Lager «made in Gremsdorf« für arktische Windräder
29.03.2008, 00:00 Uhr
Ihr Geld verdienen die Mittelständler aus dem 1400-Seelen-Ort mit Großwälzlagern und Schwenktrieben. Vor 20 Jahren unter dem Namen Industrie-Momentenlager, kurz Imo, gegründet, firmiert man seit dem vergangenen Sommer als Imo Holding.
Unter deren Dach sind drei Einzelbetriebe vereint: Die Sparte Momentenlager beliefert nach wie vor den konventionellen Maschinenbau, stellt Kugel- und Rollendrehverbindungen her, die später etwa in Getränkeabfüllanlagen eingebaut werden. Die Mitarbeiter von Imo Antriebseinheit produzieren Schwenktriebe, die ihren Dienst - mit Motor ausgerüstet - zum Beispiel in Hubarbeitsbühnen tun.
Imo Energy als Zugpferd
Das Zugpferd der Unternehmensfamilie ist jedoch Imo Energy. Diese hat sich als weltweit erste Firma auf Drehverbindungen für Windkraft- und Gezeitenkraftanlagen spezialisiert. «Der Boom der erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren hat uns einen gewaltigen Schub gegeben«, erklärt Marketingreferentin Andrea Meißner. In jeder fünften weltweit neu aufgestellten Windkraftanlage stecke mittlerweile ein Lager aus Gremsdorf.
Die Tatsache, dass nach Aussage des Branchenverbandes der deutsche Markt für Windkraftanlagen im vergangenen Jahr um 25 Prozent eingebrochen ist, kann den Mittelständler nicht schocken. «Über 70 Prozent unserer Produkte werden exportiert, die meisten nach Asien. Von politischen Entscheidungen in Deutschland sind wir deswegen kaum abhängig«, sagt Meißner.
Beschäftigte gesucht
1160 Beschäftigte hat das Unternehmen heute, bis zum Jahresende soll ihre Zahl auf 1400 steigen. «Vor allem für die Produktion, die ungefähr zwei Drittel der Mitarbeiter ausmacht, suchen wir Leute«, so Meißner. Doch die zu finden, sei gar nicht leicht: Wie andere Arbeitgeber leidet Imo unter dem aktuellen Fachkräftemangel.
Für sein starkes Wachstum wurde das Unternehmen 2003, 2005 und 2007 vom Bayerischen Wirtschaftsministerium als eines von «Bayerns Best 50« ausgezeichnet. «Allein von 2006 auf 2007 stieg unsere Mitarbeiterzahl um 49 Prozent«, berichtet Meißner. Der Umsatz konnte im vergangenen Jahr auf über 150 Mio. € geschraubt werden.
"Kunden stehen Schlange"
Dieses Wachstum hat Konsequenzen - immer neue Gebäude mussten gebaut werden, vor kurzem erst kam eine weitere Halle dazu: In ihr stellen behinderte Menschen aus dem Wohnheim des Klosters der Barmherzigen Brüder, das gleich neben dem Firmengelände liegt, seit Anfang März Kisten und Paletten her, die ihnen Imo anschließend abkauft. Insgesamt erstrecken sich die Werke mitsamt Verwaltung auf 120000 Quadratmetern.
Pro Arbeitstag verlassen rund 200 Produkte die Fertigung. Darüber, dass ihnen die Kunden ausgehen könnten, machen sich die Verantwortlichen derzeit keine Gedanken: «Die stehen Schlange«, sagt die Marketingreferentin.
Harte Bedingungen
Beim Auftraggeber angekommen, müssen die Wälzlager teils extremen Bedingungen standhalten: Egal, ob sie in 15 Metern Wassertiefe im Gezeitenkraftwerk vor der Küste Großbritanniens in beißendem Salzwasser Rotoren verstellen, beim Steinbohren im Bergbau ihre Belastungsfähigkeit beweisen oder in der Windenergieanlage der Kälte der Arktis trotzen müssen.
Besonders stolz macht die Mitarbeiter aber die Tatsache, dass auch «das schwerste Lager, das jemals in Bayern gebaut wurde« aus der eigenen Produktion stammt: Für einen Schwimmbagger, der in Asien die Fahrrinne eines Flusses freilegt, baute Imo eine 20 Tonnen schwere Drehverbindung mit 5,20 Metern Durchmesser.