Krise in der Branche
Nächster Deutscher Autozulieferer meldet Insolvenz an – 1.600 Jobs in Gefahr
24.1.2025, 16:45 UhrDer saarländische Autozulieferer Voit Automotive hat am Donnerstag Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Der Grund: Eine geplante Übernahme durch das chinesische Unternehmen Millison Technologies ist bereits vergangene Woche gescheitert. Ohne die Übernahme fehlen dem Unternehmen die finanziellen Mittel, um notwendige Kredite zu verlängern. Zu seinen Kunden zählen zum Beispiel Audi, BMW, Mercedes, VW, Ford, Chrysler, Jaguar und Land Rover.
Laut der "Saarbrücker Zeitung" beschäftigt das Unternehmen konzernweit rund 1.600 Mitarbeitende, davon etwa 940 am Hauptsitz in St. Ingbert. Weitere Standorte gibt es in Frankreich und Polen. Die Gehälter der Beschäftigten sind bis März über das Insolvenzgeld gesichert, ab April soll Voit die Löhne wieder selbst zahlen, heißt es von Geschäftsführer Hendrik Otterbach.
Sanierung unter neuer Leitung
Dem Management wird nun der Sanierungsexperte Matthias Bayer als Generalbevollmächtigter zur Seite gestellt. Er wird von den Rechtsanwälten Dr. Sebastian Mohrs, Franz J. Abel und Lukas Eisenhuth (Kanzlei Abel und Kollegen) unterstützt. Als Sachverwalter wurde der Frankfurter Anwalt Martin Kaltwasser bestellt.
Ziel der Sanierung sei es, das Unternehmen zu restrukturieren und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten, berichtet die Saarbrücker Zeitung. Wie genau dieser Plan aussehen wird, ist allerdings noch unklar.
Autozulieferer unter Druck
Die Insolvenz von Voit ist Teil einer größeren Krise in der europäischen Automobilindustrie. Der stockende Umstieg auf Elektrofahrzeuge und die gesunkene Nachfrage nach E-Autos nach dem Wegfall der Umweltprämie setzen viele Zulieferer unter Druck, berichtet die "Frankfurter Rundschau".
Laut der Unternehmensberatung Falkensteg war 2024 jede sechste Insolvenz in Deutschland auf die Autobranche zurückzuführen – ein Anstieg von 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für 2025 erwarten Experten einen weiteren Zuwachs um 20 bis 25 Prozent.
Auch der fränkische Autozulieferer Leoni mit Sitz in Nürnberg kämpft seit 2024 mit finanziellen Schwierigkeiten aufgrund der schwachen Autokonjunktur. Bis Ende 2026 muss das Unternehmen weltweit 4.500 Stellen streichen, wovon auch deutsche Standorte betroffen sind.
Optimismus trotz Krise
Trotz der schwierigen Lage zeigt sich Voit-Geschäftsführer Otterbach optimistisch: "Wir haben mit der Eigenverwaltung gute Chancen, die mich sehr zuversichtlich machen, auch diese Phase in der nun schon 78-jährigen Firmengeschichte zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen", erklärte er am Donnerstag.
Auch die Politik beobachtet die Situation genau. Das saarländische Wirtschaftsministerium bezeichnete das Scheitern der Übernahme gegenüber der Saarbrücker Zeitung als "Rückschlag".
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