Der Winter nah

Höchste Zeit! Worauf Sie beim Wechsel auf Winterreifen unbedingt achten müssen

13.11.2024, 15:15 Uhr
Der Winter naht: Das heißt, es ist auch wieder Zeit für den Reifenwechsel.

© NEWS5 / Oßwald, NEWS5 Der Winter naht: Das heißt, es ist auch wieder Zeit für den Reifenwechsel.

Was denn, Reifenwechsel, schon wieder?

Auch wenn es etwas Aufwand macht: leider ja. Von "O bis O", von Ostern bis Oktober reicht die Sommerreifen-Saison, lautet die bekannte Faustregel - und liegt damit so als grobe Orientierung in der Regel gar nicht schlecht. Wer es genauer wissen will, schaut aufs Thermometer. Sinkt die Temperatur regelmäßig unter 7 Grad Celsius, sind Winterreifen ihren sommerlichen Kollegen klar überlegen.

Überlegen? Wie, wobei, warum?

Das liegt an der unterschiedlichen Gummimischung und den verschiedenen Profilen der Pneus. Die Idealtemperatur der relativ harten Sommerreifen liegt bei etwa 18 Grad und höher. Mit jedem Grad weniger verlieren sie an Grip. Das heißt, dass zum Beispiel der Bremsweg länger wird und die Schleudergefahr steigt. Winterreifen sind weicher und fühlen sich bei leichten Minusgraden am wohlsten. Die besagten 7 Grad sind daher ein guter Richtwert, bis zu dem man sicherer durchs Land rollt.

Sicherheit und Bußgeld

Ah, es geht also nicht nur um ein Konjunkturprogramm für Kfz-Werkstätten?

Nein, es geht tatsächlich um die Sicherheit. In Deutschland sind Winterreifen deshalb bei winterlichen Straßenverhältnissen gesetzlich vorgeschrieben, also etwa bei Glatteis, Schneeglätte oder Schneematsch. Bei unseren östlichen Nachbarn in Österreich und Tschechien gilt ab 1. November sogar eine generelle Winterreifenpflicht.

Wie werden Verstöße dagegen geahndet?

Mit einem Bußgeld von mindestens 60 Euro und einem Punkt in Flensburg. Noch teurer wird's für Autofahrer, die mit Sommerreifen bei winterlichen Straßenverhältnissen einen Unfall verursachen. Zu allem Überfluss werfen Kfz-Versicherungen in solchen Fällen ihren Kunden auch gern ein grob fahrlässiges Verhalten vor. Ist dieses vom gewählten Tarif nicht mit abgedeckt, wird oft nur ein Teil des Schadens übernommen.

Na gut, dann also ab in die nächste Werkstatt?

Wenn Sie gute Nerven haben, dann ja. Ansonsten empfiehlt es sich, vorher einen Termin auszumachen. Die Wartezeiten bei ATU am Nordring in Nürnberg beispielsweise betragen aktuell ein bis zwei Wochen, bei VW Feser in Schwabach eine, bei Opel Wabner in Fürth zwei bis drei. Der Wechsel selber geht dann relativ fix, wenn auch nicht ganz so flott wie in der Boxengasse der Formel 1. Übrigens: Reifen, die im Vorjahr auf der Vorderachse montiert waren, dieses Mal am besten auf der Hinterachse aufziehen und umgekehrt - wobei ein linker Reifen immer ein linker, ein rechter Reifen immer ein rechter bleibt. So fahren sich die Pneus gleichmäßig ab.

Wenn ich schon mal da bin: Kann ich in der Werkstatt gleich noch was erledigen?

Das hängt natürlich immer vom Angebot der Werkstatt ab. Viele bieten an, die abgenommenen Sommerreifen gleich bei sich bis zum nächsten Wechsel einzulagern. Das kann den Mehrpreis wert sein, wenn zuhause wenig Platz ist oder der Kofferraum für den Transport von vier Reifen zu klein. Damit sich ein Reifen auch in sich möglichst gleichmäßig abnutzt und keine Unwuchten entstehen, empfiehlt es sich zudem, ihn zumindest gelegentlich beim Wechsel wuchten zu lassen.

Werkzeug, Alter und Qualität

Kann ich die Reifen auch selber wechseln?

Natürlich. Das kostet zwar mehr Zeit, spart aber Geld und trainiert die Muskeln. Machen Sie das aber bitte nur, wenn Sie das richtige Werkzeug haben (Radkreuz, Drehmomentschlüssel, ein stabiler Wagenheber und so weiter) und sich sicher sind, was Sie da tun. Im Notfall sollte zwar jeder Autofahrer dazu in der Lage sein; aber der Wechsel auf Winterreifen ist ja in der Regel kein Notfall. Und niemand möchte erleben, bei Tempo 140 auf der Autobahn plötzlich vom eigenen, leider nicht richtig festgezogenen rechten Hinterrad überholt zu werden.

Woran erkenne ich eigentlich einen guten Winterreifen?

ADAC oder auch der fränkische ARCD: Viele Autoklubs führen regelmäßig Reifentests durch. Dabei zeigt sich, dass die teuersten Modelle nicht zwingend die besten sein müssen, Qualität in der Regel aber doch ihren Preis hat. Die gesetzliche Mindestprofiltiefe für alte Reifen liegt bei 1,6 Millimeter. Als Investition in die Sicherheit aber empfiehlt etwa der ADAC, die Pneus nicht weiter als bis auf 4 Millimeter abzufahren. Gummi altert zudem, wird hart und spröde. Unabhängig von der Profiltiefe sollten Reifen daher nicht älter als acht Jahre sein.

Und wie alt ist mein Reifen?

Das lässt sich der sogenannten DOT-Nummer entnehmen, benannt nach der Abkürzung für das US-amerikanische Verkehrsministerium, die auf jedem Reifen stehen muss. Ihre letzten vier Ziffern stehen für die Woche und das Jahr der Produktion, "0819" etwa für die achte Kalenderwoche 2019. Achten Sie auf die DOT-Nummer auch beim Neureifenkauf - nicht, dass Ihnen Ihr Händler die alten Dinger andreht, die er im Lager ganz hinten noch aus dem Herbst vor drei Jahren vorrätig hatte.

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