren Mitgliedern und deren Auszubildenden seit dem vergangenen Jahr einen besonderen Service an: In einem einwöchigen freiwilligen «Startup»-Seminar lernt der Nachwuchs gleich zu Beginn der Ausbildung die Dienstleistungen, die für den Einstieg in den Beruf wichtig sind.

Nach ihrer Ausbildung können Friseure und Friseurinnen vor allem in Fachbetrieben des Friseurhandwerks arbeiten. Aber auch in Hotels, in Wellnessbereichen, auf Kreuzfahrtschiffen, in Krankenhäusern, Altenheimen und Reha-Einrichtungen sind die Fachkräfte gesucht.

Vielleicht ein eigener Betrieb?

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, bei Film-, Fernseh- und Theaterproduktionen, Fotoshootings und Modenschauen mitzuarbeiten. Weitere Einsatzgebiete sind der Verkauf in Drogerien, Parfümerien und Warenhäusern. Eine besondere Beschäftigungsmöglichkeit bietet auch die haarkosmetische Industrie. Hier arbeiten Friseure oft als Fachakteur oder Außendienstmitarbeiter.

Gleich nach der Abschlussprüfung können die Friseure und Friseurinnen mit der Meisterausbildung beginnen. Nach zwei Jahren Abendschule oder vier Monaten Vollzeit an einer Privatschule dürfen die Absolventen den Meistertitel führen. Das ist Voraussetzung, um einen eigenen Betrieb zu eröffnen.

Weitere Fortbildungsmöglichkeiten sind Qualifikationen als Techniker/in, Betriebswirt/in oder Fachwirt/in. Darüber hinaus gibt es die Gelegenheit, sich fachlich als Maskenbildnerin, Visagistin oder Kosmetikerin weiterzubilden. KLAUS LEONHARD