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Nach Homeoffice-Reduzierung bei OTTO: So planen einige der größten Arbeitgeber in Franken

Erik Thieme

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26.11.2024, 04:55 Uhr
Homeoffice ist mittlerweile auch für viele Arbeitnehmer ein wichtiges Argument bei der Wahl des Arbeitgebers.

© IMAGO / SOPA Images / Ardan Fuessmann / imagebroker Homeoffice ist mittlerweile auch für viele Arbeitnehmer ein wichtiges Argument bei der Wahl des Arbeitgebers.

Es war wohl ein Schock für viele der Angestellten: Am Hamburger Standort von OTTO konnten die rund 5000 Mitarbeiter bislang selbst entscheiden, ob sie von zu Hause oder im Büro arbeiten. Wie das "Hamburger Abendblatt" berichtet, wird sich das bald ändern. Schon ab dem 1. Januar sollen die Angestellten mindestens 50 Prozent ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen.

Gegenüber der "Bild" erklärte ein Sprecher, dass der Geschäftsführung die Uneinheitlichkeit der Regelung nicht gefallen habe. Während beispielsweise das Marketing fast vollständig im Büro gearbeitet haben soll, stieg die Homeoffice-Quote in der IT zuletzt auf 100 Prozent. In Zukunft wird das nun nicht mehr möglich sein.

Vor allem seit der Pandemie haben viele Arbeitgeber ihre Homeoffice-Regelungen angepasst oder mobiles Arbeiten überhaupt erst eingeführt. Homeoffice ist zudem auch für viele Bewerber zu einem ausschlaggebenden Kriterium geworden, doch die Unternehmen gehen zum Teil sehr unterschiedlich damit um. Wir haben bei den größten Arbeitgebern der Region nachgefragt, wie die aktuellen Regelungen sind und ob sich die Angestellten auf ähnliche Anpassungen einstellen müssen, wie es bei OTTO in Hamburg der Fall ist.

Keine Homeoffice-Quote bei DATEV

Das in Nürnberg ansässige Softwarehaus DATEV gehört mit mehreren tausend Angestellten zu den größten Arbeitgebern der Region. Pressesprecherin Carolin Nillert erklärt gegenüber unserer Redaktion, dass den Mitarbeitenden das mobile Arbeiten seit der Gesamtbetriebsvereinbarung 2021 grundsätzlich erlaubt sei. Eine Quote für minimale oder maximale Arbeitszeiten im Büro gibt es derzeit nicht. Stattdessen gibt das Unternehmen einen Rahmen vor, über deren genaue Gestaltung die einzelnen Teams selbst entscheiden. Diese Regelung gilt unabhängig von der einzelnen Positionen der Mitarbeiter, wobei bestimmte Tätigkeiten - beispielsweise in der Kantine oder im Sicherheitsschutz - nicht für mobiles Arbeiten infrage kommen.

Darüber hinaus ermöglicht es DATEV seinen Angestellten, im Rahmen einer Workation bis zu 10 Arbeitstage pro Jahr im Ausland zu absolvieren. Eine Änderung der aktuellen Homeoffice-Regelung ist nicht geplant.

Feste Regeln und Workation bei adidas

Auch der Sportartikelhersteller adidas aus Herzogenaurach beschäftigt zahlreiche Angestellte in Franken. Für das mobile Arbeiten gibt es hier feste Regeln. So bestätigt eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage, dass die Beschäftigten bis zu zwei Tage in der Woche außerhalb des adidas-Campus arbeiten können. Zudem bietet auch adidas seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, bis zu zehn Arbeitstage jährlich im Ausland zu verbringen. Pläne, die derzeitigen Regeln zu verändern, gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keine.

Stadt Nürnberg will mit Homeoffice und interessanten Arbeitsplätzen punkten

Mit über 12.000 Angestellten gehört auch die Stadt Nürnberg zu den größten Arbeitgebern Frankens. Einerseits möchte die Stadt mit einer 50-prozentigen Homeoffice-Quote punkten, mindestens die Hälfte der Arbeitszeit soll vor Ort absolviert werden. Thorsten Brehm, Referent für Finanzen, Personal und IT bei der Stadt erklärt, dass mindestens ein Tag in der Woche in der Dienststelle gearbeitet werden soll. Das sei jedoch im Kern eine "Soll-Regelung", die Hauptsache sei, dass die Regelung innerhalb der Teams funktioniere. Andererseits sollen Angestellte auch mit interessanten Arbeitsplätzen von der Arbeit vor Ort überzeugt werden. Als Beispiel nennt Brehm das Stadthaus Q (ehemals Quelle), das 2026 mit einem innovativen Bürokonzept an den Start gehen soll.

Grundsätzlich ist Homeoffice für alle Mitarbeitern möglich, sofern die Tätigkeit das zulässt. Eine grundlegende Änderung des aktuellen Modells sei derzeit nicht geplant. Seit diesem Jahr besteht bei der Stadt Nürnberg außerdem die Möglichkeit, bis zu 30 Arbeitstage pro Jahr im EU-Ausland zu verbringen.

Auch Schaeffler bietet Homeoffice

Auch der Maschinenbau- und Automobilzulieferer Schaeffler mit Sitz in Herzogenaurach bietet grundsätzlich die Möglichkeit des mobilen Arbeitens. Genauere Angaben machte das Unternehmen auf Anfrage nicht. Das Maß, in dem Homeoffice möglich ist, richte sich "nach Art der Tätigkeit und insbesondere den betrieblichen Erfordernissen", erklärt eine Sprecherin. Zu potenziellen Änderungen der aktuellen Regeln machte das Unternehmen ebenfalls keine Angaben.

Agentur für Arbeit bietet bis zu 60 Prozent Homeoffice

Mit bundesweit über 100.000 Mitarbeitern ist die Bundesagentur für Arbeit auch in der Region ein wichtiger Arbeitgeber und setzt ebenfalls auf Homeoffice. Alle Mitarbeiter, deren Arbeit es zulässt, dürfen bis zu 60 Prozent der wöchentlichen Arbeitszeit mobil absolvieren. Im IT-Bereich sind sogar bis zu 80 Prozent möglich. Pressesprecherin Vitalia Seidel erklärt, dass diese Regelungen nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben fördern.

Darüber hinaus bietet die Agentur für Arbeit mobiles Arbeiten auch deshalb an, um als Arbeitgeber für potenzielle Bewerber attraktiv zu sein. Da die Vereinbarung über das mobile Arbeiten erst vor einigen Monaten angepasst wurde, seien aktuell keine weiteren Änderungen geplant. Das Unternehmen führe aber regelmäßig Evaluationen durch und entwickle gegebenenfalls Prozesse weiter.

Drei Tage Homeoffice auch bei Siemens

Der größte Arbeitgeber der Region ist Siemens, 2022 beschäftigte das Technologieunternehmen mehr als 20.000 Mitarbeiter in der Region. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Pressesprecher Berhnhard Lott, dass Angestellte derzeit bis zu drei Tage in der Woche mobil arbeiten können. Das sei jedoch abhängig von der jeweiligen Aufgabe und müsse mit dem Team und der Führungskraft abgesprochen werden.

Die aktuelle Handhabung von Homeoffice funktioniere seines Wissens nach gut, größere Schwierigkeiten seien ihm nicht bekannt. Zu zukünftigen Änderungen der Regel äußerte sich Lott nicht.

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