Metaller machen ernst: Tausende streiken in Franken
9.1.2018, 15:25 UhrDer bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler sagte bei einer Kundgebung mit rund 4000 Beschäftigten in Schweinfurt unter großem Beifall: "Diese Tarifrunde wird eine richtig harte Auseinandersetzung. Vielleicht so hart wie seit 20 Jahren nicht mehr." Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Lohn und das Recht für jeden Beschäftigten, seine Arbeitszeit bis zu zwei Jahre lang von 35 auf 28 Stunden pro Woche zu verkürzen.
Die Arbeitgeber haben nach einer Einmalzahlung zwei Prozent mehr Lohn angeboten. Außerdem wollen sie die Arbeitszeit verlängern können. Wechsler sagte, trotz der hervorragenden wirtschaftlichen Lage und satter Unternehmensgewinne wollten die Arbeitgeber die 835.000 Metaller in Bayern "mit einer mickrigen Lohnerhöhung abspeisen", die nicht einmal die Inflation ausgleiche: "Schon das ist eine bodenlose Frechheit!" Wie feudale Gutsherren bestimmten die Arbeitgeber heute noch, was flexible Arbeitszeit sei. "Jetzt sind wir dran."
Weitere Streiks vor dritter Verhandlungsrunde geplant
Neben Nordrhein-Westfalen war Bayern ein Schwerpunkt der Warnstreiks am Dienstag. Allein bei den Industrie- und Autozulieferern Schaeffler, Bosch-Rexroth, ZF und SKF legten mehrere tausend Beschäftigte die Arbeit nieder und zogen in einem Sternmarsch zu der Kundgebung an einer Mainbrücke. Der Schweinfurter IG- Metall-Chef Peter Kippes sagte: "Die Stimmung ist wild entschlossen." Bei einem Dutzend weiterer, meist mittelständischer Unternehmen in Franken, der Oberpfalz und Oberbayern rief die IG Metall für Dienstag ebenfalls zu Warnstreiks auf - laut IG Metall gingen am Dienstag knapp 6000 Beschäftigte auf die Straße.
In Oberfranken legten bei der Kennmetal Produktions GmbH in Ebermannsstadt 150 Arbeitnehmer ihre Arbeit nieder. Bei Ribe in Schwabach taten es ihnen 200 weitere Metallarbeiter gleich, 70 Warnstreikende bei KM-Widia in Lichtenau folgten. Aus der Oberpfalz wurden in der Schwandorfer Benteler Automobiltechnik 150 streikende Arbeiter gemeldet.
An diesem Mittwoch sollen die ersten großen Konzerne in Bayern bestreikt werden - darunter Siemens und der Lastwagenbauer MAN in München. Die dritte Verhandlungsrunde für die 3,9 Millionen Metaller in Deutschland beginnt am Donnerstag in Baden-Württemberg. Die bayerischen Tarifparteien verhandeln am 15. Januar in Nürnberg. In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie arbeiten rund 835.000 Beschäftigte. Davon sind 475.000 in tarifgebundenen Betrieben beschäftigt, die Mitglied des Arbeitgeberverbandes vbm sind.
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