Geschichte von Walküre: Porzellan vom Bayreuther Festspielhügel

4.1.2019, 06:00 Uhr
Das Spektakel wiederholt sich jeden Sommer: Während der Wagner-Festspiele geben sich die Prominenten - inklusive Kanzlerin Angela Merkel - in Bayreuth die Klinke in die Hand. Nur einen Steinwurf entfernt wird das ganze Jahr über Geschirr produziert: Die Porzellanfabrik Walküre liegt am Fuße des Festspielhügels. Und dass sie - wie die gleichnamige Oper Richard Wagners - Walküre heißt, ist kein Zufall.
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Das Spektakel wiederholt sich jeden Sommer: Während der Wagner-Festspiele geben sich die Prominenten - inklusive Kanzlerin Angela Merkel - in Bayreuth die Klinke in die Hand. Nur einen Steinwurf entfernt wird das ganze Jahr über Geschirr produziert: Die Porzellanfabrik Walküre liegt am Fuße des Festspielhügels. Und dass sie - wie die gleichnamige Oper Richard Wagners - Walküre heißt, ist kein Zufall. © Markus Hack

Der Feuerzauber steht im Mittelpunkt des dritten Aufzugs in Wagners Oper Walküre. Feuerfestes Back- und Kochgeschirr wiederum ist es, mit dem die Porzellanfabrik einst groß geworden ist. 1899 aus der Taufe gehoben hieß die Manufaktur damals jedoch noch nach ihrem Gründer schlichtweg "Porzellanfabrik Siegmund Paul Meyer". "Walküre" lautete zunächst nur der Markenname des feuerfesten Geschirrs.
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Der Feuerzauber steht im Mittelpunkt des dritten Aufzugs in Wagners Oper Walküre. Feuerfestes Back- und Kochgeschirr wiederum ist es, mit dem die Porzellanfabrik einst groß geworden ist. 1899 aus der Taufe gehoben hieß die Manufaktur damals jedoch noch nach ihrem Gründer schlichtweg "Porzellanfabrik Siegmund Paul Meyer". "Walküre" lautete zunächst nur der Markenname des feuerfesten Geschirrs. © Markus Hack

Wolfgang Meyer - hier mit Kaffeekanne - führt das Unternehmen in vierter Generation zusammen mit seinem Bruder Siegmund Meyer. Während sich Wirtschaftsingenieur Siegmund um die Produktion kümmert, ist der promovierte Betriebswirt Wolfgang für den Vertrieb zuständig. Ihr Urgroßvater Siegmund Paul Meyer war 1890 von Nürnberg nach Bayreuth gezogen, um dort zunächst als Buchhalter bei dem Tonwaren- und Ofenfabrikanten Seiler zu arbeiten. Wenige Jahre später kaufte er die Porzellan- und Glashandlung Georg Bauer und entwickelte sie zu seiner Porzellanfabrik weiter.
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Wolfgang Meyer - hier mit Kaffeekanne - führt das Unternehmen in vierter Generation zusammen mit seinem Bruder Siegmund Meyer. Während sich Wirtschaftsingenieur Siegmund um die Produktion kümmert, ist der promovierte Betriebswirt Wolfgang für den Vertrieb zuständig. Ihr Urgroßvater Siegmund Paul Meyer war 1890 von Nürnberg nach Bayreuth gezogen, um dort zunächst als Buchhalter bei dem Tonwaren- und Ofenfabrikanten Seiler zu arbeiten. Wenige Jahre später kaufte er die Porzellan- und Glashandlung Georg Bauer und entwickelte sie zu seiner Porzellanfabrik weiter. © Markus Hack

