Faber-Castell

Machtkampf bei fränkischem Stifte-Giganten scheint beendet

3.8.2021, 15:20 Uhr

Der war nach dem Tod von Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell im Jahr 2016 ausgebrochen. Der Patriarch, der vier Jahrzehnte an der Spitze der Familie und der Stifte-Unternehmens stand, hatte keine Nachfolgeregelungen getroffen. Nach fünf eher unruhigen Jahren werden nun die Kinder in die Unternehmensführung eingebunden.

Stiefmutter im Aufsichtsrat

Der 41-jährige Charles von Faber-Castell, Sohn aus erster Ehe des verstorbenen Grafen, wird mit sofortiger Wirkung Aufsichtsratsmitglied der Faber-Castell AG. Dort sitzt weiterhin seine Stiefmutter Mary. Die 69-Jährige hat dort den stellvertretenden Vorsitz inne. Ihre Tochter, die 33-jährige Katharina von Faber-Castell, zieht in den Verwaltungsrat der A.W.Faber-Castell Unternehmensverwaltung GmbH - der alleinigen Aktionärin der AG - ein. Ihre beiden Schwestern, die 25 Jahre alte Zwillinge Victoria und Sarah, erhalten zwar keine Organfunktion im Firmenkonstrukt, wollen aber mitarbeiten.

"Nun wollen wir im vertrauensvollen Miteinander und offenen Dialog zwischen Gesellschafterkreis, Aufsichtsgremien, Vorstand und der gesamten Belegschaft aktiv daran mitwirken, dass Faber-Castell nicht nur eines der ältesten Familienunternehmen ist, sondern auch eines der jüngsten und innovativsten", heißt es in der Mitteilung des Unternehmens aus Stein.

Familienfremder Chef

Nicht erwähnt wird dabei, dass es wohl hinter den Kulissen ein hartes Ringen um eine gemeinsame Strategie und die unterschiedlichen Interessen gegeben hat. Im schlimmsten Fall hätte sogar die Zersplitterung des 1761 gegründeten Unternehmens gedroht, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

Die neunte Generation will nun aber Faber-Castell als Familienunternehmen erhalten und die Geschicke der Firma mitgestalten. Operativ führt Stefan Leitz seit März 2020 als Vorstandsvorsitzender die Geschäfte. Als erst zweiter familienfremder Chef in der langen Firmengeschichte muss er sich mit einem gewissen Reformstau im Unternehmen und den Folgen der Pandemie auseinandersetzen. Der Umsatz ist seit Jahren gesunken, das Geschäftsjahr 2019/2020 beendete Faber-Castell mit Erlösen von 555 Millionen Euro. 2016/17 waren es noch 667 Millionen Euro gewesen. Zur Ertragslage macht Faber-Castell keine Angaben.

Zwei Milliarden Stifte pro Jahr

Das Unternehmen fertigt mehr als zwei Milliarden Stifte pro Jahr und beschäftigt weltweit 6500 Menschen. Der Umsatzeinbruch ist einerseits Folge der Pandemie, die Faber-Castell vor allem im größten Absatzmarkt Lateinamerika spürt. Zum anderen machen dem Unternehmen auch die Abwertung der Landeswährungen in wichtigen Absatzländern wie Brasilien, Peru oder Indonesien zu schaffen.

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