350.000 betroffene Urlauber

Milliardenschulden: Deutscher Reiseveranstalter ist pleite - So erhalten Kunden ihr Geld zurück

Erik Thieme

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2.9.2024, 13:34 Uhr
Der Reisekonzern mit Sitz in München stellt den Betrieb bis Jahresende ein.

© IMAGO/Joeran Steinsiek//Steinsiek.ch Der Reisekonzern mit Sitz in München stellt den Betrieb bis Jahresende ein.

Anfang des Jahres wollte der Finanzinvestor Certares den hoch verschuldeten Reisekonzern FTI noch übernehmen, doch der Kauf scheiterte. Im Juni musste FTI dann Insolvenz anmelden. Nun erklärt Insolvenzverwalter Alex Bierbach, es gebe "nichts zu retten".

Der Konzern mit Sitz in München erhielt bereits während der Coronapandemie eine Finanzspritze der Bundesregierung, noch mehr Geld sollte aber nicht fließen. Der Reiseveranstalter musste sämtliche Reisen ab dem 6. Juli stornieren, wie die "WirtschaftsWoche" berichtet. Betroffen waren rund 175.000 Buchungen. Das Reisegeschäft kann nicht weiter aufrechterhalten werden, was auch für viele Mitarbeiter das Aus bedeutet.

Insolvenzverwalter verschickt 700 Kündigungen

Knapp 700 Angestellte werden gekündigt, die meisten davon bereits im September. Mehr als 320 Mitarbeiter haben nach Angaben der Insolvenzverwaltung bereits Aufhebungsverträge unterzeichnet und einen neuen Arbeitgeber gefunden. Außerdem konnten hunderte Arbeitsplätze in Tochterfirmen gesichert werden, indem die Anteile an anderen Unternehmen veräußert wurden.

Etwa 7500 der insgesamt 11.000 Arbeitnehmer sind in Hotels beschäftigt, für sie geht es laut Bierbach ganz normal weiter. "Die Hotels sind damit unsere wichtigsten Vermögensposten und ich bin zuversichtlich, dass wir hier bald eine Verkaufslösung finden", sagte der Insolvenzverwalter der "WirtschaftsWoche".

Pauschalreisende bekommen die Kosten vom DRSF zurückerstattet

Die meisten der etwa 350.000 Gläubiger sind Kunden, die ihre gebuchten Reisen bereits im Voraus bezahlt haben. Pauschalreisende - laut Bierbach 90 Prozent der Urlauber - erhalten ihr Geld vom Deutschen Reiseversicherungsfonds (DRSF) zurück. Wer beispielsweise einen Ausflug zusätzlich zu seiner Pauschalreise gebucht hat, erhält das Geld nicht vom DRSF. Betroffene müssen ihre Forderungen beim Insolvenzverwalter anmelden.

Das gilt ebenso für gebuchte Einzelleistungen. Bierbach bittet die Kunden jedoch darum, zuerst über den DRSF oder den Zahlungsdienstleister eine Erstattung anzufragen. Mehrere gleichzeitige Anträge würden das Verfahren blockieren.

Bis Ende des Jahres soll der Betrieb komplett stillgelegt werden.