Manchmal farbenfroh, aber stets möglichst modern und zeitlos: So präsentiert sich die Walküre-Kollektion. Der Privathaushalt zählt dabei schon lange nicht mehr zur Klientel. Ein Vorteil für Walküre: Denn das direkte Geschäft mit den Konsumenten wird immer schwieriger. Die Zahl der Haushaltswarenläden in den Innenstädten ist zuletzt rapide gesunken. So ist von einst vier Geschäften in Bayreuth keines mehr übrig, erzählt Meyer. Weitere Beispiele: In Forchheim hat bereits vor einigen Jahren der Haushaltsspezialist in der Hornschuchallee geschlossen. Und jüngst hat in Nürnberg Wieseler und Mahler dicht gemacht. Damit ist eine wichtige Vertriebsform stark dezimiert.
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Manchmal farbenfroh, aber stets möglichst modern und zeitlos: So präsentiert sich die Walküre-Kollektion. Der Privathaushalt zählt dabei schon lange nicht mehr zur Klientel. Ein Vorteil für Walküre: Denn das direkte Geschäft mit den Konsumenten wird immer schwieriger. Die Zahl der Haushaltswarenläden in den Innenstädten ist zuletzt rapide gesunken. So ist von einst vier Geschäften in Bayreuth keines mehr übrig, erzählt Meyer. Weitere Beispiele: In Forchheim hat bereits vor einigen Jahren der Haushaltsspezialist in der Hornschuchallee geschlossen. Und jüngst hat in Nürnberg Wieseler und Mahler dicht gemacht. Damit ist eine wichtige Vertriebsform stark dezimiert. © Markus Hack

Bereits in den 1980er Jahren hat sich Walküre auf den Profibereich spezialisiert. Das heißt: Statt für den heimischen Esszimmer- oder Kaffeetisch produzieren die Bayreuther für Hotels, Gastronomie, Kantinen und auch Kreuzfahrtschiffe. Und hier steht die Funktionalität im Vordergrund. Tassen und Teller dürfen also nicht bereits beim ersten Wellengang vom Buffet des Dampfer-Restaurants rauschen und auf dem Boden zerspringen, erklärt Meyer.
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Bereits in den 1980er Jahren hat sich Walküre auf den Profibereich spezialisiert. Das heißt: Statt für den heimischen Esszimmer- oder Kaffeetisch produzieren die Bayreuther für Hotels, Gastronomie, Kantinen und auch Kreuzfahrtschiffe. Und hier steht die Funktionalität im Vordergrund. Tassen und Teller dürfen also nicht bereits beim ersten Wellengang vom Buffet des Dampfer-Restaurants rauschen und auf dem Boden zerspringen, erklärt Meyer. © Markus Hack

Die ganz private Kaffeerunde zu Hause lebt bei Walküre im werkseigenen Museum fort. Besucher können dort auf Geschirr-Zeitreise gehen: Vom Bahnhofsrestaurant aus dem Jahr 1920 über die Hotelterrasse in den 50ern bis hin zur modernen Bar.
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Die ganz private Kaffeerunde zu Hause lebt bei Walküre im werkseigenen Museum fort. Besucher können dort auf Geschirr-Zeitreise gehen: Vom Bahnhofsrestaurant aus dem Jahr 1920 über die Hotelterrasse in den 50ern bis hin zur modernen Bar. © Markus Hack

Kaffeekannen in klassischem Weiß: Auch das ist bei den Kunden gefragt. Zu den Abnehmern zählen nicht zuletzt Kaffeeröstereien sowie die Aida-Kreuzfahrtschiffe. In Wien trinken die Gäste des Cafe Landtmann ihren Verlängerten oder Braunen aus Walküre-Tassen. Und in München steht das Bayreuther Geschirr in der Bar des Hilton-Hotels.
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Kaffeekannen in klassischem Weiß: Auch das ist bei den Kunden gefragt. Zu den Abnehmern zählen nicht zuletzt Kaffeeröstereien sowie die Aida-Kreuzfahrtschiffe. In Wien trinken die Gäste des Cafe Landtmann ihren Verlängerten oder Braunen aus Walküre-Tassen. Und in München steht das Bayreuther Geschirr in der Bar des Hilton-Hotels. © Markus Hack

Bevor Teller und Tassen gebrauchsfertig auf den Tischen stehen, müssen sie mehrere Produktionsschritte durchlaufen. Zentral dabei: der Hauptbrand. Die Tasse, die Wolfgang Meyer hier in Händen hält, wird gleich mit den anderen auf dem Wagen in dem Ofen verschwinden. Der ist 80 Meter lang und 1400 Grad heiß. Rund 20 Stunden später kommen die Tassen am andere Ende frisch gebrannt wieder heraus.
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Bevor Teller und Tassen gebrauchsfertig auf den Tischen stehen, müssen sie mehrere Produktionsschritte durchlaufen. Zentral dabei: der Hauptbrand. Die Tasse, die Wolfgang Meyer hier in Händen hält, wird gleich mit den anderen auf dem Wagen in dem Ofen verschwinden. Der ist 80 Meter lang und 1400 Grad heiß. Rund 20 Stunden später kommen die Tassen am andere Ende frisch gebrannt wieder heraus. © Markus Hack

