Nur die Landebahnen fehlen

16.12.2005, 00:00 Uhr

Es sind, hier in Fürth-Bislohe, die neuen Arbeitsplätze in der Region, die Siemens schafft — beim Siemens Airport Center (SAC). Auf den rund hundert neu geschaffenen Stellen sitzen in der Mehrzahl Ingenieure für die Software-Entwicklung. Sie arbeiten in Projekt-Teams zusammen. Über 10 Mio. € hat der Konzern in das SAC investiert.

Das neue Center in Fürth, das gestern von Vorstandschef Klaus Kleinfeld nach einem halben Jahr Bauzeit offiziell eröffnet wurde, ist eine weltweit einzigartige Innovations-, Planungs- und Erprobungsanlage, in dem Siemens-Experten gemeinsam mit den Kunden des Konzerns spezifische Lösungen entwickeln und testen können. Die Kunden, das sind die Betreibergesellschaften von Flughäfen und Airlines aus aller Welt.

Wo einst nur eine Halle für Kataloge und Ersatzteile stand, wird im SAC auf 8500 Quadratmetern die komplette Infrastruktur eines Flughafens in ganz kompakter Form nachgestellt. „Wir sind hier Innovationszentrum über die einzelnen Siemensbereiche hinweg“, sagt Günter Menden, Leiter des Geschäftsgebiets Airport Logistics in Nürnberg.

Es gehörte früher zum Siemens-Bereich L&A, ist jetzt nach dessen Auflösung Teil von I & S (Industrial Solutions and Services). Von Letzterem, mit Sitz in Erlangen, kommen rund 75 Prozent der Wertschöpfung. Anderes stammt von den Bereichen A & D in Nürnberg, PTD in Erlangen, SBS, SBT und Com.

Kilometerweit dank RFID

Bei Siemens in Fürth-Bislohe wird an der Technik der Zukunft geschmiedet. RFID, die funkgestützte Identifizierung, ist in den Gepäckförderanlagen enthalten, die Koffer oft über kilometerlange Bänder transportieren. Parkhaus-Leitsysteme und Video-Überwachungsanlagen gehören zum Paket für eine Flughafen-Infrastruktur ebenso wie die Leitzentrale.

Da laufen dann die Managementdaten zusammen, damit zum Beispiel die Anzeigetafeln für die Abflüge funktionieren, nachts das Rollfeld beleuchtet wird und die Ausstiegstreppen an die Flugzeuge andocken. Besonders spannend für den Flugpassagier sind die Systeme zum Einchecken, die künftig der Standard sein sollen. Einchecken per Handy vielleicht schon auf der Autofahrt zum Flughafen? In der Zukunft kein Problem.

Die Biometrie ist ein wichtiges Thema: Die Identifizierung von Passagieren über den Fingerabdruck. So wird ab 2007 das „papierlose Fliegen“ möglich sein: Der Passagier gibt seinen Fingerabdruck das erste Mal am Schalter zum Einchecken ab, das zweite Mal beim Zugang zum Gate. Eine Variante ist der „3-D- Gesichtsscanner“.

„Durch die Erprobung hier im Center kommen erst gar keine Kinderkrankheiten auf“, sagt SAC-Leiter Helmut Pawlischek. Das gilt eben auch für Gepäckförderanlagen wie jene im SAC, die für rund 30 Millionen Koffer pro Jahr ausgelegt ist. Sie ist damit die drittgrößte in Deutschland nach den Airports Frankfurt und München. Hier wird auch die Software für die Gepäckbeförderung am neuen Terminal des Flughafens Peking erprobt, das bis zu den Olympischen Spielen 2008 fertig gestellt werden soll. Technische Lösungen für das neue Terminal am Flughafen Incheon in Seoul werden ebenfalls bereits in Fürth-Bislohe getestet.

Im SAC soll aber auch das Personal geschult werden, das später vor Ort an den Flughäfen die neue Technik bedient. Aus Peking beispielsweise werden in den nächsten Monaten 50 Flughafenangestellte in Fürth-Bislohe erwartet.

Siemens sieht sich als Weltmarktführer im Bereich integrierter Flughafenlösungen — ein Geschäft, das sich jährlich auf über eine Mrd. € summiert. Wachstumsmärkte sind vor allem der Nahe und Mittlere Osten, Asien und Osteuropa. Gefördert wird das künftige Wachstum auch von den weltweit gestiegenen Sicherheitsanforderungen an den Flughäfen.