Lokführer-Streik in Franken: Ganz großes Chaos bleibt aus

23.4.2015, 18:30 Uhr
Ruhig war es am Nürnberger Hauptbahnhof nicht. Ein Chaos brach dort aber trotz des Lokführerstreiks nicht aus.

© Horst Linke Ruhig war es am Nürnberger Hauptbahnhof nicht. Ein Chaos brach dort aber trotz des Lokführerstreiks nicht aus.

Wieder zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen, aber kein Chaos: Der erneute Streik bei der Bahn hat den Zugfahrplan in Bayern am Mittwoch und Donnerstag gehörig durcheinandergewirbelt. Wie die Deutsche Bahn am Donnerstagabend mitteilte, lief der Ersatzverkehr auch am zweiten Tag des Streiks in Franken stabil und wird bis in die Nacht andauern. Mit Betriebsbeginn am Freitag wird auch der reguläre Fahrplanverkehr wieder aufgenommen, teilte das Unternehmen mit.

+++ Die Lokführer streiken: Diese Züge fahren trotzdem +++

Auf den S-Bahn-Strecken rund um Nürnberg wird bis dahin weiter mindestens ein Stundentakt gehalten werden. Doch Abertausende wichen schon vorher aus: Weil viele Pendler aufs Auto umstiegen, steckten die Fahrer auf Hauptrouten wie der Südwesttangente, dem Frankenschnellweg oder in der Münchner Straße alsbald weit länger im Stau als gewöhnlich.

"Die Leute sind auf die Situation gefasst"

An Infoständen der Deutschen Bahn bildeten sich lange Schlangen - so etwa am Münchner Hauptbahnhof. Dort wurden Fragen zum Notfahrplan beantwortet.

Im Nürnberger Hauptbahnhof ging es zwar nicht beschaulich zu, aber Zorn oder Hektik waren kaum zu vernehmen. "Die Leute sind auf die Situation gefasst, beinahe hat sich eine Art Gewöhnung eingestellt", meinte Bahnhofsmanagerin Claudia Gremer. Mit ihrem Team, das auch mehr als 180 weitere Bahnstationen in Franken betreut, hatte sie sich freilich gründlich vorbereitet, um Fahrgäste mit Auskünften aller Art zu versorgen.

Lebhaft ging es auch im Büro des Kundendialogs Nürnberg zu. Früh- und Spätschicht waren auf je sechs Mitarbeiter verstärkt worden – auch um das Versprechen zu halten, dass "90 Prozent der Anrufe innerhalb von 20 Sekunden" angenommen werden können, wie eine Mitarbeiterin erläutert.

Rund 50 Prozent der Züge fuhren

Beschimpfungen oder Beschwerden seien kaum dabei gewesen, zeigte sich die Mitarbeiterin erleichtert. "Viele, gerade auch ältere Bahnkunden, hatten sich im Internet informiert, wollten aber eine Bestätigung, dass das auch stimmt." Im Regional- und Nahverkehr fuhren bayernweit nur rund 50 Prozent der Züge regulär. 

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) kritisierte den erneuten Streik dagegen scharf. "Der Streik stellt eine massive Belastung für die ganze Bevölkerung und Unternehmen in ganz Deutschland dar", sagte Aigner. Nach 16 Verhandlungsrunden der Lokführergewerkschaft GdL mit der Bahn sei zu fragen, ob der Streik noch verhältnismäßig sei. Für Unternehmen seien empfindliche Produktionsausfälle die Folge. "Wenn man sich vor Augen hält, wieviel Kosten dadurch verursacht werden, kann man Herrn Weselsky nur noch zur Besonnenheit aufrufen", appellierte Aigner an GdL-Chef Claus Weselsky.

"Hoffen, dass wir in einer halben Stunde in den Zug reinkommen"

In Nürnberg warteten am Mittwochmorgen viele Menschen an den Gleisen - oft vergeblich, denn viele Züge fielen aus. "Wir hoffen, dass wir in einer halben Stunde in den Zug reinkommen - und dass er überhaupt fährt", sagte ein Ehepaar aus Würzburg. Die Eheleute waren gerade mit dem Flugzeug aus dem Türkei-Urlaub gekommen.

Die Lokführer im Personenverkehr wollen bis Donnerstagabend (21 Uhr) im Ausstand bleiben. Mit dem Streik will die Gewerkschaft GDL weiteren Druck auf die Deutsche Bahn machen. Sie hatte die Verhandlungen am vergangenen Freitag nach 16 Runden ein weiteres Mal für gescheitert erklärt.

Wer wegen des Bahnstreiks seine Reise nicht wie geplant antreten konnte, hat die Möglichkeit, seine Fahrtkosten erstatten zu lassen.

 

 

 

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