Ist das ganze Werk bedroht?

Protest bei Siemens: Angst um Arbeitsplätze in Nürnberg

Erik Stecher

Redaktion Politik und Wirtschaft

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10.2.2022, 13:05 Uhr
Angst um Arbeitsplätze: Auf der Siemensbrücke protestieren Beschäftigte des Nürnberger Werks. 

© Roland Fengler, NNZ Angst um Arbeitsplätze: Auf der Siemensbrücke protestieren Beschäftigte des Nürnberger Werks. 

Protest auf der Nürnberger Siemensbrücke: Mitarbeiter des Werks in der Vogelweiherstraße erinnern anlässlich der Hauptversammlung des Konzerns am Donnerstag daran, dass sie Angst um ihre Arbeitsplätze haben. Denn Siemens will bis Ende September die Großmotoren-Sparte LDA ausgliedern und in eine selbstständige Tochtergesellschaft umwandeln. Befürchtet wird, dass die LDA dann verkauft wird und der Käufer Stellen abbaut.

Ein Verbleib in der Siemens AG wird jedenfalls immer fraglicher: „Inzwischen sprechen Führungskräfte auch in der Öffentlichkeit davon, dass mit einem Verkauf gerechnet werden müsse“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Kerstin Donn Im Gespräch mit unserem Medienhaus. Rund 300 Beschäftigte, unter Unterstützung durch Oberbürgermeister Marcus König und Wirtschaftsreferent Michael Fraas, fordern sichere Arbeitsplätze in Nürnberg. Protestiert wurde auch vor dem Dynamowerk in der Berliner Siemensstadt. Das Hauptprodukt der LDA-Sparte sind Motoren und Umrichter für den Bergbau sowie die Öl-, Chemie- und Gasindustrie.

"Greenwashing auf Kosten der Arbeitsplätze"

Die wichtigsten Produkte haben zwar umweltfreundliche Elektro-Antriebe, aber sie werden in einem Umfeld eingesetzt, das schlecht fürs Image ist. Donn verweist darauf, dass Siemens selbst Rohstoffe wie Kupfer oder seltene Erden benötigt und auf die Arbeitsweise in diesen Bereichen Einfluss nehmen sollte, statt sich aus der Produktion zurückzuziehen. „Greenwashing der Siemens AG auf Kosten der Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen werden wir nicht akzeptieren!“, betont sie.

Betroffen sind in Deutschland rund 2.100 Mitarbeiter, davon etwa 800 in Nürnberg. Für Unruhe am gesamten Standort Vogelweiherstraße sorgt eine Liste mit Mitarbeitern aus anderen Bereichen des Werks, die der LDA zugewiesen werden sollen, damit diese Sparte selbstständig arbeiten kann. „Im Oktober standen rund 280 Leute auf dieser Liste, inzwischen sind es knapp 400“, berichtet Donn. „Der Betriebsrat hat das aber mit Unterstützung eines Rechtsanwalts vorerst stoppen können, da Versetzungen mitbestimmungspflichtig sind.“

Wie es in dieser Frage weitergeht, ist noch offen. Fest steht aber schon jetzt, dass nicht nur diejenigen Beschäftigten besorgt sind, die in der Großmotorensparte arbeiten oder auf der Mitarbeiterliste für den Wechsel dorthin stehen. Auch die übrigen Beschäftigten in den anderen Bereichen des Werks fragen sich, wie es um die Zukunft ihrer Sparten bestellt ist, wenn Kollegen zugunsten der LDA abgezogen werden sollen. "Eine gut funktionierende Fabrik soll mutwillig in kleine Teile zerschlagen werden", kritisiert Roland Wehrer, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Nürnberg. Das Kundgebungsmotto „Die Hütte brennt“ drückt daher neben dem geforderten Verbleib der LDA bei Siemens auch die Sorge um den ganzen Standort aus.

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