Neue Klima-Studie: Stromverbrauch wird stark steigen

9.11.2020, 14:38 Uhr
Um fossile Energieträger wie Öl oder Gas zu ersetzen, wird bald wesentlich mehr Strom gebraucht.

© Jens Wolf, dpa Um fossile Energieträger wie Öl oder Gas zu ersetzen, wird bald wesentlich mehr Strom gebraucht.

Wenn Deutschland bis 2050 klimaneutral werden soll, wird deutlich mehr Strom benötigt, um fossile Energieträger zu ersetzen. Um 60 Prozent im Vergleich zu 2018 müsste der Verbrauch durch den Umstieg von Öl und Gas etwa auf elektrische Energie klettern - und er müsste komplett aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden, heißt es in einer Berechnung mehrerer Institute für die Denkfabriken Agora Energiewende und Verkehrswende sowie die Stiftung Klimaneutralität. Das geht aus der am Montag veröffentlichten ausführlichen Studie hervor, deren Kurzfassung bereits publiziert wurde. Schon 2030 liegt der Strombedarf demnach höher, als das Wirtschaftsministerium in einem aktuellen Gesetzentwurf zum Ökostrom-Ausbau annimmt.

2018 lag der Bruttostromverbrauch in Deutschland bei 595 Terawattstunden (TWh), das sind 595 Milliarden Kilowattstunden. Wenn der Klimaschutz im notwendigen Tempo vorangehe, wären es 2030 schon 643 TWh, heißt es in der Studie - vor allem, weil mehr Autos und Heizungen elektrisch betrieben werden statt mit Öl oder Gas. Bis 2050 dürften Öl, Kohle und Erdgas dann gar keine Rolle mehr spielen, dafür müsste Wasserstoff als Energieträger hergestellt werden, was viel Strom braucht - die Experten kommen auf 962 TWh und damit rund 62 Prozent mehr als 2018. Bremsend wirkten sich die zunehmende Effizienz etwa von Elektrogeräten und Lampen aus.

SPD meldet Änderungswünsche an

Derzeit berät der Bundestag über eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, das den Ökostrom-Ausbau beschleunigen soll - Ziel sind 65 Prozent Ökostrom bis 2030, so steht es im Koalitionsvertrag von Union und SPD.

Für 2030 geht der Entwurf von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) von 580 TWh Stromverbrauch aus. Das halten auch Energieverbände für zu wenig. Im Entwurf wird allerdings auch auf Unsicherheiten verwiesen - die Prognose werde regelmäßig bewertet und gegebenenfalls angepasst. Die SPD hat bereits zahlreiche Änderungswünsche angemeldet. Fraktionsvize Matthias Miersch sagte, Altmaier wolle "offenbar wieder mal nur kleine Brötchen backen."

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