Gebrannt - hier der Ofen für den ersten, den sogenannten Glühbrand - wird rund um die Uhr. Nur einmal im Jahr ist Pause. Ende Juli, Anfang August werden die Öfen heruntergekühlt und gewartet. Ansonsten teilen sich fünf Brenner die Aufsicht über die Produktion. Insgesamt zählt Walküre rund 100 Mitarbeiter.
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Gebrannt - hier der Ofen für den ersten, den sogenannten Glühbrand - wird rund um die Uhr. Nur einmal im Jahr ist Pause. Ende Juli, Anfang August werden die Öfen heruntergekühlt und gewartet. Ansonsten teilen sich fünf Brenner die Aufsicht über die Produktion. Insgesamt zählt Walküre rund 100 Mitarbeiter. © Markus Hack

Nach dem Brennen steht das Dekor auf dem Programm. Wie das aussieht, das entscheidet der Kunde. Zur Klientel gehört zum Beispiel die international tätige Restaurantkette Vapiano. Entsprechend global zeigen sich die Tassen: Je nach Standort des Restaurants steht auf ihnen Dubai, Washington, Kassel oder auch Zürich.
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Nach dem Brennen steht das Dekor auf dem Programm. Wie das aussieht, das entscheidet der Kunde. Zur Klientel gehört zum Beispiel die international tätige Restaurantkette Vapiano. Entsprechend global zeigen sich die Tassen: Je nach Standort des Restaurants steht auf ihnen Dubai, Washington, Kassel oder auch Zürich. © Markus Hack

Hohe Konzentration und eine ruhige Hand: Das braucht Gabriele Fett. Seit fünf Jahren gibt sie den Tassen und Schalen das gewünschte Dekor, jeden Tag acht Stunden lang.
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Hohe Konzentration und eine ruhige Hand: Das braucht Gabriele Fett. Seit fünf Jahren gibt sie den Tassen und Schalen das gewünschte Dekor, jeden Tag acht Stunden lang. © Markus Hack

Handarbeit ist bei Walküre noch immer gefragt. Der Personalkostenanteil ist dadurch zwar hoch, sagt Geschäftsführer Meyer. Aber bei der Produktion ist das Unternehmen damit flexibler, so der Betriebswirt: "Vollautomatisierung hat auch Nachteile".
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Handarbeit ist bei Walküre noch immer gefragt. Der Personalkostenanteil ist dadurch zwar hoch, sagt Geschäftsführer Meyer. Aber bei der Produktion ist das Unternehmen damit flexibler, so der Betriebswirt: "Vollautomatisierung hat auch Nachteile". © Markus Hack

Automatisch läuft jedoch die werksinterne Logistik: Wie von Geisterhand gesteuert gleiten Wagen mit Porzellan durch die Halle.
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Automatisch läuft jedoch die werksinterne Logistik: Wie von Geisterhand gesteuert gleiten Wagen mit Porzellan durch die Halle. © Markus Hack

Knapp die Hälfte der Produkte geht in den Export. Wachstum erhofft sich Meyer vor allem in Asien. Ob in China, Korea oder Taiwan: Walküre "made in germany" sei dort sehr gefragt. Was der gesamten Branche nach Meyers Überzeugung helfen wird: die Diskussion um Plastik. Mehrweg-Geschirr gewinne dadurch wieder an Gewicht.
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Knapp die Hälfte der Produkte geht in den Export. Wachstum erhofft sich Meyer vor allem in Asien. Ob in China, Korea oder Taiwan: Walküre "made in germany" sei dort sehr gefragt. Was der gesamten Branche nach Meyers Überzeugung helfen wird: die Diskussion um Plastik. Mehrweg-Geschirr gewinne dadurch wieder an Gewicht. © Markus Hack